Mit "extrem heiklen Themen", die "viele Emotionen auslösen", müssen sich auch wieder einmal seine Mitarbeiter auseinandersetzen. Er löst den fixen Sitzplatz auf, wandelt die Bürozimmer in Großraumbüros um, wo jeden Morgen ein neuer Platz gesucht werden muss. "Wir denken den gesamten Bankenbetrieb neu und fangen gleich bei uns an", sagt Treichl. Auch er setzt sich ins Großraumbüro.

Doch so sehr er Bescheidenheit einerseits vorführt, so großspurig wird die Erste andererseits zur Schau gestellt. 2016 wird das neue Hauptquartier an der Stelle des ehemaligen Südbahnhofs bezogen. Der Erste Campus sei nichts weniger als die "modernste Konzernzentrale Österreichs", die sich "der üblichen Hermetik" von Bankzentralen entziehe. Den benachbarten Hauptbahnhof der Bundeshauptstadt stellt sie in den Schatten.

Treichl schafft es, die Imagedellen aus der Wirtschaftskrise auszubügeln, er gibt wieder den Entertainer in Wirtschaftsforen und Podiumsdiskussionen, kritisiert lautstark die Wirtschaftspolitik. "Unser Steuersystem ist darauf ausgelegt, dass man so wenig wie möglich Gewinn ausweist, um so wenig wie möglich Steuern zu zahlen", sagt er. "Das hält Unternehmen jedoch davon ab, an den Kapitalmarkt zu gehen, weil dort müssten sie transparent sein." Er fordert das Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), kann sich die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer vorstellen, sofern die Einkommenssteuer gesenkt wird.

Das - heurige - Jahr seines Abschieds fällt mit dem 200-jährigen Geburtstag der Bank zusammen, der aufwendig inszeniert im Musikverein gefeiert wird. Zum Abschied fährt die Bank einmal mehr einen Milliardengewinn ein.

Treichl wechselt nun von der Spitze des Finanzinstituts in den Aufsichtsrat der Stiftung. Er will sich nun gesellschaftspolitischen Aufgaben widmen, sich um die Verlierer der Gesellschaft kümmern. Geldadel verpflichtet, das hat er einst in der Salmgasse von seinen Eltern gelernt, einen bisschen Charity, das gehört sich halt. Außerdem will er sich dafür einsetzen, dass Finanzbildung im Lehrplan verankert wird.

Und der Schatten des Vaters? Den hat er abgelegt, auch, wenn er sich noch immer an ihm misst. Gerne betont Andreas Treichl: Die Erste gibt es noch, die Creditanstalt nicht mehr.