Wenn es draußen ungemütlich wird, sehnt sich der Mensch nach Wärme. Ein Besuch in einer der 40 heimischen Thermen wäre eine gute Gelegenheit, Körper und Seele etwas Gutes zu tun, doch die Wellnesstempel haben coronabedingt seit 2. November geschlossen. Für 7. Dezember sind schrittweise Lockerungen der Corona-Maßnahmen vorgesehen. Auf die Wiedereröffnung der Thermen wird man wohl noch bis kurz vor Weihnachten warten müssen, davon geht auch Philip Borckenstein-Quirini, Geschäftsführer des Thermenresorts Loipersdorf, aus.

"Für die Thermen interessiert sich niemand"

Schon nach dem ersten Lockdown im Frühjahr gehörten Thermen und Hotels zu den letzten, die wieder aufsperren durften. Dass derzeit sehr viele Anstrengungen unternommen werden, um die Skisaison in den Wintersportregionen zu retten, stimmt Borckenstein-Quirini sehr nachdenklich, wie er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" sagt. "Für die Thermen interessiert sich niemand", meint er. Dabei seien diese mit rund 10 Millionen Gästen jährlich ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der jeweiligen Region schaffe.

Umso weniger versteht er, dass Thermen nicht auch steuerlich begünstig werden. Wie berichtet wurden zur Stützung von Hotellerie und Gastronomie die Steuersätze für Beherbergung beziehungsweise Speisen und Getränke befristet auf 5 Prozent gesenkt. Das würde sich Borckenstein-Quirini auch für Thermen-Eintritte wünschen. Hier beträgt der Steuersatz 13 Prozent.

Für sein Unternehmen sei 2020 wirtschaftlich "eine Vollkatastrophe". Das Thermenresort Loipersdorf - es umfasst 55.000 Quadratmeter und zählt rund 550.000 Gäste pro Jahr - werde heuer um 8 Millionen Euro weniger umsetzen als zuletzt mit 17,7 Millionen Euro, schätzt er. In der gesamten Unternehmensgruppe (Therme, Hotel "Das Sonnreich" und Kongresszentrum), die 2019 rund 20 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, könnte das Minus zwischen 10 und 12 Millionen Euro betragen.

Das Corona-Kurzarbeitsmodell " funktioniert sehr gut", sagt Borckenstein-Quirini. Weniger erfreulich ist die derzeitige Deckelung beim Umsatzersatz für den November. Zwar bekommen Unternehmen der Freizeitwirtschaft 80 Prozent des Umsatzes von November 2019 ersetzt, der Höchstbetrag wurde jedoch mit 800.000 Euro festgelegt. Das sei nicht einmal die Hälfte der 3 Millionen Euro, die das Thermenresort Loipersdorf und das dazugehörige Hotel im November des Vorjahres umgesetzt haben. Ein Thermenbesuch stärke nicht nur das Immunsystem, Besucher hätten auch kein erhöhtes Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken als anderswo, betont Borckenstein-Quirini. Es würden umfangreiche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen getroffen.

"Viele Stammgäste haben schon reserviert"

Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Heiltherme und des Quellenhotels Bad Waltersdorf und Obmann des Thermen- und Vulkanlands Steiermark, rechnet damit, dass die Thermen und Thermenhotels rund um den 18. Dezember wieder öffnen dürfen. "Wir wollen aufmachen und arbeiten. Die Buchungslage ist gut, viele Stammgäste haben schon reserviert", so Deutsch. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 werde das aber auch nicht mehr retten. "Wir werden definitiv Verlust machen. Die Frage ist nur, wie weit wir ihn eindämmen können", sagt Deutsch.

Er steht hinter den Corona-Maßnahmen der Regierung, aber da es jetzt in bestimmten Bereichen ab 7. Dezember zu Lockerungen kommt, möchte er doch anmerken: "So viel Sicherheit wie der Handel bieten wir auch." Er ist sogar überzeugt, dass in der Therme das Infektionsrisiko geringer ist.

Auch die Belegschaft der burgenländischen St. Martins Therme & Lodge, ein Resort der Vamed Vitality World, "scharrt schon in den Startlöchern", sagt Geschäftsführer Klaus Hofmann, der auch Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) ist. Von der Wiedereröffnung der Therme würde auch das Umfeld profitieren, da die St. Martins Therme etwa Speisen und Getränke primär von Lieferanten aus der Region beschaffe. Es werde nun geprüft, was dem Unternehmen an Corona-Hilfen in Form von Fixkostenzuschuss und Umsatzentschädigung zusteht. Im Jahr 2020 sei aber "definitiv ein Millionenschaden" entstanden, sagt Hofmann.

Er sieht noch Hoffnung für die Senkung der Mehrwertsteuer auf Thermeneintritte. "Offensichtlich hat man da auf die Thermen vergessen." Man sei diesbezüglich mit dem Finanzministerium in Kontakt, um diese steuerliche Entlastung auch für die Thermen durchzubringen. Zum Thema Ansteckungsgefahr meint er: "Ein Weihnachts- oder Silvesterurlaub in einem Thermenressort ist deutlich sicherer, als in einem überfüllten Shoppingcenter einkaufen zu gehen."