Die Wiener Wirtschaftskammer refundiert bei der SVS versicherten Unternehmern den Selbstbehalt bei Arztbesuchen – rückwirkend mit 1.1.2020. Das erklärte Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck am Mittwoch. Freilich ein gutes Wahlkampfzuckerl für die bevorstehende Wirtschaftskammerwahl im März.
Allerdings ist diese Maßnahme an eine Bedingung geknüpft: Die Unternehmer müssen sich regelmäßig einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen und mit dem Arzt vereinbarte Gesundheitsziele erreichen. Oder wie es Ruck in "Wirtschaftssprache" ausdrückte: "Wir sind der Meinung, dass die Investition in die eigene Gesundheit mehr Erträge bringt. Der Körper zahlt das mit großer Rendite zurück".
Programm schon seit 2012
Das von der Wirtschaftskammer initiierte Vorsorgeprogramm "Selbstständig gesund" gibt es eigentlich schon seit 2012. Bei Absolvierung dieses Programms mussten die Versicherten der SVS (vormals SVA) bisher nur 10 statt 20 Prozent Selbstbehalt bei einem Arztbesuch bezahlen. Jetzt sollen auch die letzten 10 Prozent wegfallen.
Eine Million Euro Kosten
Haben von bisher Wiener 70.000 Unternehmern 8000 dieses Angebot in Anspruch genommen, so geht Ruck von einer Steigerung auf 20.000 innerhalb der kommenden zwei Jahre aus. Der Kammerpräsident rechnet dafür mit zusätzlichen Kosten von einer Million Euro in diesem Zeitraum. Die Finanzierung sei durch die erfolgreich absolvierte Kammerreform möglich geworden – also durch die Zusammenlegung von zehn Standorten auf einen bzw. von 25 Abteilungen auf fünf. Die dadurch entstandenen Einsparungen würden durch die Senkung der Kammerbeiträge um 10 Prozent und der aktuellen Maßnahme an die Mitglieder der Kammer weitergegeben, so Ruck, der sich das auch für die anderen Landeskammern wünschen würde.
Gegen komplette Abschaffung
Von einer – wie schon so oft geforderten – kompletten Abschaffung des Selbstbehaltes hält Ruck nichts. "Das würde die Kosten sozialisieren und Sozialisierung führt immer zu einer Steigerung der Kosten", so Ruck. Die neue Regelung würde im Gegensatz dazu führen, dass die Unternehmer motiviert werden auf ihre Gesundheit zu achten, was wiederum der Wirtschaft zugute komme. Immerhin würden an den 70.000 Wiener Unternehmern rund 600.000 Arbeitsplätze hängen.
Konkret sieht das Programm eine Gesundheitsuntersuchung vor, bei der u.a. die Themen Blutdruck, Gewicht, Bewegung, Tabak und Alkohol angesprochen werden, wie der stv. Direktor der Wiener Wirtschaftskammer, Alexander Biach, der "Wiener Zeitung" erklärte. Dann würden mit dem behandelnden Arzt Zielvereinbarungen getroffen werden – z.B. Gewichtsreduktion, Einschränken von Rauch-und Trinkgewohnheiten. Hat der betroffene Unternehmer die Vereinbarungen nach sechs Monaten erfüllt, wird das der Wirtschaftskammer mitgeteilt und die refundiert – zumindest einmal für die nächsten drei Jahre – den Selbstbehalt für etwaig entstandene Arztkosten. Bei unter 40-Jährigen sind es zwei Jahre, bevor wieder die nächste Untersuchung ansteht.