Die Stadt wird immer enger. Neben Reisebussen, SUVs und Carsharing-Autos mühen sich die Bewohner zu Fuß, mit dem Rad oder dem E-Roller durch die Gassen. Der Ausweg scheint für manche nun vor allem nach oben zu gehen. Fliegen statt Fahren könnte bald auch in Österreich Realität werden. Die ersten pilotfreien Lufttaxis werden bereits entwickelt und getestet - doch wie soll diese neue Art des Stadtverkehrs in der Luft geregelt werden?

In Europa muss ein Regelwerk hierfür noch geschaffen werden. Bis wann genau die Regulierung steht, ist noch unklar. "Das lässt sich derzeit nicht wirklich konkret beantworten, weil hier noch einige Fragen offen sind", heißt es von der österreichischen Luftfahrtaufsichtsbehörde Austro Control.

Zuständig für die Entwicklung des Lufttaxi-Regulativs ist die im Jahr 2002 gegründete Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) mit Sitz in Köln. Derzeit liegen laut Austro Control "einige Anträge" für Erprobungsbewilligungen in Österreich für unbemannte Luftfahrzeuge vor. "Die Verfahren dazu sind im Laufen und befinden sich derzeit in der Phase eines Safety und Risk-Assessments", heißt es.

Der oberösterreichische Flugzeugkomponentenhersteller FACC, der mehrheitlich in chinesischem Eigentum steht, und das chinesische Technologieunternehmen EHang entwickeln gemeinsam ein pilotenfreies E-Lufttaxi. Die Serienproduktion soll im kommenden Jahr starten.

Den ersten Testflug in Österreich absolvierte das von FACC produzierte autonome EHang-Luftfahrzeug im April dieses Jahres in der Wiener Generali Arena. Die Linz AG will 2020 gemeinsam mit FACC und EHang über der Stadt mit einer Teststrecke für E-Lufttaxis starten. In Kärnten sollen im Rahmen einer Kooperation für autonome Lufttaxis mit EHang bis Ende 2023 Projekte in den Bereichen Tourismus, Nahverkehr und Warentransport entwickelt werden.

Keine Alternative
für die Masse

Pilotenfreie Luftfahrzeuge würden nicht Autos, Busse oder Züge ersetzten, aber eine Transportalternative bieten, sagte FACC-Chef Robert Machtlinger bei der Digitalisierungskonferenz Darwin’s Circle in Wien. "Es wird eine Ergänzung sein." Machtlinger sieht großes Potenzial für autonome Luftaxis vor allem in dicht besiedelten Millionenstädten. Weitere potenzielle Einsatzgebiete für die autonomen Luftfahrzeuge seien etwa das Versorgen von Ölplattformen mit Material und Werkzeugen, wodurch teure Helikopterlieferungen ersetzt werden könnten.

EHang rührt derzeit weltweit die Werbetrommel für seinen autonomen Multicopter. Die Betriebskosten seien im Vergleich zu Helikoptern deutlich niedriger, sagte EHang-Manager Felix Lee. In China betreibe man bereits Teststrecken in größeren Städten. In Malaysia gebe es großes Interesse, Inseln mit autonomen Luftfahrzeugen zu verbinden.

Rund 300.000 Euro kostet das 360 Kilo schwere, mit 16 Elektromotoren und 16 Rotoren ausgestattete autonome EHang-Fluggerät, das zwei Personen befördern kann. Die Akkus für diese achtarmige Drohne reichen für eine Distanz von rund 50 Kilometern.

Die Technik ist bereits sehr weit - für den Betrieb von autonomen Luftfahrzeugen in Europa wird laut Austro Control jedoch ein eigenes Verkehrsmanagementsystem benötigt, und dazu wird auf europäischer Ebene derzeit geforscht.

Die unbemannten Fluggeräte sollen sich zunächst in einer Höhe von bis zu 120 Metern bewegen. Laut Austro-Control sind noch zahlreiche Fragen offen, unter anderem zu Start-, Lande- und Sperrzonen und Betriebszeiten sowie der Erkennung von Hindernissen und anderen Verkehrsteilnehmer.

Ab 2035 volle Integration
in den Luftraum

Ab dem Jahr 2035 soll laut dem Zeitplan der Europäischen Kommission die volle Integration von unbemannten Luftfahrzeugen in den kontrollierten Luftraum mit bemannter Luftfahrt abgeschlossen sein.

Ab 2022 soll es Unterstützungsdienstleistungen für den Drohnen-Flug geben, etwa Flugplanung, Flugbewilligungen und -freigaben und dynamische Luftrauminformationen. Später sollen dann ab 2027 Services wie Kollisionsvermeidung und Kapazitätsmanagement in hochfrequentierten Gebieten folgen.

Wie sich die künftigen Kunden der Flugtaxis das Fliegen von A nach B vorzustellen haben, bleibt ebenfalls offen. Denkbar sind Linien, die analog zu Bus- und Straßenbahnverkehr laufen. Das individuelle Bestellen eines Taxis an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit wird wohl schwieriger. Auch die Kosten, die für einen Flug mit der Riesendrohne anfallen. (apa)