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Homeoffice-Gipfel im Arbeitsministerium

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Sozialpartner wollen heute ein gemeinsames Papier zum geplanten Regelwerk vorlegen.


Auch wenn sich in Kollektivverträgen da und dort Regelungen zu Homeoffice finden: Noch gibt es für das Arbeiten von Zuhause aus keinen gesetzlichen Rahmen in Österreich. Doch das dürfte sich schon bald ändern. Seit Mitte September sind die Sozialpartner in Verhandlungen für ein Regelwerk. In den vergangenen Tagen habe man "durchverhandelt", auch am Donnerstag seien die Gespräche fortgesetzt worden. "Wir kommen Schritt für Schritt weiter und nähern uns einer Lösung", hieß es am frühen Donnerstagnachmittag im Umfeld der Sozialpartner zur "Wiener Zeitung".

Heute, Freitag, treffen die Chefs von Arbeiterkammer, Gewerkschaft, Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer mit Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zusammen. Dem Vernehmen nach soll der Ministerin dabei bereits ein Papier präsentiert werden, bei dem nur noch einzelne Detailfragen zu klären wären - aufgrund der Komplexität etwa "steuerrechtliche Fragen", wie es hieß.

Die gesetzliche Umsetzung der Regelungen, so ist weiter zu hören, werde dann im neuen Jahr erfolgen. Geht es nach Aschbacher, soll das zukünftige Regelwerk für Homeoffice und mobiles Arbeiten so arbeitnehmerfreundlich wie möglich gestaltet sein und gleichzeitig Flexibilität für Betriebe und Beschäftigte sicherstellen.

Vier von zehn im Homeoffice

Zuletzt haben wie beim ersten Lockdown im Frühjahr laut einer Ifes-Umfrage vier von zehn Beschäftigten in Österreich coronabedingt im Homeoffice gearbeitet, 40 Prozent also.

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Auf Arbeitnehmerseite hatte es mit Blick auf die laufenden Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite immer wieder geheißen, dass es kein einseitiges Recht auf Arbeiten im Heimbüro geben dürfe und dieses jedenfalls eine Vereinbarungssache sein müsse. Ebenso ein wichtiger Punkt aus Sicht der Arbeitnehmervertreter: Neben der Bereitstellung direkter Arbeitsmittel wie etwa Laptop und Diensthandy müsse der Arbeitgeber auch die durch Heimarbeit entstehenden Kosten für Internet, Strom und auch Beheizung übernehmen. Hier war bis vor Kurzem von einer monatlichen Pauschalabgeltung von zumindest 25 Euro die Rede gewesen.

Arbeitswelt auf Kopf gestellt

Nicht nur hierzulande, sondern in ganz Europa hat die Corona-Pandemie die Arbeitswelt buchstäblich auf den Kopf gestellt. Homeoffice ist jedenfalls gekommen, um zu bleiben. Laut einer in diesem Sommer durchgeführten Online-Umfrage der Beratungsfirma Deloitte unter mehr als 10.000 europäischen Arbeitnehmern gehen zwei Drittel der Befragten davon aus, auch nach der Krise verstärkt von daheim aus arbeiten zu können. "Unternehmen müssen deshalb bewusst entscheiden, welche Rolle der physische Arbeitsplatz in ihrem Betrieb künftig einnehmen soll", wird Deloitte-Österreich-Managerin Anna Nowshad in einer Presseaussendung zitiert.

Daneben gaben 45 Prozent der Befragten an, bereits über einen längeren Zeitraum im Homeoffice gearbeitet zu haben. Außerdem wurden bestehende Arbeitszeitmodelle in 41 Prozent der Fälle viel flexibler gestaltet, heißt es weiter. Arbeitnehmer hätten aber nicht nur gelernt, flexibel zu arbeiten, sie agieren jetzt auch "viel autonomer", wie man bei Deloitte betont. Der Umfrage zufolge arbeiten 38 Prozent der Befragten demnach eigenständiger als noch vor Beginn der Corona-Krise.

Weniger Produktivität?

Indes sehen Firmen in Deutschland das Arbeiten im Homeoffice laut einer im Oktober durchgeführten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts weit weniger positiv als viele Arbeitnehmer. Demnach bemerkt nur eine kleine Minderheit von 5,7 Prozent der Unternehmen eine Steigerung der Produktivität beim mobilen Arbeiten. Dagegen meldeten 30,4 Prozent der Firmen unveränderte und 27 Prozent sogar gesunkene Produktivität ihrer Belegschaften. Befragt wurden insgesamt 1.097 Unternehmen.