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Voestalpine rechnet mit zweitem Verlustjahr in Folge

Von Karl Leban

Wirtschaft

Trotz der erneuten Lockdown-Maßnahmen sieht der Konzern aber Signale für eine Erholung in wichtigen Kundenbranchen.


Corona hat die Weltkonjunktur massiv in Mitleidenschaft gezogen und mit ihr auch die Geschäfte der Voestalpine. Im laufenden Wirtschaftsjahr 2020/21 (per Ende März) steht der Linzer Stahltechnologiekonzern nun vor seinem zweiten Jahresverlust in Folge. "Unter dem Strich wird sich wahrscheinlich kein Überschuss ausgehen", sagte Finanzvorstand Robert Ottel am Dienstag bei der Präsentation der Halbjahresbilanz. Grund dafür seien vor allem Sonderabschreibungen von rund 200 Millionen Euro, die zu den normalüblichen Wertberichtigungen von etwa 800 Millionen Euro dazukämen.

Zu einem Großteil entfallen diese außertourlichen Abschreibungen infolge hoher, durch die Nachfrage aus China getriebener Eisenerzpreise auf das Eisenschwammwerk in Corpus Christi im US-Bundesstaat Texas - ein einstiges Prestigeprojekt, das den Konzern gut eine Milliarde Dollar gekostet hatte, ihm schon länger Probleme machte und mittlerweile auf 448 Millionen Euro abgewertet ist.

Daneben hat die Voestalpine auch mit niedrigeren Stahlpreisen und einer durch Covid-19 bedingten Nachfrageschwäche - vor allem in der Öl- und Gasbranche sowie bei Flugzeugbauern - zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund rutschte der österreichische Traditionskonzern im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September) mit minus 275,8 Millionen Euro tief in die Verlustzone - bei einem Umsatzeinbruch um gut ein Fünftel.

Bedarf an Kurzarbeit sinkt

Für das Gesamtjahr rechnet Konzernchef Herbert Eibensteiner dennoch - trotz Corona - zumindest vor Sondereffekten mit einem positiven operativen Ergebnis (Ebitda). Als Bandbreite nannte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten 800 Millionen bis eine Milliarde Euro. Gleichzeitig merkte er aber an, dass die Unsicherheit bei Prognosen deutlich gestiegen sei und die Auswirkungen der erneuten Lockdown-Maßnahmen für den Konzern vorerst noch nicht absehbar seien.

Um in der Viruskrise gegenzusteuern, hat die Voestalpine ihren Personalstand in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres um 6,5 Prozent auf rund 47.900 Mitarbeiter gesenkt. Zudem waren mehr als 10.000 Beschäftigte in Österreich auf Kurzarbeit gesetzt. Zuletzt ist der Bedarf an Kurzarbeit mit ersten Signalen einer Entspannung in wichtigen Abnehmerbranchen wie etwa der Auto-, der Konsumgüter- und der Bauindustrie jedoch deutlich zurückgegangen. Eibensteiner erwartet deshalb, dass "wir in der dritten Kurzarbeitsregelung nur noch 2.000 bis 2.500 Mitarbeiter haben werden". Im Ausland sind aktuell rund 3000 Konzernbeschäftigte in Kurzarbeit.

Aus für 550 steirische Jobs

Zwei steirische Produktionsstandorte sind von den Sparmaßnahmen des Konzerns indes massiv betroffen. Insgesamt rund 550 Arbeitsplätze fallen dem Rotstift zum Opfer: in Kindberg bei Voestalpine Tubulars (250 Jobs), einem Produzenten von Ölfeldrohren, und in Kapfenberg bei Voestalpine Böhler Aerospace (300 Jobs), einem Hersteller von Flugzeugbestandteilen. "Der Sozialplan ist derzeit in der finalen Umsetzung", berichtete Eibensteiner. Ein weiterer Abbau von Stellen in Österreich sei jedoch nicht geplant.

Was die schwächelnde Ölbranche betrifft, so ist die Voestalpine gerade dabei, neue Märkte zu suchen. Das Rohrwerk in Kindberg war wegen des einstigen Schieferölbooms zu sehr auf die USA konzentriert. Für die Luftfahrt rechnet Eibensteiner unterdessen mit Blick auf die dortige Nachfrage "schon noch mit einer Durststrecke von eineinhalb bis zwei Jahren". Erst dann sei wieder eine normale Produktion zu erwarten.