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Öl und Gas geht es an den Kragen

Von Anja Stegmaier

Wirtschaft

In weniger als 15 Jahren ist für mehr als 600.000 Ölheizungen in Österreich Schluss. Mit einer Sanierungsoffensive von 650 Millionen Euro für Heizkesseltausch und Gebäudesanierung soll dieser Prozess nun weiter angestoßen werden.


In Österreich heizen noch mehr als 600.000 Ölkessel Wohnungen und Häuser, zum großen Teil schwer veraltet - vor allem am Land. Rund eine Million Tonnen Heizöl werden damit jährlich verheizt. Doch das soll in weniger als 15 Jahren Vergangenheit sein.

Mit Dienstag stellt das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie 650 Millionen Euro zur Verfügung, um nachhaltige Heizsysteme zu fördern und klimafreundliche Sanierungen anzustoßen. Das ist ein weiterer Schritt für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, den Österreich bis 2040 geplant hat.

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Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte dazu vor Journalisten: "Wir unterstützen die Menschen in Österreich dabei, ihre alten, dreckigen, umweltschädlichen Öl- und Gasheizungen gegen neue, klimafreundliche Heizsysteme zu tauschen."

Laut Regierungsprogramm dürfen bereits seit 2020 in Österreich keine Ölheizungen mehr in Neubauten installiert werden. Seit heuer auch im Renovierungs- und Sanierungsfall. Ab 2025 sind in Neubauten auch keine Gaskessel mehr erlaubt. Etwa 900.000 Haushalte hierzulande heizen mit Gas. Das heißt insgesamt wärmen sich 1,5 Millionen Haushalte in Österreich noch mit fossilen Brennstoffen auf. Die Wärmegewinnung verursache dadurch ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs Österreichs, sagt Thomas Haas, Geschäftsführer von Fröling, einem Heizkessel- und Behälterbauer in Oberösterreich, der neben Ministerin Gewessler auch bei der Pressekonferenz vertreten war.

Die Sanierungsoffensive sei aber nicht nur eine wichtige Maßnahme für den Weg aus der Klimakrise, sondern auch aus der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftskrise. "Durch den Tausch der Öl- und Gas-Heizsysteme und die Sanierungen werden insgesamt 64.000 neue klimafreundliche Arbeitsplätze geschaffen und Investitionen von 4,5 Milliarden Euro ausgelöst. Davon profitiert die heimische Wirtschaft enorm", so Haas. "Der Raus-aus-Öl-und-Gas-Bonus 2020/21 ist für die gesamte heimische Biomasse-Heizkesselindustrie eine Chance, denn fast alle namhaften Erzeuger sitzen in Österreich. Er schafft Arbeitsplätze und Aufträge in Österreich, aber auch am Weltmarkt."

Manfred Denk von der Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker rechnete vor, dass wenn jeder Betrieb in der Branche eine zusätzliche Partie, also zwei Personen, einstelle, dies umgerechnet 10.000 mehr Beschäftigte bedeute.

Erstmals Förderung über zwei Jahre

Und Arbeit gibt es genug: Um die Zahl der Heizungen mit fossilen Brennstoffen bis 2035 auf null zu drücken, müssten pro Jahr an die 40.000 Anlagen durch alternative Systeme ersetzt werden. Bisher liegt man noch deutlich darunter, trotz bestehender Förderungen. Immerhin läuft die neue Förderung erstmals über zwei Jahre, nicht wie bisher nur ein Jahr. Die Branche begrüßt dies, würde einen Zeitraum von fünf Jahren aber wegen besserer Planbarkeit sehr begrüßen.

Nachhaltige Dämmmaterialien werden nochmals bezuschusst

Die teilweise recht günstigen Ölpreise haben in den vergangenen Jahren immer wieder dazu geführt, dass so mancher Hausbesitzer seinen alten Kessel doch einfach gegen einen neuen getauscht hat. Die Mineralölindustrie hatte ihre Kampagne "Heizen mit Öl" etwa bis Ende 2019 laufen. Hier wurde ein Ölkesseltausch mit bis zu 5.000 Euro bezuschusst.

Neben der Bundesförderung gibt es auch weiterhin Landesförderungen. Die ist aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Zähle man alles zusammen, komme man auf 8 bis 10.000 Euro Förderung. Da ein Systemtausch, etwa von Öl auf Pellets, etwa 25.000 Euro koste, bleiben 15.000 Euro noch von den Haushalten zu stemmen, rechnet Haas vor.

Mit dem "raus aus Öl und Gas" Bonus fördert das Klimaschutzministerium 2021 und 2022 mit bis zu 5.000 Euro beim Tausch von u Öl- und Gas Heizkessel. Der Fördersatz wurde zudem von 30 auf 35 Prozent der gesamten Investitionskosten erhöht. Bei einer Gebäudesanierung gibt es für eine Teilsanierung bis zu 2.000 Euro Förderung. Bei einer Komplettsanierung mit nachhaltigem Dämmmaterial, wie etwa Hanf oder Wolle statt Styropor, bis zu 6.000 Euro.

Die Antragstellung ist ab heute möglich, alle Informationen hierfür sind unter www.raus-aus-oel.at zu finden. Dort ist auch die Registrierung möglich. Weiterführend gebe es laut Ministerium es dort dann auch den Link zur Antragstellung.