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Handel zieht wieder mehr junge Leute an

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Freude am Beraten und Verkaufen: Eine Ausbildung im Einzelhandel wird wieder attraktiver, zeigt die Lehrlingsstatistik.
© a

Rund 100 Jugendliche machen die neue E-Commerce-Lehre, im Herbst kommt die "Sportgerätefachkraft".


Wien. Bei der Suche nach Lehrlingen holt der heimische Handel die Jugendlichen dort ab, wo sie zuhause sind: bei den sozialen Medien. Eine erste Image- und Info-Kampagne auf Snapchat und Facebook kam gut an, sie wird daher im Herbst fortgesetzt, berichtete Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) vor Journalisten.

Die Trendumkehr bei den Lehrlingszahlen im Handel, die im vergangenen Jahr eingesetzt hat, hält auch heuer an. Im April 2019 habe es im Vergleich zum April 2018 um 5,2 Prozent mehr Handels-Lehrlinge im ersten Lehrjahr gegeben, freut sich Buchmüller, der in Salzburg zwei Adeg-Märkte betreibt. Rund 100 Jugendliche absolvieren österreichweit die neu geschaffene E-Commerce-Lehre, ab September soll der neue Lehrberuf "Sportgerätefachkraft angeboten werden. Dabei steht die individuelle Anpassung und Servicierung von Sportgeräten und -schuhen im Vordergrund.

Weiters gibt es den neuen Ausbildungsschwerpunkt "Digitaler Verkauf" als zusätzliches Angebot für Lehrlinge und Ausbilderbetriebe im Einzelhandel, um dem digitalen Wandel Rechnung zu tragen. Schon jetzt werden mehr als 500 Teilnehmer gezählt.

Zweitgrößter Lehrlingsausbilder

Der Handel ist nach dem Gewerbe der zweitgrößte Lehrlingsausbilder in Österreich. Zu Spitzenzeiten wurden noch 20.000 junge Leute im Verkauf geschult, derzeit sind es 15.000, Tendenz steigend. Bei den jüngsten Kollektivvertragsverhandlungen im Handel einigten sich Wirtschaftskammer und Gewerkschaft auch auf eine Erhöhung der Lehrlingsentschädigung - ein Begriff, den Wirtschaftsministerin Margatete Schramböck in "Lehrlingseinkommen" ändern will.

Angehende Einzelhandelskauffrauen und -männer bekommen seit Jahresbeginn im ersten Lehrjahr 650 Euro brutto im ersten Lehrjahr. Im zweiten Jahr sind es 820 Euro, im dritten 1000 Euro und im vierten 1150 Euro. "Mit der Industrie können wir nicht mithalten", sagt Buchmüller. Den oft geäußerten Vorwurf, der Handel nutze Lehrlinge als billige Arbeitskräfte aus, weist Buchmüller einmal mehr zurück und betont, dass die Lehrlinge etwa zwei Monate im Jahr nicht in den Betrieben anwesend seien, weil sie im Rahmen der dualen Ausbildung auch die Berufsschule besuchen müssten.

Wie berichtet geht die Reform des Kollektivvertrages für 400.000 Handelsangestellte in die nächste Runde. Heißes Eisen bei einer nächste Woche stattfindenden Klausur ist dabei die Zuschlagsregelung, die die Unternehmen teuer kommt. Am Sonntag etwa muss der Handel seinen Angestellten das Doppelte bezahlen. Auch am Abend ab 18.30 Uhr und am Samstag ab 13 Uhr sind Zuschläge fällig. Seit Jahresbeginn gibt es im Handels-KV einen Rechtsanspruch auf die Vier-Tage-Woche. Auch dieser trage dazu bei, dass im Handel zu arbeiten attraktiver werde, sagt Buchmüller.