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Dauerstress beim Schuldenmachen

Von Karl Leban

Wirtschaft
In den vergangenen zehn Jahren haben Investoren mit österreichischen Bundesanleihen eine Performance von jährlich 4,2 Prozent erzielt.
© Wiener Zeitung (Screenshot)

Die Finanzierungsagentur der Republik legt demnächst einen neuen Finanzierungsplan vor, damit die Kosten für die Corona-Hilfen gedeckt werden können. Mit österreichischen Bundesanleihen sind Anleger bisher recht gut gefahren.


Der Bund sitzt derzeit auf Finanzschulden von gut 228 Milliarden Euro. Doch dabei wird es nicht bleiben. Zumal fest steht, dass die staatlichen Corona-Hilfen für die heimische Wirtschaft die Schulden massiv nach oben hebeln werden. Auch wenn die Konditionen, zu denen an den Märkten frisches Geld aufgenommen wird, für die Republik dank ihrer hohen Kreditwürdigkeit sowie des anhaltenden Zinstiefs sehr günstig sind.

Hat das für 2020 geplante Finanzierungsvolumen bisher 31 bis 34 Milliarden Euro betragen, wie die Oesterreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) auf ihrer Homepage mitteilt, so wird dieser Rahmen aufgrund der von der türkis-grünen Regierung versprochenen Hilfen von insgesamt 38 Milliarden Euro noch massiv ausgeweitet werden müssen.

Wie viel Geld die OeBFA heuer zusätzlich aufnehmen muss, um die Kosten für die Hilfsprogramme der öffentlichen Hand zu decken, ist vorerst noch offen. Ein "Update" ihres bisherigen Finanzierungsplans soll es aber in Kürze geben, wie es heißt. Die OeBFA ist für das Schuldenmanagement des Bundes zuständig.

Erst vorige Woche hat die Republik die Märkte angezapft und sich bei guter Investoren-Nachfrage 1,15 Milliarden Euro geholt. Aufgestockt wurde dabei das Volumen von zwei heuer emittierten Bonds, eines 10-jährigen mit einem Zinskupon von null Prozent und eines 30-jährigen mit einem Kupon von 0,75 Prozent.

Österreich aktuell mit 26 Anleihen am Markt

Gegenwärtig sind laut OeBFA-Geschäftsführer Markus Stix 26 Bundesanleihen mit einem Gesamtvolumen von 228,5 Milliarden Euro ausstehend. Davon sind 14,8 Milliarden Euro - 6,5 Prozent aller Bundesanleihen - kurzfristig, das heißt mit einer Restlaufzeit unter einem Jahr. Mehr als 70 Prozent aller Bundesanleihen weisen eine mittelfristige Restlaufzeit (ein bis zehn Jahre) auf. Langfristige und ultra-langfristige Bundesanleihen machen zusammen 51,7 Milliarden Euro (22,6 Prozent) aus. Detail am Rande: Seit Herbst 2017 wird an den Märkten auch eine 100-jährige Anleihe des Bundes gehandelt. Österreich war das erste Euroland, das eine derart lang laufende Anleihe begeben hat. Von dem mit einem Kupon von 2,1 Prozent ausgestatteten Titel sind nach mehreren Aufstockungen im Vorjahr mittlerweile rund 6 Milliarden Euro im Umlauf.

"In den vergangenen fünf Jahren haben österreichische Bundesanleihen eine jährliche Performance von 2,4 Prozent erzielt", sagt OeBFA-Chef Stix. Auf Sicht von zehn Jahren seien es 4,2 Prozent pro Jahr gewesen. Seit Ausbruch der Corona-Krise kam es zwischen 9. und 19. März zwar zu einem Kursrückgang respektive einem Rendite-Anstieg bei österreichischen Staatspapieren. Nach dem Start des neuen Ankaufsprogramms der Europäischen Zentralbank - kurz PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) - stiegen die Kurse aber wieder, und die Renditen fielen.

Ein Anleger, der zum Beispiel vor fünf Jahren die damalige 10-jährige Bundesanleihe bei ihrer Begebung im Juni zum Kurs nahe 100 gekauft hätte, hätte bisher einen Kursgewinn von rund 9 Prozent erzielt, rechnet Stix vor. Inklusive des jährlichen Zinskupons von 1,2 Prozent beträgt der Gesamtertrag über die letzten fünf Jahre rund 15 Prozent oder circa 3 Prozent pro Jahr.

"Generell gilt, dass der Ertrag bei Bundesanleihen neben der allgemeinen Entwicklung der Zinsen von der jeweiligen Restlaufzeit der Anleihe abhängt", erklärt Stix. "Je länger diese ist, desto stärker reagieren die Kurse auf Zinsschwankungen. In einem fallenden Zinsniveau steigen lange Anleihen im Kurs demnach stärker als kurze und vice versa."

Bonds der Republik gelten bei Anlegern als krisensicher

Dass Investoren österreichische Bundesanleihen in der Corona-Krise als "sicheren Hafen" sehen, "erkennt man einerseits am geringen Zinsaufschlag gegenüber Deutschland, den Österreich momentan zahlen muss", sagt Stix. Dieser lag zuletzt bei 45 Basispunkten (entspricht 0,45 Prozent). Nur Luxemburg, die Niederlande und Finnland weisen einen noch geringeren Zinsaufschlag in der Eurozone auf. "Andererseits verzeichnet Österreich besonders in der Krise eine sehr starke Nachfrage seitens der Investoren", erklärt Stix. So sei die Überzeichnung bei der Bundesanleihen-Auktion am 7. April mit dem gut 4,5-Fachen des Angebots auf dem höchsten Stand seit 17 Jahren gelegen. Auch bei der letzten syndizierten Bundesanleihe-Begebung am 2. April - emittiert wurden eine 3-jährige und eine 30-jährige Bundesanleihe - lag das Orderbuch laut Stix mit mehr als 43 Milliarden Euro (bei einem Begebungsvolumen von 7,5 Milliarden Euro) "auf dem höchsten Stand in der Geschichte der Republik Österreich".

Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre belief sich der Zinsaufschlag Österreichs zur Benchmark Deutschland auf 40 Basispunkte, in den letzten fünf Jahren pendelte er zumeist zwischen 20 und 40 Basispunkten. Nach Ausbruch der Corona-Krise kam es Anfang März - wie bei allen anderen Euroländern - zu einem kurzfristigen Anstieg des Zinsaufschlags auf rund 60 Basispunkte, danach fiel der Spread aber wieder auf aktuell 45 Basispunkte.