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Österreichs Japan-Geschäft brummt wieder

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nach einem Durchhänger im Pandemiejahr schließen die Exporte ins Land der aufgehenden Sonne wieder an alte Rekorde an.


In Kürze rückt Japan mit der Austragung der Sommerolympiade ins Blickfeld der Welt. Für Österreich ist das Land der aufgehenden Sonne in wirtschaftlicher Hinsicht der zweitwichtigste asiatische Markt nach China sowie drittwichtigster Handelspartner in Übersee. Im Pandemiejahr 2020 belegte Japan im Ranking der österreichischen Exportmärkte Platz 18. Corona sorgte zwar für Einbußen, doch die hielten sich in Grenzen. Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 sank der Wert der Warenexporte nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich um 5,6 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro.

Inzwischen geht es mit den heimischen Ausfuhren in das fernöstliche Inselreich (gut 126 Millionen Einwohner) dank der globalen Konjunkturerholung aber wieder deutlich aufwärts. So kauften japanische Kunden von Jänner bis Mai 2021 für 750 Millionen Euro Waren aus Österreich. Ingomar Lochschmidt, Wirtschaftsdelegierter in Tokio, spricht von einem "neuen historischen Rekordwert für diesen Zeitraum".

Dabei ist es alles andere als einfach, mit japanischen Kunden ins Geschäft zu kommen. Lochschmidt betont denn auch: "Japan ist ein Exportmarkt für Profis. Die dortige Kultur insgesamt, vor allem aber auch die Geschäftskultur, ist selbst in der heutigen globalisierten Welt ganz anders als bei uns in der EU."

Aus Lochschmidts Sicht gibt es daher eine Reihe von Punkten, die als das Um und Auf für Exporterfolge in Japan gelten können. "Großgeschrieben wird jedenfalls Qualität - nicht nur beim eigentlichen Produkt, auch im ganzen Herstellungsprozess, bei der Verpackung und in der Lieferkette", erläutert der Wirtschaftsdelegierte im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Als anderes wichtiges Kriterium nennt er "Verlässlichkeit". Demnach schätze man in Japan "Pünktlichkeit bei Geschäfts- und bei Lieferterminen, keine leeren Versprechen und eine lange Firmengeschichte ohne große Sprünge".

Als Exportschlager gilt die Mercedes-G-Klasse

"Etwa 1.400 heimische Firmen exportieren jedes Jahr ihre Waren nach Japan, wovon 80 Prozent KMU, kleine und mittlere Unternehmen, sind", sagt Lochschmidt. Daneben gebe es noch zahlreiche Dienstleistungsexporteure und Technologiepartner.

"Österreichs wichtigster Einzelexporteur nach Japan ist derzeit die Firma Magna mit der Mercedes-G-Klasse, die sich in Japan besonders großer Beliebtheit erfreut", berichtet der Wirtschaftsdelegierte weiter. Andere wichtige Exportpositionen seien Pharmazeutika und Zulieferungen für die japanische Pharmabranche, hochwertige Holzpaneele, technische Laboreinrichtungen, Messgeräte und eine breite Palette von Maschinen und Ausrüstungstechnologien für die Industrie Japans. Gut vertreten sieht Lochschmidt Österreich aber auch auf dem Konsumgütersektor - etwa mit Kristallwaren, Tischkultur, Schweine- und Rindfleischlieferungen sowie Fruchtsäften und Energy Drinks.

Aufträge für die Olympiade brachten heimischen Betrieben im Außenhandel mit der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zuletzt ebenfalls Pluspunkte ein. "Viele österreichische Firmen haben sich in Tokio schon jetzt ihre Medaillen als erfolgreiche Exporteure geholt", sagt Lochschmidt.

Gerade bei sportlichen Großereignissen seien heimische Unternehmen "traditionell vorne mit dabei" - zum Beispiel im Bereich Infrastruktur. Dabei gehe es etwa um Schalungen für oft besonders aufwendige und komplizierte Stadienbauten, um Verkabelungen der Medienzentren, um Software für die Beobachtung und Berechnung von Menschenbewegungen zur Katastrophenvorbeugung und persönlichen Sicherheit, aber auch um die Ausstattung von Einsatzzentralen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten.

Selbst Fertigrasen für Tennis- und Fußballstadien sowie die kontaktlosen Zugangskontrollen zu diesen Stadien und anderen Veranstaltungsstätten samt der komplexen dahinterliegenden Software kämen oft aus Österreich, so Lochschmidt. Außerdem würden viele Hospitality-Häuser für die Olympischen Komitees, für die Sportverbände vieler Länder und für viele internationale Firmensponsoren traditionell von einem Tiroler Unternehmen gebaut. Dies war laut Lochschmidt bei den Winterspielen in Sochi (2014) und Pyeongchang (2018) genauso wie bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro (2016) und jetzt in Tokio der Fall.

Welche Branchen die größten Chancen bieten

Japan selbst bezeichnet Lochschmidt als "einen in den meisten Sektoren zwar prinzipiell offenen, aber besonders hart umkämpften Markt." Dies gelte für Konsumgüter genauso wie für industrielle Ausrüstungen.

Zu den Wachstumsbranchen - also jenen Sektoren, wo Neuexporteure keinen Mitbewerber verdrängen müssen, um selbst erfolgreich Fuß zu fassen - zählt Österreichs Wirtschaftsdelegierter nachhaltige Energiegewinnung, CO2-Ausstoß reduzierende Technologien und auch energiesparende Technologien (zum Beispiel im Hochbau). "Da hat Japan noch starken Aufholbedarf gegenüber der Europäischen Union." Ein zweites großes Wachstumsfeld - vor allem für Software-Unternehmen - sieht Lochschmidt in der Digitalisierung der noch immer sehr analog organisierten japanischen Wirtschaft und Verwaltung: "Innovative Lösungen, um in diesen beiden Bereichen Produktivitätssteigerungen möglich zu machen, sind in Japan sehr willkommen."