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Lenzing lässt eine Milliarde springen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Lyocell-Fasern werfen für den Konzern höhere Margen ab, deshalb will er in Thailand mehrere Produktionsanlagen bauen.


Wien/Lenzing. Der Textilfaserhersteller Lenzing treibt seine Expansion im Ausland voran. In Thailand will der oberösterreichische Großkonzern in den kommenden Jahren insgesamt mehr als eine Milliarde Euro in neue Produktionsanlagen für Lyocell-Fasern investieren. In einem ersten Schritt wird Lenzing in Prachinburi, 150 Kilometer östlich von Bangkok, für rund 400 Millionen Euro eine Anlage mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen bauen. Diese Anlage, für die nun die Genehmigung erteilt worden sei, werde die "weltweit größte ihrer Art" sein, teilte das in Lenzing im Bezirk Vöcklabruck ansässige Unternehmen am Mittwoch mit.

Lyocell ist eine Spezialfaser, die aus Zellulose hergestellt wird. Sie wirft für Lenzing höhere Gewinn-Margen ab als Viskosefasern, bei denen die Preise sehr volatil sind. Verwendet wird Lyocell etwa für die Herstellung von Jeans- und Blusenstoffen, Sport-Funktionstextilien, Arbeitsbekleidung, Unterwäsche und Bettartikel sowie als Vliesstoff für Hygiene- und Kosmetikartikel. Mit dem Ausbau der Produktion wolle Lenzing der guten Nachfrage nach Lyocell Rechnung tragen, die Führungsposition am Markt für Spezialfasern festigen und sich von den Preisschwankungen bei Viskosefasern unabhängiger machen, heißt es in der Konzernzentrale.

Der Produktionsstart der Anlage in Prachinburi, für die zirka 700 Mitarbeiter vorgesehen sind, ist für das zweite Halbjahr 2021 geplant. Dass die Standortwahl auf Thailand fiel, hat vor allem damit zu tun, dass Asien der wichtigste Markt für Lenzing ist.

Harter Sparkurs vor fünf Jahren

In der Vergangenheit hatte das im Jahr 1938 gegründete Unternehmen immer wieder unter einem Preisverfall bei Viskosefasern zu leiden (Viskosefasern sind Chemiefasern aus regenerierter Zellulose). 2013 und 2014 etwa sah sich das Management gezwungen, einen harten Sparkurs zu fahren und dabei hunderte Jobs zu kappen. Dass es seither aufwärtsgeht, lässt sich auch daran ablesen, dass der börsennotierte Konzern in den vergangenen Jahren wieder damit begonnen hat, für Wachstumsprojekte Geld in die Hand zu nehmen. Wobei Spezialfasern wie Lyocell, mit denen mittlerweile schon fast die Hälfte des Umsatzes generiert wird, eine zentrale Rolle spielt.

Wie es bei Lenzing heißt, soll hier der Ausbau der Produktion auch in anderen Teilen der Welt weiter forciert werden - etwa in den Vereinigten Staaten, wo der Lyocell-Ausbau in Mobile (Alabama) vor dem Hintergrund des Handelskriegs zwischen den USA und China vorläufig aber auf Eis gelegt ist. Aktuell produziert Lenzing insgesamt rund 250.000 Tonnen Lyocell-Fasern pro Jahr, und zwar in vier Fabriken. Neben dem US-Standort Mobile sind das Heiligenkreuz (Burgenland), Lenzing und Grimsby (England).

2,2 Milliarden Euro Umsatz

2018 setzte Lenzing mit weltweit mehr als 6800 Mitarbeitern (davon 3200 in Österreich) 2,18 Milliarden Euro um. Daraus resultierte ein Nettogewinn von 148,2 Millionen Euro. Mehrheitsaktionärin der Lenzing AG ist die B & C Privatstiftung mit 50 Prozent plus einer Aktie. Die Oberbank in Linz hält 3,8 Prozent der Anteile, die restlichen 46,2 Prozent sind breit im Börsenpublikum gestreut.