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Verkorkstes Jahr für Voestalpine

Von Karl Leban

Wirtschaft

Gewinn fast halbiert - wegen abflauender Konjunktur, Produktionsausfällen und Verwerfungen am europäischen Automarkt.


Wien. Mehr als 15 Jahre ist Wolfgang Eder an der Vorstandsspitze des börsennotierten Stahltechnologiekonzerns Voestalpine gestanden. Am 3. Juli, dem Tag der Jahreshauptversammlung des Linzer Unternehmens, geht seine Ära zu Ende, da übergibt der 67-jährige Top-Manager das Zepter an seinen Vorstandskollegen Herbert Eibensteiner, um anschließend in den Aufsichtsrat zu wechseln. Die Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Wien war jedenfalls Eders letzte. Besonders gute Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März) hatte der erfolgsverwöhnte Voestalpine-Chef dabei jedoch nicht zu vermelden.

Zwar stieg der Umsatz im Jahresvergleich um gut fünf Prozent auf den neuen Rekord von 13,56 Milliarden Euro, und auch die Beschäftigung lag mit weltweit rund 51.900 Mitarbeitern auf Höchstniveau. Beim Gewinn musste der oberösterreichische Industrie-Riese aber große Abstriche machen. Unterm Strich verdiente er 458,6 Millionen Euro - um mehr als 44 Prozent weniger als im Geschäftsjahr 2017/18. Dies bedeutet auch weniger Geld für die Aktionäre: Die Dividende soll nun um gut ein Fünftel auf 1,10 Euro pro Anteilsschein zurückgefahren werden.

Viele Klötze am Bein bremsten

Dass der Jahresgewinn 2018/19 stark rückläufig war, hat mehrere Gründe. Als belastende Faktoren nannte Eder die turnusmäßig notwendige Erneuerung eines Großhochofens in Linz, die im Sommer erfolgte und das Ergebnis um 160 Millionen Euro schmälerte, sowie zwei teure Betriebsstillstände im Eisenschwamm-Werk im US-Bundesstaat Texas, bedingt durch ein Gasrohrgebrechen und eine Überschwemmung. Zudem verwies der scheidende Vorstandsvorsitzende auf Rückstellungen rund um ein in Deutschland laufendes Kartellverfahren im Bereich Grobbleche (Eder rechnet mit einer Geldstrafe - entweder noch vor oder nach dem Sommer). Ins Treffen führte er aber auch unerwartet stark erhöhte Anlaufkosten für das neue US-Autozulieferwerk am Standort Cartersville (Georgia).

Ferner litt der Konzern 2018/19 unter den Verwerfungen am europäischen Automarkt infolge neuer Abgasnormen, mehr als ein Drittel seines Umsatzes macht er hier mit Zulieferungen. Erschwerend hinzu kam laut Eder ein zunehmendes Abflauen der globalen Konjunktur - nicht zuletzt wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie wegen der "endlosen" Brexit-Verhandlungen.

Vor diesem Hintergrund rechnet Eibensteiner auch für 2019/20 mit kräftigem Gegenwind. "Wir werden natürlich darauf reagieren", sagte der künftige Voestalpine-Chef. Bei den Investitionen etwa will er jetzt "leiser treten". Für das laufende Wirtschaftsjahr geht Eibensteiner von einem "stabilen" Betriebsergebnis (Ebitda) aus.