Zum Hauptinhalt springen

Stimmung in Elektroindustrie wieder positiv

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Österreichs Elektro- und Elektronikindustrie freut sich über steigende Umsätze nach einem schwierigen Vorjahr. Zur Umsetzung der Klimaziele ortet man Diskussionsbedarf.


Die Corona-Pandemie hat auch in der heimischen Elektro- und Elektronikindustrie ihre Spuren hinterlassen: fast acht Prozent Rückgang bei der Produktion auf 17,2 Milliarden Euro. Minus fünf Prozent verzeichnete man bei den Auftragseingängen, bei den Auftragsbeständen waren es minus zwölf Prozent. Bei den Umsätzen waren es minus 6,6 Prozent. Dies gab der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) am Donnerstag bekannt.

Der zweitgrößten heimischen Industriesparte ist es jedoch gelungen, mit 66.903 Beschäftigten (per Jahresende 2020) den Großteil ihrer Mitarbeiter zu halten - das Minus beläuft sich hier auf 2,7 Prozent. Damit sei auch das Know-how für den aktuellen Nachholbedarf in den Betrieben gesichert, freut man sich.

Lieferketten und Chipmangel: Vorkrisenniveau erst 2023

Die ersten vier Monate 2021 zeigen nun erfreulicherweise einen Aufwärtstrend: Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15,9 Prozent. Die Umsätze haben das Vorkrisenniveau bereits leicht übertroffen. Auch die Auftragsbestände ziehen an, liegen aber sowohl im Inlands- wie auch im Auslandsbereich noch weit unter Vorkrisenniveau.

Auffallend sei das erhebliche Wachstum bei elektrischer Ausrüstung für KFZ, streicht man beim Branchenverband hervor.

Frühestens 2023 werde man insgesamt wieder das Vorkrisenniveau erreichen, prognostizierte FEEI-Geschäftsführerin Marion Nitsch. Als große Herausforderungen nannte sie die nach wie vor fragilen Lieferketten, steigende Rohstoffpreise und Fachkräftemangel. Zudem macht sich der Chipmangel natürlich auch in der Elektro- und Elektronikindustrie als Bremsfaktor massiv bemerkbar. So gibt FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun an, dass deswegen bereits wieder vereinzelt Kurzarbeit in den Betrieben eingeführt werden musste.

Klimaziele mit Digitalisierung effizienter umsetzen

Auch zur Umsetzung der Klimaziele macht Hesoun sich so seine Gedanken und meint: "Klimaschutz ist keine Frage des ,Ob‘, sondern des ,Wie‘." Und bei Letzterem herrsche noch großer Diskussionsbedarf im Land, meint er.

Im Vorfeld der Ökologischen Steuerreform fordert Hesoun mehr Offenheit, was die gesetzlichen Vorgaben zum Einsatz von Technologien zur CO2-Reduktion betrifft. Nicht E-Mobilität und alternative Energien allein seien die Lösung, sondern die Betrachtung gesamter Systeme, von E-Fuels über Wasserstoff bis zu Kombinationen von Technologien.

Eine Lösung für das Problem des stark steigenden Energiebedarfs ortet der FEEI-Obmann in einer effektiveren Nutzung von Energie, etwa bei Smart-City-Systemen. Gemeint sind damit sowohl die vorrangige Nutzung von in der Region erzeugter Energie wie auch die durch digitale Systeme und Algorithmen effizienter genutzte Energie.

"Effizienzsteigerung ist eine der Grundaufgaben der Digitalisierung", so Hesoun. "Ohne intelligente digitale Systeme können die in den Klimazielen definierten Herausforderungen nicht erreicht werden."

Die Branche sehe sich jedenfalls als treibende Kraft für Lösungen zur Energieeffizienz, ob nun bei Überwachungs-, Steuerungs- und Regelfunktionen oder Daten- und Signalverarbeitung. Die Optimierung und Koordination des gesamten Energiesystems sei "der Teil, den die Elektro- und Elektronikindustrie leisten kann und will". Dafür brauche sie allerdings praxistaugliche Rahmenbedingungen, Anreizsysteme, mehr Geld für Forschung und gut ausgebildete Fachkräfte - formuliert Hesoun eine Wunschliste an die heimische Politik.

Praxistaugliche Technikvon Industrie bis Smart City

Österreichs Elektro- und Elektronikindustrie sei jedenfalls international führend bei der Digitalisierung der Industrieproduktion, erklärt Hesoun stolz. Da der Standort nicht billig sei, müsse das Land, ebenso wie Deutschland, in diesem Bereich punkten.

"Und auch bei Smart City als Anwendung der Digitalisierung gibt es international nicht so viele Pilotprojekte und Praxisbeispiele", erläutert er. Die bereits seit Jahren laufenden Forschungen in Wien-Aspern seien hier durchaus internationale Spitze.