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Volksbanken wollen noch heuer 125 Millionen an Staatshilfe zurückzahlen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Bis Ende 2023 sind 300 Millionen Euro zu retournieren, dann geht der Bund beim Spitzeninstitut als Kernaktionär von Bord.


Zwei große Tranchen muss der Volksbankenverbund bis Ende 2023 noch stemmen, dann sind insgesamt 300 Millionen Euro an die Republik zurückgezahlt. Das Abtragen dieser Schuld bezieht sich vertragsgemäß auf einen Teil jener 1,25 Milliarden Euro an Kapitalhilfen, die der Staat nach der globalen Finanzkrise (2008) in Summe fließen ließ, um das in Schieflage geratene Spitzeninstitut der Volksbanken, die damalige ÖVAG, und damit auch den gesamten Volksbankensektor zu retten.

Sobald die besagten 300 Millionen retourniert sind, geht auch der Viertelanteil, den der Bund seit Zerschlagung der ÖVAG (Mitte 2015) an der Volksbank Wien, dem neuen Spitzeninstitut, hält, in den Besitz der Volksbankengenossenschaften zurück. Diese 25-Prozent-Beteiligung ist also verpfändet. Ist der Staat bei der Volksbank Wien nicht mehr an Bord, darf diese auch wieder Dividenden an ihre Eigentümer ausschütten.

Bis dato hat die Volksbankengruppe dem Bund seit Ende 2017 in zwei Raten 75 Millionen Euro überwiesen, wie der Sprecher der Volksbank Wien, Wolfgang Layr, erklärt. Von den restlichen 225 Millionen Euro sind heuer zum Jahresende 125 Millionen fällig und Ende 2023 dann 100 Millionen. Laut Layr ist die Zahlung der heurigen Tranche bereits von der Finanzmarktaufsicht (FMA) genehmigt und das "Geld schon gebucht". Auch danach werde der Volksbankenverbund ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet sein, betont der Sprecher. Zuletzt - zur Jahresmitte - lag die harte Kernkapitalquote bei 14,5 Prozent.

Rückkehr zum alten Zeitplan

Den Staat wollten die Volksbanken eigentlich schon viel früher aus ihrem Spitzeninstitut "herausgekauft" und damit wieder draußen haben. So war geplant, mit der Rückzahlung der 300 Millionen bereits Ende 2020 fertig zu sein - drei Jahre früher als mit dem Bund ursprünglich vereinbart.

Doch nicht Corona, sondern die "extrem niedrige Zinsspanne", die alle Kreditinstitute vor Herausforderungen stelle, wie Layr anmerkt, hat den Volksbanken dabei einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Aus Vorsichtsgründen" sei man daher zum ursprünglichen Zeitplan zurückgekehrt, so der Sprecher. Mit Blick auf das Eigenkapital dürfte dazu aber auch die Aufsicht geraten haben.

Bedingung für die staatlichen Kapitalhilfen war vor allem die Schaffung einer neuen, wirtschaftlich effizienteren Verbundstruktur. Gab es einst rund 60 regionale Volksbanken, sind es heute nach einer Vielzahl von Fusionen nur noch acht Institute - eines pro Bundesland (das Burgenland ausgenommen). Daneben gibt es mit der Ärzte- und Apothekenbank noch eine Spezialbank im Sektor.

Ihre groß angelegte Restrukturierung hat die Volksbankengruppe seit dem vergangenen Jahr im Grunde abgeschlossen. Inzwischen ist sie nur noch im Österreich-Geschäft mit Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetrieben tätig. Die teuren Finanzabenteuer in Osteuropa, die auf die Kappe der einstigen ÖVAG gingen, gehören längst der Vergangenheit an.

Ein Viertel weniger Personal

Um sich nachhaltig profitabel zu machen, haben die Volksbanken auch die Zahl ihrer Filialen massiv zurückgefahren - von einst mehr als 500 auf rund 240. Damit einher ging ein radikaler Personalabbau. Hatten die Volksbanken im Frühjahr 2016 noch rund 4.000 Mitarbeiter, sind es mittlerweile mit rund 3.000 um 25 Prozent weniger. Das Verhältnis der Kosten zum Ertrag - eine wichtige Kennzahl in der Bankenbranche - lag zuletzt bei 73,6 Prozent. Diese Quote soll weiter verbessert und in Richtung 60 Prozent gebracht werden, so Layr. Noch zu hebendes Einsparpotenzial sehen die Volksbanken vor allem bei den IT-Kosten durch das weitere Digitalisieren von Abläufen und Prozessen im Geschäftsbetrieb.

Das Gewinnziel der Gruppe, deren Bilanzsumme per Ende 2020 bei 29,3 Milliarden Euro lag, ist ein langfristig nachhaltiger Überschuss in dreistelliger Millionenhöhe. Zwar sorgte Corona für eine Zäsur, aber in den Jahren davor konnte das Ziel bereits erfüllt werden. 2019 etwa betrug der Nettogewinn 148,5 Millionen Euro.

Indes haben die Volksbanken den Wechsel von der Einlagensicherung Austria in ein eigenes Sparerschutzsystem weiter im Auge. "Das Thema gibt es noch", sagt Layr. Raiffeisen hat für den Ausstieg bereits grünes Licht. Die Volksbanken wollen auch raus, weil die Pleiten von Commerzialbank, Ex-Meinl-Bank und Autobank sehr teuer kamen. Ihr Marktanteil bei den gesicherten Spareinlagen ist aber zu gering, das jetzige Gesetz schreibt mindestens 15 Prozent vor.