Nur vereinzelt Kaffeehausbesucher, leere Gastgärten, Schnürlregen: Der Neustart der Gastronomie hat am Freitagvormittag in Wien nicht zuletzt wegen des schlechten Wetters ein eher tristes Bild abgegeben. "Es herrscht eher Zurückhaltung als Euphorie", fasste Cafe-Landtmann-Chef Berndt Querfeld folglich im APA-Gespräch die Stimmung zusammen. Die Branche versucht sich dennoch in Optimismus.

Im normalerweise so gut wie stets vollen Landtmann berichtete Querfeld gegen Mittag von einer Auslastung um die 25 Prozent. Neben dem Regenwetter glaubt der Cafe-Inhaber auch, dass sich die meisten Menschen für den ersten Gastro-Tag nach der zweimonatigen coronabedingten Schließung einen Abendtermin vereinbart haben: "Das wird sich aber wandeln, weil am Wochenende geht man eher Frühstücken ins Kaffeehaus." Und auch die für das Wochenende prognostizierte Rückkehr des Frühsommers gibt Hoffnung - denn: "Die Leute wollen draußen sitzen" - nicht zuletzt deshalb, weil man sich in Corona-Zeiten an der frischen Luft sicherer fühle.

Die offiziellen Branchenvertreter in der Wiener Wirtschaftskammer zeigten sich am Freitag bemüht, gute Stimmung zu machen. "Heute ist ein großer Tag", freute sich Gastro-Obmann Peter Dobcak in einer Pressekonferenz. In den zwei Monaten Stillstand habe sich gezeigt: "Der Wirt ist ein integraler Bestandteil unserer Stadt." Nach der Corona-Sperre werde man wohl noch mehr geschätzt als zuvor, zeigte er sich überzeugt. Für die nächsten Tage rechnet Dobcak tatsächlich mit viel Besuchern in den Wirtshäusern und Beisln. Das werde dann aber wohl abflachen. Trotzdem warnte er die Branche vor einer Preisschlacht: "Das wäre ruinös."

Kaffeeesieder-Obmann Wolfgang Binder sprach von einer nicht euphorischen, aber doch positiven Stimmung unter der Kollegenschaft. Wobei sich einige Kaffeehausbetreiber entschlossen hätten, erst später oder überhaupt erst nach dem Sommer wieder aufzusperren - wie etwa der bekannte Bräunerhof in der Innenstadt.

"10 Gebote der eiligen Corona

Auch in Salzburg wurde das Ende der zweimonatigen Zwangspause für Cafés, Restaurants und Gasthäuser schon herbeigesehnt - und zwar von Unternehmern wie Gästen zugleich, wie ein APA-Lokalaugenschein am Freitag zeigte. An Umsätze wie vor der Krise glaubt aber kaum ein Lokalbetreiber. Außerdem haben nicht alle Besucher Freude mit den strengen Auflagen. Und nicht jeder Betrieb öffnete heute auch.

Bereits um 6 Uhr aufgesperrt hat die  Academy Bar in der Franz-Josef-Straße. Fast zwei Dutzend Besucher nutzten das Vorziehen der Öffnungszeit für einen Kaffee oder ein oder zwei Morgenbier - trotz oder gerade wegen des bevorstehenden Arbeitstages. Die auf zwei Kreidetafeln im Lokal ausgehängten "10 Gebote der eiligen Corona" (richtig) weisen die Gäste auf die aktuellen Corona-Bestimmungen hin, die Lokalbetreiber spendierten den frühen Vögeln am Morgen zur Wiederöffnung eine Runde Croissants.

Plexiglaswände und Leitsysteme

Regen und niedrige Temperaturen bremsten auch in der Linzer City offensichtlich die Ausgeh-Freude am Tag eins der Öffnung der Gastronomie in der Bevölkerung. Wenn waren noch eher die Cafés besser besucht. In den Lokalen saßen zu Mittag nur wenige Gäste. Das Einhalten des Mindestabstands bereitete somit keine Probleme. Auffällig waren in den Restaurants die kleinen Vierertische, die etwas luftiger standen als üblich. Einige Lokale hatten sich mit Plexiglaswänden zwischen den Tischen ausgestattet, um die Gäste zu schützen, andere hatten auch Absperrungen bzw. eine Art Leitsystem installiert. Vielerorts prangten hierzulande bisher eher unübliche Schilder, man möge bitte warten, bis man einen Platz zugewiesen bekommt.

In Klagenfurt blieben wegen des ungemütlichen Regenwetters die Gastgärten weitgehend leer, in den Lokalen war dann aber doch einiges los. Im Umland war der Andrang am Vormittag noch mehr als überschaubar. (apa)