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Cerberus bei Bawag bald Geschichte

Von Karl Leban

Wirtschaft

Der langjährige Hausherr aus den USA ist im Begriff zu gehen. Nur noch 12 Prozent hält er an der nun börsennotierten Bank.


Vor zwölfeinhalb Jahren hat die amerikanische Investmentgesellschaft Cerberus dem ÖGB dessen skandalgebeutelte Bank, die Bawag, um 3,2 Milliarden Euro abgekauft. Erklärtes Ziel des neuen Eigentümers war es, das angeschlagene Kreditinstitut zunächst fit zu trimmen und dann - im Zuge seines Verkaufs - nach fünf bis sieben Jahren mit einem stattlichen Gewinn wieder auszusteigen. Da sich die Sanierungserfolge bei der Bawag aber erst nach der Staatsschuldenkrise einzustellen begannen, war Cerberus gezwungen, länger an Bord zu bleiben. Nach mehreren größeren Rückzugsschritten seit 2012 ist inzwischen aber auch mit dem letzten des langjährigen US-Hausherren zu rechnen - und das vermutlich schon bald.

Hatte Cerberus nach der Mitte Mai 2007 erfolgten Bawag-Übernahme zunächst 90 Prozent der Anteile kontrolliert, waren es ab 2012 rund 52 Prozent - nach einem Teilverkauf, bei dem der US-Vermögensverwalter Golden Tree als neuer Großaktionär hereingenommen wurde. Weitere Anteile versilberte der "Höllenhund" dann beim Börsengang der Bawag im Herbst 2017, nachdem es nicht gelang, das Institut an einen Interessenten aus dem Bankensektor zu verkaufen (als möglicher Käufer war die spanische Banco Santander kolportiert worden).

Heuer setzte sich der bisherige Rückzug auf Raten fort. Zwei Mal - im Mai und Ende Oktober - verkaufte Cerberus Bawag-Aktien via Börse im großen Stil (angeblich um mehr als 800 Millionen Euro), sodass die Beteiligung von 35 auf zuletzt 12,2 Prozent fiel.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich der US-Finanzinvestor auch dieses Restpaket nicht lange behalten wird. "Ich rechne damit, weil sie (Cerberus, Anm.) schon länger bei der Bawag drin sind, als sie sein wollten", sagt etwa der Wiener Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. Dass die Amerikaner ihre Aktien etappenweise abstoßen, überrascht den Börsenexperten nicht weiter: "Die wollen beim Preis einen nicht zu großen Abschlag haben." Gemessen am Börsenwert der Bawag von derzeit 3,77 Milliarden Euro bringt der von Cerberus noch gehaltene Anteil von 12,2 Prozent fast 460 Millionen Euro auf die Waage.

Bawag seit Ende Oktobermehrheitlich in Streubesitz

Dass die von dem Trump-Vertrauten Stephen Feinberg gegründete und gemanagte Investmentgesellschaft vor knapp einem Monat ein 13,5-prozentiges Anteilspaket auf den Markt warf, hat den Streubesitz bei der Bawag im Übrigen hinaufkatapultiert - auf 57,8 Prozent. Damit sind die Anteile an der einstigen Gewerkschaftsbank nun mehrheitlich in den Händen von Publikumsaktionären, was im Gegensatz zu anderen börsennotierten Banken in Österreich nebenbei bemerkt auch bei der Erste Group der Fall ist.

Dass dadurch für die Bawag die Gefahr einer feindlichen Übernahme besteht, glaubt Rasinger nicht. "Der Hunger, Banken in dieser Größenordnung zu übernehmen, ist nicht gegeben", so der Chef des Interessenverbandes für Anleger. "Banken sind keine Wachstumsbranche." Rasinger verweist hier auf den hohen Wettbewerbsdruck und den Zwang, viel Geld in die Digitalisierung stecken zu müssen, aber auch auf das anhaltende Zinstief, das auf den Erträgen der Institute lastet.

Trotzdem scheint die Bawag mit diesem schwierigen Umfeld relativ gut zurechtzukommen. Nach den von Cerberus verordneten Fitnessprogrammen gilt die Bank jedenfalls als hoch profitabel. Die Cost-Income-Ratio, das Verhältnis der Kosten zu den Erträgen, lag zuletzt bei 42,7 Prozent - aus der Sicht von Analysten ein "exzellenter Wert". Aktuell hat die auf Österreich und Deutschland fokussierte Bank knapp 3000 Mitarbeiter und gut 2,2 Millionen Kunden. Mit rund 44,4 Milliarden Euro Bilanzsumme ist die Bawag hierzulande die viertgrößte Bank. Heuer soll der Gewinn vor Steuern von 572,7 auf mehr als 600 Millionen Euro steigen.

Ihren Aktionären hat die Bawag versprochen, jedes Jahr Dividenden in der Höhe von 50 Prozent des Nettogewinns zu zahlen. Das ist relativ viel, zuletzt lag die Dividendenrendite bei hohen 5,8 Prozent. Vor diesem Hintergrund rechnet Rasinger jedenfalls nicht damit, dass neben Cerberus auch der nunmehr größte Einzelaktionär Golden Tree, der als Vermögensverwalter für seine Klientel stets auf gute Veranlagungen setzen muss, der Bawag alsbald den Rücken kehrt.