Zum Hauptinhalt springen

Dunkle Wolken über dem Hochzeitshimmel

Von Daniel Bischof

Wirtschaft

Zahlreiche Feste wurden bereits in den Herbst oder auf 2021 verschoben.


Unsicherheiten, Absagen, Verschiebungen: Über dem heurigen Hochzeitssommer ziehen dunkle Wolken auf. Österreichweit werden Feste abgeblasen und in den Herbst oder gleich ins nächste Jahr verlegt. "Bei uns wurden alle geplanten Hochzeiten storniert", schildert Gudrun Peter, Inhaberin des Romantikhotels "Im Weissen Rössl" am Wolfgangsee. Der Großteil sei auf unbestimmte Zeit verschoben worden, ein Teil habe einen Ersatztermin ausgewählt.

Hochzeiten dürfen aufgrund der Corona-Beschränkungen lediglich im "engen familiären Kreis" stattfinden. Detailfragen dazu sind laut Standesbeamten noch ungeklärt. So ist unklar, ob bei einer Hochzeit in einem Gebäude weniger Menschen als bei einer Hochzeit im Freien teilnehmen dürfen. Wie viele Personen konkret dabei sein dürfen, ist in den einzelnen Gemeinden auch unterschiedlich geregelt.

Fest steht: Größere Feierlichkeiten sind tabu. Bei Trauungen auf dem Standesamt in Ybbs sind derzeit nur das Brautpaar, die Trauzeugen und ein Standesbeamter zugelassen. Die Trauzeugen müssen einen Mundschutz tragen, auf Händeschütteln oder Umarmungen wird verzichtet.

Wann das Heiraten im größeren Rahmen wieder möglich ist, kann eine Sprecherin des Sozialministeriums nicht beantworten. Es sei schwierig, Prognosen für die nächsten Wochen zu treffen, so die Sprecherin. Welche Beschränkungen im Sommer noch konkret aufrecht sein werden, hänge von der Corona-Entwicklung ab: "Man kann noch nicht sagen, ob im Juli fünf oder hundert Menschen an Hochzeiten teilnehmen werden können."

"Leute sind optimistisch"

Die Ungewissheit und wohl auch der Ausblick, den großen Tag mit Abstandsregeln, Desinfektionsmittel und Schutzmasken begehen zu müssen, dürfte aber ohnehin bereits einen Großteil der Brautpaare zur Verschiebung der Termine veranlasst haben.

"Für heuer betreuen wir aktuell 40 Hochzeitspaare. Davon haben in etwa 30 ihre Hochzeit verschoben oder gar storniert", sagt Bianca Lehrner von der Agentur "Die Hochzeitsplaner" gegenüber der Nachrichtenagentur APA.

Die Sommer-Termine der österreichischen Gesellschaften seien in den Herbst verlegt worden, berichtet Hochzeitsplaner Milan Kojic vom Wiener Boutiquehotel "Sans Souci": "Die Menschen sind optimistisch, dass sich die Situation im Herbst beruhigt." Weniger optimistisch dürften hingegen die internationalen Hochzeitsgesellschaften sein: "Sie haben die Termine bereits auf nächstes Jahr verschoben", sagt Kojic.

Auch zahlreiche österreichische Paare haben den geplanten Termin gleich um ein Jahr nach hinten gelegt, wie einige Hochzeitslocations berichten. Laut Bernhard Fichtenbauer, Betreiber des Internet-Hochzeitsportals "hochzeits-location.info", droht bei den beliebten Sommerterminen für 2021 daher bereits jetzt ein Engpass.

Er drängt heiratswillige Paare, die 2021 unbedingt an einem Samstag im Sommer heiraten wollen, daher zur Eile: "Denn bereits vor Covid-19 haben ja schon viele Paare wegen Hochzeiten für 2021 angefragt." Problematisch sei auch, dass man womöglich die Lokalität, "nicht aber die Dienstleister - wie etwa Bands - bekommt, weil die vielleicht schon für nächstes Jahr ausgebucht sind".

Während manche Lokalitäten wie das "Im Weissen Rössl" und "Sans Souci" noch ausreichend Daten für Wochenend-Hochzeiten im Sommer 2021 frei haben, sind solche Termine bei anderen Locations ein rares Gut. Als Alternative schlägt Fichtenbauer Winterhochzeiten vor: "In den letzten Jahren hat man gemerkt, dass das langsam beliebter wird." Mittlerweile würde sich rund ein Neuntel der Paare für eine Hochzeit im Winter entscheiden: "Zu dieser Zeit stehen auch deutlich mehr Dienstleister zur Verfügung."

Streaming als Alternative

Leichter werde sich die Suche auch gestalten, wenn man auf Wochentage ausweiche: Das komme für viele aber nicht in Frage, da sich dann die gesamte Hochzeitsgesellschaft freinehmen müsse. Eine Lösung dafür sieht Fichtenbauer im immer beliebter werdenden "Destination Wedding". Dabei geht es darum, eine Hochzeit mit einem Urlaub zu verbinden: "Wenn ich mit der ganzen Gesellschaft von Wien nach Kärnten fahre und dort eine Woche verbringe, ist es nicht von Bedeutung, ob man am ersten, zweiten oder dritten Tag heiratet."

Paare, die ihren Termin nicht verschieben wollen, können ihre Hochzeit per Live-Stream übertragen. Gäste, die aufgrund der Beschränkung nicht teilnehmen dürfen, können die Hochzeit so im Internet mitverfolgen. In Österreich bietet weddingstream.at solche Übertragungen an: Nutzer bekommen vor der Zeremonie einen Link zugeschickt, über den sie in den Stream einsteigen können. Wer will, kann die Hochzeit auch auf den sozialen Medien live übertragen lassen. Das günstigste Paket kostet 800 Euro.