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Autobank nun Fall für den Masseverwalter

Wirtschaft

Konkursverfahren: Die Autobank AG hat sich mit hohen Zinsen und einem überholten Geschäftsmodell übernommen.


Die österreichische Autobank AG ist nun offiziell in Konkurs. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat am Montag ein entsprechendes Konkursverfahren vor dem Wiener Handelsgericht eröffnet. Liquiden und unverpfändeten Mitteln von 44,22 Millionen Euro stehen fällige Forderungen der Einlagensicherung von 72,89 Millionen Euro gegenüber, gaben die Gläubigerschutzorganisationen AKV, KSV 1870 und Creditreform unter Verweis auf eine Aufstellung der bei der Bank eingesetzten Regierungskommissärin bekannt. Bis zum 6. Oktober haben die Gläubiger nun Zeit, ihre Forderungen einzumelden. In eineinhalb Jahren ist das schon die dritte Bankenpleite in Österreich (nach der Commerzialbank und der früheren Meinl Bank). Wenn man sich die Geschichte der Autobank ansieht, kommt sie wohl wenig überraschend. Aber der Reihe nach.

Am 30 Juli hat die Finanzmarktaufsicht wegen "akuter Gläubigergefährdung" das Institut, das sich auf die Vergabe von Autokrediten spezialisiert hat, zugesperrt. Das Anfangskapital war deutlich unterschritten worden. Statt 5 Millionen Euro soll es nur noch 3,5 Millionen betragen haben. Zur Erklärung: Um die Bankkonzession weiter betreiben zu dürfen, darf das Anfangskapital nicht unterschritten werden. Beim Eigenkapital ist das laut den Basel-Bestimmungen für Banken zumindest kurzzeitig möglich.

Einlagensicherung springt ein

Damit wurde dann Ende Juli auch die gesetzlich vorgeschriebene Einlagensicherung (ESA) fällig, die Einlagen bis 100.000 Euro schützt. Diese hat dann knapp 73 Millionen Euro an Kunden aus Österreich und Deutschland ausbezahlt. Laut ESA sollen schon zwei Drittel der Kunden entschädigt worden sein. Insgesamt lagen 109 Millionen Euro an Spareinlagen bei der Autobank.

Vergangene Woche hat die ESA dann, wie es das Gesetz vorsieht, ihre bisher an die Sparer ausbezahlten Pflichten der Bank fällig gestellt. Weil die Autobank aber nicht zahlen konnte, wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Die Bank verfügt gerade einmal über 44,22 Millionen Euro an liquiden Mitteln, die sofort ausbezahlt werden können. Das ist zu wenig. Bei den restlichen Aktiva handelt es sich vor allem um Kfz-Kreditforderungen, die erst in einigen Jahren fällig werden.

"Die vorhandene Liquiditätslücke übersteigt das von der Rechtsprechung tolerierte Maß, weshalb die FMA per Gesetz den Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen der Autobank beim zuständigen Gericht zu stellen hatte", erklärte die FMA dazu.

Länger unter Beobachtung

Die Bank wurde schon länger von der FMA genauer beobachtet. Im August des Vorjahres hatte die Behörde der Autobank die Wirtschaftsprüferin Dorotea-E. Rebmann per Bescheid vorgesetzt. Ab da musste sich der Vorstand alles von Rebmann absegnen lassen. Am 29. Jänner hatte ein Sonder-Aktionärstreffen den Abbau der Bankgeschäfte binnen 18 bis 24 Monaten mit anschließender Rückstellung der Bankenkonzession beschlossen. Einen nachhaltigen Abwicklungsplan konnte das Management aber aus Sicht der Aufseher nicht vorlegen.

Zum einen weigerten sich die Eigentümer, eine deutsche Investorengruppe, Kapital zuzuschießen. Zum anderen konnte das Institut sein Forderungspaket nicht an den Mark bringen. Zumindest nicht zu einem Preis, der die Liquiditätslücke hätte schließen können. Dabei handelt es sich um Kreditpakete von 15, 20 oder 30 Millionen Euro an Auto-Krediten unterschiedlicher Marken. Für große Banken zahlt sich die Übernahme nur mit großem Preisabschlag aus. Wenn überhaupt Interesse daran besteht.

Zu hohe Zinsen

Die Autobank wurde 1991 von der Tarbuk-Gruppe - damals eines der größten Autohäuser des Landes - zusammen mit der damaligen Ersten Österreichischen Spar-Casse als "Auto-Handels- und Leasing Bank AG" gegründet. Mit der hauseigenen Bank wollte das Autohaus vom damals florierenden Auto-Leasing-Geschäft profitieren. 2003 geriet dann die Turbuk-Gruppe in Schieflage, nachdem ein paar exklusive Vertragspartner wie Nissan und Jaguar ihre Importverträge gekündigt hatten. Die Autobank wurde im Zuge einer Restrukturierung zuerst von der oberösterreichischen Salzer-Gruppe und später vom Hamburger Leasingunternehmen Albis übernommen. 2010 brachten deutsche Investoren die Bank an die Börse. Das kleine, relativ konservative Geldhaus hat in der Vergangenheit mit deutlich attraktiveren Sparzinsen als die Konkurrenz geworben und Verluste geschrieben. Jedenfalls dürfte sich die kleine Bank mit den hohen Sparzinsen überhoben haben.

Auch das Geschäftsmodell - Kfz-Kredite für unbestimmte Marken - dürfte Insidern zufolge nicht besonders lukrativ gewesen sein, heute gilt es als überholt. Große Automarken haben dafür eigene Hausbanken mit teils besseren Kreditkonditionen.

Das Ausmaß der Überschuldung ist derzeit jedenfalls noch unklar. Den Vermögensstatus der Autobank, der Auskunft über die Höhe der Aktiva und Passiva gibt, muss der Masseverwalter noch ermitteln. Im Jahr 2019 schrieb die Bank, die zuletzt 31 Mitarbeiter beschäftigte, laut Geschäftsbericht noch einen Verlust von 12,3 Millionen Euro.(del/kle)