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Milliarden für eingebrochene Branchen

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Handel und Tourismus traf die Corona-Krise am härtesten. Beim Fördervolumen ist in weiten Teilen die Industrie vorne.


Seit einem Jahr hat die Pandemie nun die heimische Wirtschaft im Griff. Corona hat in vielen Bereichen zu massiven Einbrüchen, Massenarbeitslosigkeit und einem Einbruch der Wirtschaftsleistung von 7,2 Prozent im Vorjahr geführt. Die Steuerzahler kosteten die Corona-Hilfsmaßnahmen bisher 31,1 Milliarden Euro. Budgetiert sind insgesamt 50 Milliarden Euro.

Am härtesten traf die Krise hierzulande den Tourismus und die Gastronomie. Einerseits wegen der weltweit geltenden Reisebeschränkungen, anderseits bleiben Lokale und Hotels geschlossen. Laut Statistik Austria sind die Nächtigungen im vergangenen Jahr um 35,9 Prozent eingebrochen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet mit einem Einbruch von fast 20 Prozent in den Bereichen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie. Bei sonstigen Dienstleistungen - darunter fallen etwa sogenannte körpernahe Dienstleistungen - gab es im Schnitt einen Einbruch von 25 Prozent.

"Im Bereich Beherbergung und Gastronomie haben wir historische Tiefstände wie überhaupt noch nie zuvor", sagt Wifo-Ökonom Klaus Friesenbichler. Dort schätzen Unternehmer laut dem aktuellen Konjunktur-Barometer des Wifo die Lage derzeit besonders pessimistisch ein. Einbrüche gab es aber auch im Transportwesen, in der Film- und Verlagsbranche sowie in der Werbebranche.

Krisengewinner EDV

Überraschend gut lief es für die Baubranche. "Hier waren die Erwartungen nie ganz negativ", erklärt Friesenbichler. Weniger überraschend lief es für den technischen und den EDV-Bereich dank Homeoffice und Digitalisierungsschub besonders gut. Laut Konjunktur-Barometer schätzen hier 74 Prozent der Unternehmen ihre Auftragslage als ausreichend beziehungsweise mehr als ausreichend ein. In der Industrie sind der Textil- und Konsumgüterbereich massiv eingebrochen, während chemische und technische Erzeugnisse sogar zugelegt haben. Wenig überraschend ist auch besonders viel Geld aus dem Corona-Fördertopf des Bundes in die betroffenen Bereiche geflossen. Mit einer Fördersumme von bisher 10,5 Milliarden Euro macht die Kurzarbeit den größten Brocken des Hilfspakets aus. Ausbezahlt wurden bisher 5,6 Milliarden Euro.

Wie der monatliche Bericht der Finanzministeriums zeigt, ist der Großteil des Kurzarbeit-Geldes in drei Branchen geflossen. Die "Herstellung von Waren" macht mit 2,6 Milliarden Euro gut ein Viertel des Fördervolumens aus. Die Branche "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" steht bei einem Fördervolumen von 2,1 Milliarden Euro (20,9 Prozent des Fördervolumens) und Auszahlungen von 1,2 Milliarden Euro. In der "Beherbergung und Gastronomie" liegt das Fördervolumen bei 1,5 Milliarden Euro (14,9 Prozent des Fördervolumens) und die bereits getätigten Auszahlungen bei 700 Millionen Euro", heißt es im Bericht.

Beim Fixkostenzuschuss entfielen 26 Prozent der genehmigten Anträge auf Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe. Diese wurden ja besonders hart von der Krise getroffen. Und auch beim Umsatzersatz macht der Bereich Gastronomie und Beherbung mit 34 Prozent den größten Teil der Antragssteller aus, gefolgt vom Handel. Ein Verzeichnis, welcher Betrieb wieviel an Förderungen bekommen hat - wie es etwa in den Niederlanden existiert -, gibt es in Österreich nicht.

3 Milliarden Euro aus EU-Topf

Aus dem aktuell beschlossenen Milliarden-Aufbaupaket der EU entfallen laut Finanzministerium 3 Milliarden Euro auf Österreich. Bis Ende April können die Mitgliedstaaten Aufbauprojekte einreichen. "Wir haben vor, das maximal auszuschöpfen", sagt ein Sprecher auf Nachfrage.

Den Neos stößt indes die Staffelung beim Umsatzersatz von 20 bis 80 Prozent - branchenabhängig - sauer auf. Sie wollten in einer parlamentarischen Anfrage wissen, inwiefern das mit dem Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes akkordiert war. In einer Anfragebeantwortung von Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler ist diesbezüglich aber nur von einem knappen E-Mail-Verkehr die Rede.