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Kaputt, aber noch nicht am Ende

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Viele Dinge lassen sich wieder in Gang bringen. Die Reparaturkosten wirken aber auf die Verbraucher abschreckend.
© chandlervid85 - stock.adobe.com

Defekte Elektrogeräte gehören nicht in den Müll und lassen sich oft noch reparieren. Erfahrungen in einzelnen Bundesländern zeigen, dass Reparaturprämien bei der Bevölkerung gut ankommen.


Da freut man sich auf einen belebenden Espresso zum Wachwerden, aber die Kaffeemaschine streikt - für viele eine Horrorvorstellung. Doch zum Glück gibt es Kaffee auch außer Haus. Wenn hingegen das Display der Waschmaschine eine Fehlermeldung zeigt, ist echte Verzweiflung da. Es könnte aber noch schlimmer kommen, nämlich wenn das Handy plötzlich den Geist aufgibt.

Dinge gehen kaputt. Sie fallen hinunter und zerbrechen. Oder sie bekommen eine Delle. Oder sie funktionieren nach Ablauf der Garantie einfach nicht mehr, wie es bei Elektrogeräten oft der Fall ist. Das heißt aber nicht immer, dass sie schon am Ende ihres Lebens angelangt sind. Vieles lässt sich reparieren. Aber zahlt sich das aus? Selber herumbasteln - besser nicht. Zu einem Reparaturbetrieb gehen? Wenn das nur nicht so teuer wäre. Da kauft man sich am besten gleich ein neues Produkt: Willkommen in der Wegwerfgesellschaft.

116.500 TonnenElektroaltgeräte gesammelt

Doch nicht jeder kaputte Mixer landet gleich im Mistkübel. 116.500 Tonnen Elektroaltgeräte wurden 2018 österreichweit an den eigens dafür geschaffenen Stellen abgegeben, wobei die Steirer mit 13,82 Kilo je Einwohner am meisten sammelten. Wien bildete mit 6,48 Kilo pro Einwohner das Schlusslicht, geht aus Daten der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) hervor. Die in den Geräten enthaltenen Schadstoffe, Kunststoffe und Metalle werden in Verwertungsanlagen voneinander getrennt.

Umso ärgerlicher ist es, wenn Dinge, die vielleicht noch repariert werden könnten und deren Lebensdauer sich dadurch erhöhen könnte, gedankenlos im Hausmüll entsorgt werden.

Doch es geht auch anders. Die Stadt Graz, wo jährlich rund 2100 Tonnen Elektromüll anfallen, rief im November 2016 eine Förderung für die Reparatur von Elektrogeräten ins Leben und animiert so die Bevölkerung, funktionsunfähige Waschmaschinen, Kaffeautomaten, Mixer, Mobiltelefone & Co reparieren zu lassen. Pro Familie und Jahr wird seitdem ein Betrag von 50 Prozent der Reparaturkosten bis zu maximal 100 Euro rückerstattet, auch auf mehrere Reparaturen aufgeteilt.

Bewegte sich die Zahl der Anträge im ersten vollen Jahr noch im niedrigen dreistelligen Bereich, wurden 2018 bereits knapp über 1000 Anträge positiv bearbeitet. Im vergangenen Jahr waren es bereits 3000. Eine Bedingung für die Rückerstattung ist, dass die Reparaturen von Betrieben durchgeführt werden, die bei der Initiative "Graz repariert" oder im Reparaturführer Österreich gelistet sind. Die Anträge müssen zudem über ein Online-Formular eingereicht werden.

Das Land Oberösterreich folgte im September 2018 dem Beispiel der Grazer und zog mit einem ähnlichen Reparaturbonus nach. Das Land Steiermark übernahm das Grazer Modell ebenfalls, die Aktion lief von Jänner bis April 2019, dann waren die zur Verfügung gestellten 80.000 Euro zur Förderung von Reparaturen für Elektro-Haushaltsgeräte ausgeschöpft.

