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Porr: Eineinhalb Jahrhunderte im Baugeschäft

Von Karl Leban

Wirtschaft
In Doha, der Hauptstadt von Katar, wo 2022 die Fußball-WM stattfindet, baut die Porr derzeit gemeinsam mit einer Partnerfirma das Al-Wakrah-Stadion.
© Porr

Der Porr-Konzern feiert am Montag sein 150-Jahr-Jubiläum. Die Liste der von ihm errichteten Prestige-Bauten ist lang.


Wien. 1869 war das Jahr der Eröffnung des Sueskanals und auch das Jahr, in dem der französische Chemiker Hippolyte Mége-Mouriès die Margarine erfand. Kaiser Franz Joseph stand damals als Oberhaupt des noch jungen Doppelstaates Österreich-Ungarn in seinem 39. Lebensjahr. 1869 war aber auch das Jahr, in dem in Wien die Allgemeine österreichische Baugesellschaft gegründet wurde, die heute unter dem Namen Porr firmiert, nun 150 Jahre alt ist und mit 4,3 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 18.400 Mitarbeitern als Österreichs zweitgrößtes Bauunternehmen nach der Strabag gilt.

Die Gründung wurde im Amtsblatt zur "Wiener Zeitung" vom 6. April 1869 unter der Rubrik "Firma-Protokollirungen (sic)" vermeldet. Dort hieß es unter anderem, dass die Firma eine Aktiengesellschaft ist und "Bauten aller Art" ausführt. Ein weiterer Zweck der Gesellschaft ist "die Übernahme der Ausführung und Leistung von Staats- und Kommunalbauten".

Das Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz hat das Unternehmen in den Jahren 1907 bis 1909 erbaut.
© Porr

Informiert wird aber auch über die Höhe des Grundkapitals, das laut der Kundmachung 20 Millionen Gulden österreichischer Währung beträgt und durch 100.000 auf den Inhaber lautende Aktien à 200 Gulden österreichischer Währung gebildet wird. Zur geschäftlichen Leitung des neuen Unternehmens wird ferner bekanntgegeben: "Vorstand der Gesellschaft ist der Verwaltungsrath (sic), welcher aus 15 Mitgliedern besteht, die von der Generalversammlung auf 5 Jahre gewählt werden." In weiterer Folge werden die Namen dieser 15 Mitglieder aufgelistet.

Österreichs ältestes börsennotiertes Unternehmen

Noch im Gründungsjahr - am 8. April - erfolgte die Erstnotiz an der Wiener Börse, womit die Porr Österreichs ältestes börsennotiertes Unternehmen (das 150-jährige Bestehen wird deshalb am kommenden Montag gefeiert).

Einer der ersten Aufträge der damaligen Allgemeinen österreichischen Baugesellschaft bestand im Ausbau der Pferdeeisenbahn von Linz nach Budweis, eines auf Schienen laufenden Verkehrsmittels, bei dem Pferde als Zugtiere dienten. 1873 errichtete das Unternehmen sieben Ausstellungspavillons und zahlreiche Hotels für die Weltausstellung in Wien. Es folgten weitere Aufträge in vielen Teilen der Donaumonarchie. Für die Errichtung etlicher Ringstraßenbauten in Wien zeichnete die Vorläuferfirma der Porr ebenfalls verantwortlich, in den Jahren 1907 bis 1909 baute sie etwa das Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz, wo die Industriellenvereinigung als Interessenvertretung der heimischen Industrie noch heute ihren zentralen Sitz hat.

Zu ihrem heutigen Namen kam die Porr in der Zwischenkriegszeit. 1927 fusionierte die Allgemeine österreichische Baugesellschaft mit der A. Porr Betonbauunternehmung GesmbH - einer Firma, die 1908 von Arthur Porr, einem Pionier des Betonbaus, mitgegründet wurde - und firmierte fortan unter "Allgemeine Baugesellschaft - A. Porr Aktiengesellschaft". 1930 baute das Unternehmen die Großglockner-Hochalpenstraße. Daneben hatte es in der Ersten Republik auch mit vielen anderen Bauprojekten zu tun - vor allem mit der Errichtung von Kraftwerksanlagen, Industriebauten sowie Straßen- und Bahninfrastruktur.

Beteiligung am Wiederaufbau Österreichs

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich die Porr am Wiederaufbau Österreichs. Zu den besonderen Aufträgen dieser Zeit zählten zum Beispiel die Errichtung des Kraftwerks Kaprun oder der Wiederaufbau der Wiener Staatsoper, aber auch die Errichtung markanter Büro- und Geschäftshäuser in den 1960er Jahren wie etwa des Ringturms in Wien. In der Folge war die Porr auch immer wieder Generalunternehmer für nationale Großprojekte. 1973 etwa erfolgte der Bau des Vienna International Center, der Wiener UNO City.

In den 1980er Jahren dehnte der Konzern seine Geschäftsaktivitäten dann auch auf Osteuropa aus, wobei Polen und Tschechien heute neben Österreich, Deutschland und der Schweiz sogar als Heimmärkte definiert sind.

Auch am Koralmtunnel baut die Porr mit.
© Harry Schiffer Photodesign

Ebenfalls ein bedeutender Aspekt in der Firmengeschichte: Im Jahr 2000 avancierte die Porr zum Mehrheitseigentümer der Teerag-Asdag, der wichtigsten Straßenbaufirma Österreichs. Zehn Jahre später erwarb sie die Teerag-Asdag-Anteile der Wiener Stadtwerke und wurde damit Alleineigentümer.

Porr-Chef ist seit Herbst 2010 Karl-Heinz Strauss. Er trat an, um den Konzern umzubauen, auf das Kerngeschäft zu fokussieren und so besser aufzustellen. Im Zuge einer größeren Neustrukturierung spaltete Strauss 2014 die Immobiliensparte ab, womit die Porr zu einem reinen Bauunternehmen wurde. Bereits im Jahr davor war ihr Firmenname von Allgemeine Baugesellschaft - A. Porr AG auf Porr AG geändert worden.

Der Bürokomplex "The Icon Vienna" am Wiener Hauptbahnhof geht auf das Konto der Porr.
© Philipp Derganz

Inzwischen ist Strauss auch größter Einzelaktionär des Unternehmens, nachdem er der Bank Austria 2012 für rund 80 Millionen Euro deren 38-Prozent-Anteil abgekauft und seinen Anteil damit auf 44 Prozent aufgestockt hat. An der Börse ist die Porr als Gesamtunternehmen derzeit mehr als 625 Millionen Euro wert.