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Business-Ideen gegen den Klimawandel

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© öklo

Beim Start-Up-Wettbewerb "greenstart" werden die Shootingstars der heimischen Green Economy gesucht.


Wien. Effektiver Klimaschutz ist ein Gebot der Stunde, und anders als die Politik hat die Green Economy das heiße Thema längst angepackt. Wie üppig grüne Geschäftsideen auch hierzulande sprießen, belegt der Start-Up-Wettbewerb "greenstart". Ziel der Initiative des Klima- und Energiefonds ist es, Öko-Start-Ups und ihre klimaschonenden Geschäftsideen auf dem Weg zur Marktfähigkeit zu begleiten.

Dafür wurden heuer bereits zum vierten Mal zehn grüne Gründer bei der Entwicklung eines Businessplans unterstützt. Das Preisgeld von je 15.000 Euro ging an jene drei Jungunternehmer, die von einer Fachjury und durch Online-Voting als "die Besten der Besten" ausgewählt wurden. "Die Initiative greenstart entwickelt sich mehr und mehr zu einer der wichtigsten Kommunikations- und Vernetzungsdrehscheiben der Start-Up-Szene in Österreich", sagt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. "Mittlerweile haben wir 40 Jungunternehmen begleitet, von denen sich der Großteil bis heute sehr erfolgreich am Markt etablieren konnte.".

Ein grüner Shootingstar heuer ist "öKlo". Egal ob auf Baustellen, Jahrmärkten, oder auf Musikfestivals - mobile Toiletten kommen an vielen Orten zum Einsatz - und dort nicht selten an ihre hygienischen Grenzen. Als Festivalbesucher kannten Niko Bogianzidis und sein Team das Problem mit verdreckten Sanitäranlagen nur gut. Also machten sich die Wolkersdorfer daran, eine ökologische Toilette zu entwickeln, auf der man sich auch wohlfühlen kann. Anstatt mit Wasser funktioniert das "öKlo" mit Sägespänen, wodurch Chemie vermieden, und Gerüche gebunden werden. Außerdem tragen die Sägespäne zur Umwandlung der Feststoffe bei.

Das "öKlo"-Team hat dafür ein Verfahren entwickelt, mit dem Ziel, auch das Endprodukt dieser Umwandlung künftig zu verwerten. Der Strom für die Innenbeleuchtung wird klimafreundlich mittels Photovoltaik erzeugt. Die ressourcenschonenden "öKlos" kann man kaufen oder mieten, auch eine rollstuhltaugliche Version ist im Angebot. Dass das "öKlo" weder einen Wasser- noch einen Kanalanschluss, und so auch keinen LKW zur Entleerung der Senkgrube braucht, sind weitere Pluspunkte. "Wir arbeiten an einem "öKlo" für Innenräume", so Bogianzidis. "Wir alle verwenden daheim derzeit ein Drittel unseres Trinkwassers für die WC-Spülung. Das muss nicht sein. In dünn besiedelten Regionen kommt noch dazu, dass "öKlos" den Gemeinden weitaus kostengünstiger kommen als Kanalbauten."

Nachhaltiger Plastikabfall

Aufgefallen ist auch das Start-Up "plasticpreneur". Plastik ist mittlerweile überall, leider auch dort, wo es nicht hingehört - zum Beispiel im Meer oder in Lebensmitteln. Als BWL-Studenten Sören Lex vor einigen Jahren Urlaub in Uganda machte, und dort das Problem mit dem Plastikabfall hautnah erlebte, kam ihm eine zündende Idee: Man könnte die Kunststoffabfälle doch nutzen, um damit vor Ort einfache Produkte herzustellen. "So bekommt der Abfall einen Wert und wird gesammelt statt weggeworfen. Arbeitsplätze entstehen und es können Dinge hergestellt werden, die im alltäglichen Leben in Afrika fehlen oder für die Menschen unerschwinglich sind", erklärt Lex das Prinzip seiner Geschäftsidee.

Mit "plasticpreneur" entwickelten Lex und sein Team einfache und kostengünstige Maschinen zur Verarbeitung von Plastikmüll. Das Konzept ist schlicht: Nachdem das Plastik gesammelt, sortenrein getrennt und gewaschen wurde, kommen ein Schredder und je nach Produkt - zum Beispiel Lineale, Schultaschen und Wäscheklammern - eine Spritzgussmaschine oder ein Extruder zum Einsatz. Dass die "plastikpreneur"-Maschinen auch in Europa Potenzial haben, zeigt die Nachfrage aus England, Italien und Frankreich, wo man bereits Plastikmüll aus dem Meer auf diese Weise wiederverwertet.

Klimaschonende Investments

Ein weiteres Projekt ist "Cleanvest". Während beim Lebensmitteleinkauf nachhaltige Produkte mittlerweile leicht zu identifizieren sind, ist das bei Finanz- und Versicherungsprodukten weit schwieriger. Um dies zu ändern hat Armand Colard bereits 2010, er war damals Mitarbeiter beim WWF, gemeinsam mit namhaften Organisationen ein Bewertungsmodell für Investmentprodukte entwickelt. Seit 2015 versorgt seine ESG Plus GmbH (ESG+) institutionelle Investoren aus dem Banken- und Versicherungssektor mit Nachhaltigkeitsdaten.

Im Frühjahr 2019 haben Colard und sein Team nun die Online-Plattform "Cleanvest by ESG+" gestartet. "Im ersten Schritt möchten wir Kleinanlegern einfach verständliche Bewertungen zu 2000 Fonds österreichischer Kapitalanlagegesellschaften kostenlos zugänglich machen", sagt Colard. Auf der Plattform kann nach Positivkriterien wie klimaschonenden oder sozial nachhaltigen Investments gesucht werden. Negativ bewertet werden Fonds, die in fossile Energie, Atomkraft oder in Waffenproduktion investieren, bei denen Kinderarbeit im Spiel ist oder bedrohte Tierarten gefährdet werden. Wer nachhaltig investieren möchte, sollte sich umfassend informieren, rät Colard: "Es gibt Fonds auf dem Markt, die in Hinblick auf nachhaltige Kriterien gut aufgestellt sind, es aber nicht kommunizieren, und es gibt Fonds, die als nachhaltig gelistet sind, aber in unseren Bewertungen eher mäßig abschneiden."

Website des Wettbewerbs "greenstart"