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Junge leiden am Arbeitsmarkt besonders

Von Martina Madner

Wirtschaft
© Getty Images/Hispanolistic

Im Tourismus ging die Beschäftigung 2020 besonders stark zurück. Darunter leiden junge Erwachsene sowie Arbeiter und Arbeiterinnen am meisten. Die Erholung der Branche, insbesondere in der Stadthotellerie, könnte Jahre dauern.


Die Auswirkungen der Covid-19-Maßnahmen trafen junge Arbeitskräfte, insbesondere im Alter zwischen 20 und 24 besonders stark", muss Wifo-Expertin Julia Bock-Schappelwein in ihrer Analyse des Arbeitsmarktes 2020 feststellen. Ihr gemeinsam mit Ulrike Huemer verfasster Wifo-Research-Brief zeigt, dass die Anzahl an Beschäftigten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 im Durchschnitt um zwei Prozent zurückging – bei jungen Menschen dieser Altersgruppe aber um 7,2 Prozent.

"Sie arbeiten besonders häufig in den besonders betroffenen Branchen und gehören zu jenen, weil sie erst kurz dabei sind, als erste wieder ihren Arbeitsplatz verlieren", begründet die Expertin diesen Rückgang. Bei den unter 19-Jährigen verschärfte sich die Situation außerdem durch den Rückgang bei Ferialstellen.

Besonders große Probleme im Tourismus

Zwar verhindert Kurzarbeit noch mehr Arbeitslosigkeit. 1,3 Millionen Beschäftigte waren zum Höhepunkt im Mai in Kurzarbeit; nach einer Erholung im Sommer stieg die Anzahl mit dem zweiten Lockdown im November wieder auf rund 417.000 zum Jahresende an. In besonders betroffenen Branchen wie der Leiharbeit, die keine Arbeitskräfte in den Tourismus vermitteln konnte, bei Dienstleistungen wie Frisören und in der Beherbergung und Gastronomie reichte das aber nicht aus. Mit dem verspäteten Start der Wintersaison und geschlossenen Hotels wie Gaststätten lag die Beschäftigung im Tourismus im Dezember um 36 Prozent unter dem Niveau dieses Monats 2019.

Da generell 38 Prozent der unselbständig Beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter sind, ihr Anteil im Tourismus aber mehr als doppelt so hoch ist, ging die Beschäftigung mit 5,7 Prozent stärker als bei Angestellten zurück. Dass die Kündigungsfristen von Arbeiterinnen und Arbeitern oft nur zwei Wochen, von Angestellten aber mindestens sechs sind, führt dazu, dass sich erstere rascher in der Arbeitslosigkeit wieder finden. Die Branche profitierte zudem weniger von der Erholung als der Bau, weshalb Frauen mit 2,1 Prozent weniger Beschäftigten als 2019 im Jahresdurchschnitt aufschlossen.

Erholung des Arbeitsmarktes kann lange dauern

Wie rasch sich der Arbeitsmarkt erholt, hängt in erheblich vom Infektionsgeschehen und den damit verbundenen Rahmenbedingungen für Tourismus, Kunst und Kultur und persönliche Dienstleistungen ab, sagt Bock-Schappelwein. "Das Hauptgeschäft rund um Weihnachten ist gelaufen, ob Ostern Sonnen-Skilaufen möglich ist, kann man jetzt noch nicht sagen."

Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, macht auf Unterschiede in der Branche aufmerksam: Im Sommertourismus werde sich das Geschäft, und damit dem touristischen Arbeitsmarkt, rascher erholen als in Städten: "Wir gehen in Wien davon aus, dass es fünf Jahre dauert, bis sich das Geschäft völlig erholt und große Kongresse wie internationale Gäste im selben Ausmaß wie davor Zimmer buchen." Insbesondere bei jenen, die auf den chinesischen und US-amerikanischen Markt gesetzt hätten, rechnen auch 2021 mit weniger Umsatz als 2019.

Ob sich eine Erholung der Umsätze auf den Arbeitsmarkt voll durchschlägt, ist fraglich: "Ich weiß nicht, wann ein Stadthotel sich das nächste Mal traut, einen Eventmanager für Kongresse einzustellen. Ich wage zu bezweifeln, dass solche Arbeitsplätze alle wieder zurückkehren."