Greenpeace und Fridays for Future erheben erneut Spionagevorwürfe gegen den teilstaatlichen Wiener Energiekonzern OMV. Die Umweltschutz-NGOs werfen der OMV vor, in Neuseeland Umweltschützer ausspioniert zu haben und durch Sicherheitsleute infiltriert zu haben. Greenpeace und Fridays for Future beziehen sich auf einen Bericht des neuseeländischen Senders "Radio New Zealand", wonach die OMV das "Spionageunternehmen" Thompson and Clark damit beauftragt habe, in Neuseeland Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, Extincton Rebellion und School Strike 4 Climate zu beobachten.

"Wir haben nichts damit zu tun. Wir haben mit Sicherheit keine Schulkinder ausspioniert", kontert OMV-Sprecher Andreas Rinofner gegenüber der "Wiener Zeitung" die Vorwürfe. Man habe lediglich auf öffentlich einsehbare Informationen zugegriffen, um Informationen über angekündigte Aktionen einzusehen und die eigenen Anlagen zu schützen.

Kritik von Gewessler

Die Umweltorganisationen fordern im Zuge der Vorwürfe Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) nun auf, von der OMV-Führung eine Offenlegung aller Verträge mit "Spionagefirmen" zu verlangen. Zudem solle OMV-Chef Rainer Seele zurücktreten. Blümel hat sich in der Causa noch nicht zu Wort gemeldet.

Seine Ministerkollegin, Umweltministerin Leonore Gewssler von den Grünen, fordert Aufklärung. "Die im Raum stehenden Vorwürfe sind weitreichend und müssen ernst genommen werden", so Gewessler in einer schriftlichen Stellungnahme. "Ich erwarte mir in dieser Hinsicht gerade von OMV-Vorstand Seele rasche und vollständige Aufklärung, statt sich mit Klagen gegen Medien zu beschäftigen. Eine lebendige Zivilgesellschaft ist für unsere Demokratie von großer Bedeutung und ein gutes Verhältnis zu ihr gerade von Unternehmen mit Staatsbeteiligung ausschlaggebend. Dabei geht es auch um die Wahrnehmung Österreichs im Ausland."

"Dossier" geklagt

Zudem soll die OMV eine Klage gegen die Rechercheplattform "Dossier" wegen deren Berichterstattung rund um die Borealis-Übernahme eingebracht haben. "Dossier" berichtet am Donnerstag, bereits im Dezember von der OMV beim Handelsgericht Wien wegen "Unterlassung, Widerruf, Zahlung und Feststellung" geklagt worden zu sein. Der Streitwert wird mit 94.000 Euro beziffert. Es geht dabei um die Berichterstattung von "Dossier" über den Borealis-Deal. Der Vorwurf dabei lautet, dass die OMV für die Borealis-Anteile einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und ihren Aufsichtsrat über den Deal nicht ausreichend informiert habe. Verkäufer war Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, der selbst mit 24,9 Prozent an der OMV beteiligt ist.

Zudem sei am 8. Februar eine zweite Klage mit einem Streitwert von 60.000 Euro eingegangen. Beide Klagen werden laut "Dossier" zusammengelegt, die Schadenersatzforderung belaufe sich auf insgesamt 130.000 Euro. Die OMV argumentiert das Vorgehen damit, dass durch die Berichterstattung ein anhaltender Reputationsschaden entstanden sei, der auch in Gesprächen mit Journalisten zu spüren gewesen sei, erklärt der OMV-Sprecher laut APA. Es seien erhebliche zusätzliche Werbungskosten entstanden. "Dossier" spricht von einer "Einschüchterungklage".(red./apa)