Auch Niederösterreich fördert Reparaturen mit bis zu 100 Euro, die Aktion startete im Juli 2019 und läuft am 31. März dieses Jahres aus. Über 100 Reparaturbetriebe in ganz Niederösterreich und ihr handwerkliches Know-how sind Partner der Förderinitiative. Zuletzt stieg das Land Salzburg im Dezember 2019 mit einer ähnlichen Förderung ein.

In Oberösterreich wurden bis 31. Dezember 2019 über 10.000 Anträge auf den Reparaturbonus gestellt - mehr als erwartet. Die Anträge werden gerade abgearbeitet, verlautet aus dem zuständigen Büro in der Landesregierung Oberösterreich. Ende März soll die Auszahlung abgeschlossen sein, dann weiß man auch, wieviel die Bürger insgesamt bekommen haben. Die nun ausgelaufene Aktion wird evaluiert. Wie es weitergeht, hängt auch davon ab, "was der Bund macht", heißt es.

Ein bundesweites Fördermodell wäre wünschenswert, heißt es in der heimischen Reparaturszene. Im Regierungsprogramm ist von einer Förderung des Prinzips "Reparieren statt wegwerfen" die Rede. Dies soll "durch steuerliche oder andere Anreizmaßnahmen zur gleichzeitigen Stärkung von Gewerbe und Handwerk" erfolgen.

Sepp Eisenriegler vom Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z. geht davon aus, dass vom Bund ein Budget zur Förderung von Reparaturen zur Verfügung gestellt wird und die Bundesländer beauftragt werden, das zu tun, was sie teilweise ohnehin schon machen. Auch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Reparaturdienstleistungen und den Verkauf von Re-use-Geräten (Elektrogeräte, die für einen weiteren Lebenszyklus vorbereitet werden) von 20 Prozent auf 10 Prozent werde aus den Ankündigungen im Regierungsprogramm herauskommen, ist der langjährige Kämpfer gegen die Wegwerfgesellschaft, der schon mehrfach wegen seines sozialen und ökologischen Engagements ausgezeichnet wurde, überzeugt.

"Beides ist wichtig", sagt Eisenriegler. Wenn man jedoch nur die Mehrwertsteuer senke, sei der Effekt nicht so groß wie bei bis zu 100 Euro am Bankkonto.

Verbraucher sind sehr empfindlich, wenn es ums liebe Geld geht. Das ist auch gut so, aber: "Die Konsumenten sind nicht in der Lage, die Investitionskosten eines Geräts mit der Nutzungsdauer zu verknüpfen", so Eisenriegler. "Eine Waschmaschinenreparatur vor Ort kostet bei uns durchschnittlich 152 Euro. Wenn wir das den Leuten sagen, stöhnen die meisten auf und sagen, wenn sie da noch einen Hunderter drauflegen, kriegen sie eine Neue", erzählt er. Diese billigen Geräte seien aber nach wenigen Jahren kaputt und nicht mehr reparabel. Die alte Maschine funktioniere nach einer Reparatur vielleicht noch zehn Jahre.

Eine Mehrwertsteuersenkung von 20 auf 10 Prozent würde die Waschmaschinenreparatur von 152 Euro auf knapp unter 140 Euro verbilligen, rechnet Eisenriegler vor. Bei Gewährung eines 50prozentigen Bonus käme die Reparatur auf 76 Euro.

Auch steuerlicheAbsetzbarkeit denkbar

In Schweden, wo die Mehrwertsteuer auf Güter wie Kleider oder Fahrräder von 25 auf 12 Prozent gesenkt wurde, sind zudem die Kosten für die Reparatur von großen Gebrauchsgegenständen wie Waschmaschinen und Kühlschränke von der Steuer absetzbar - ein Modell, das auch Eisenriegler gut gefällt.

Mit Reparaturdienstleistungen werde viel Schindluder getrieben, fügt er hinzu. Er plädiert dafür, dass zusätzlich zu allen anderen Maßnahmen Reparaturnetzwerke geschaffen werden, bei denen man davon ausgehen könne, dass nur seriöse Betriebe Mitglieder seien. Im Reparaturnetzwerk Wien etwa müsse man nachweisen, dass der Umsatz zu mindestens 50 Prozent mit Reparaturen erwirtschaftet werde.