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AUA hart am Limit

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

AUA liegt deutlich unter der Vorjahresauslastung. Das ist unter den Erwartungen, weitere Hilfen könnten benötigt werden.


Es wird ein sehr harter Winter für die Austrian Airlines (AUA). Und dabei hat schon der Frühling die Lufthansa-Tochter fast in den Ruin getrieben. Jetzt gibt es wieder einen Lockdown, die AUA ist wieder weit unter ihrer üblichen Auslastung - "unter 50 Prozent", sagte Finanzvorstand Andreas Otto am Donnerstag bei der Präsentation der Quartalsbilanzen. Und die Verluste liegen nach neun Monaten bei 314 Millionen Euro. Entspannung ist - Corona-bedingt - noch nicht in Sicht.

"Über den Winter kommen wir noch irgendwie, aber wenn das Geschäft im Frühling nicht anzieht, werden wir uns wieder zusammensetzen müssen", erklärt ein Insider gegenüber der "Wiener Zeitung". Mit "zusammensetzen" sind auf der einen Seite die AUA und ihre deutsche Mutter Lufthansa und auf der anderen Seite die Regierung gemeint. Denn wenn die Geschäfte weiterhin so schlecht laufen, wird die AUA mit der bisherigen Staatshilfe nicht auskommen.

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Zur Erinnerung: Im Juni wurde die ehemals staatliche Airline vor der Pleite gerettet. 150 Millionen Euro hat die AUA direkt von der Republik zugeschossen bekommen. 150 Millionen kamen von der Lufthansa. Weitere 300 Millionen sind Bankkredite, vor allem von der Erste Bank und der Raiffeisen Bank International. Diese sind zu 90 Prozent vom Bund über die Corona Finanzierungsagentur (Cofag) besichert.

Worst-Case-Szenario

Je länger nun die Flugzeugflotte am Boden bleibt, desto wahrscheinlicher werden ein Ausfall und vielleicht auch weitere Zuschüsse. Damals, als die AUA-Rettung zwischen dem Konzern und der Bundesregierung verhandelt wurde, sind die Beteiligten wohl noch von einer deutlichen Erholung des Flugverkehrs für den Herbst und Winter ausgegangen. Konkret wurden internen Informationen zufolge drei Szenarien durchgerechnet: ein optimistisches, ein realistisches und ein pessimistisches. Jetzt, so heißt es, sei man auslastungstechnisch im Worst-Case-Szenario.

Im Frühjahr war der Konzern im realistischen Szenario davon ausgegangen, dass man im Herbst/Winter gegenüber dem Vorjahreszeitraum wieder 50 Prozent der sogenannten angebotenen Sitzkilometer verkaufen würde. Derzeit sind es wegen des Lockdowns und der weltweit steigenden Infektionszahlen nur 10 Prozent. Also weit unter dem Businessplan, der bei der Vergabe der Staatshilfen berücksichtigt wurde.

"Die Produktion ist, mit den aktuellen 10 Prozent Angebot im Vergleich zum Vorjahr, unter Businessplan. Liquidität und Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Anm.) sind in der kumulierten Betrachtung über Plan", sagt eine AUA-Sprecherin auf Nachfrage. Der Liquiditätsstand sei sehr gut und man werde damit auf jeden Fall gut durch den Winter kommen. Wenn der Flugverkehr sich im kommenden Sommer aber nicht spürbar erholt, werde das für alle Airlines sehr hart.

Fast alle der rund 6.600 AUA-Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Nach Ablauf der Kurzarbeit Ende März 2021 hat die Fluglinie laut eigenen Angaben um gut 1.100 Mitarbeiter und 20 Flugzeuge zu viel. Der Vorstand hofft, die Kurzarbeit noch bis 2022 verlängern zu können.

Lufthansa unter Druck

Dass derzeit kaum noch Flugzeuge abheben, bringt auch die Lufthansa zunehmend in Bedrängnis. Auch sie musste vom deutschen Staat mit einem neun Milliarden Euro schweren Rettungspaket aufgefangen werden. Nun wächst der Spardruck auf den Konzern, wie der deutsche "Spiegel" am Freitag unter Berufung auf interne Regierungspapiere berichtet.

Dem Vorabbericht zufolge liegt die Auslastung bei der Lufthansa mit derzeit 25 Prozent deutlich unter den Prognosen. Der Annahme zufolge, die als Basis für die Lufthansa-Rettung herangezogen wurde, sei man davon ausgegangen, dass man im Herbst und Winter zumindest die Hälfte der "angebotenen Sitzplatz-Kilometer" wieder verkaufen würde. Das hat man auch bei der AUA gehofft.

Weil der Verkauf nun Corona- und Lockdown-bedingt deutlich unter den Erwartungen liege, gehe die deutsche Regierung mittlerweile davon aus, dass die Staatsgelder vielleicht nicht ausreichen könnten und neue Zuschüsse notwendig würden.

In Österreich will man sich seitens der Regierung und der Cofag nicht dazu äußern, ob die AUA weitere Hilfen brauchen könnte. "Unterstützungsleistungen für einzelne Unternehmen kann die Cofag, nicht zuletzt auch aus Datenschutzgründen, nicht kommentieren. Die Vergabe der Hilfen an die Unternehmen erfolgt nach genau definierten Kriterien und Richtlinien", heißt es dazu seitens der Cofag.