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Geld für den Stich

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Viele Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitern Impfprämien. Der Anreiz wirkt.


Beim Flugzeugbauer FACC sind mittlerweile über 80 Prozent der Belegschaft geimpft. Das österreichische Unternehmen mit chinesischem Kernaktionär hat seinen Firmensitz im oberösterreichischen Ried im Innkreis. Also ausgerechnet in dem Bundesland mit der derzeit niedrigsten Impfquote und mit einer eigenen Impfgegner-Partei (MFG) im Landtag. Trotzdem konnten vier Fünftel der Belegschaft von einer Impfung überzeugt werden.

"Wir haben eine eigene Impfstraße eingerichtet und uns bemüht, die Mitarbeiter umfassend zu informieren. Wir hatten auch eine eigene Aufklärungskampagne", erklärt Pressesprecherin Andrea Schachinger der "Wiener Zeitung". Darüber hinaus können sich die Mitarbeiter drei Mal pro Woche vor Ort PCR-testen, und jetzt werden auch noch neue iPhones 13 verlost. Bei FACC gab es keine monetäre Impfprämie, aber ab einer betriebsinternen Impfquote von 80 Prozent eine eigene Impflotterie.

750 Euro für Impfung

Immer öfter greifen heimische Firmen zu finanziellen Anreizen, um die Impfquote innerhalb der Belegschaft zu erhöhen. Prämien oder Impflotterien sind jedenfalls billiger als Arbeitsausfälle wegen Quarantäne oder aufgrund einer Covid-Erkrankung. Corona-Cluster in der Belegschaft können zudem ganze Abteilungen und die Produktion lahmlegen.

Beim oberösterreichischen Motorradhersteller KTM gibt es zum Beispiel 750 Euro für alle Beschäftigten, die sich bis 15. Jänner impfen lassen. Laut "Salzburger Nachrichten" wird das Geld in Form einer Gewinnbeteiligung ausgeschüttet. Und auch bei Sony DADC im Salzburger Thalgau gibt es eine Impfprämie in der Höhe von 250 Euro.

In Deutschland etwa läuft schon eine Debatte darüber, ob man betriebliche Impfprämien steuerlich absetzbar machen soll. Auch dort setzen manche Unternehmen finanzielle Anreize für geimpfte Mitarbeiter, um Corona-bedingte Ausfälle zu vermeiden. Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat diese Forderung jedenfalls an die Nachfolgeregierung unter SPD-Kanzler Olaf Scholz gerichtet.

Impfquote steigt

Dass finanzielle Anreize die Impfbereitschaft erhöhen, zeigt eine aktuelle Untersuchung in Skandinavien. Eine Studie der Universität Kopenhagen hat die Wirkung monetärer Anreize auf die Impfbereitschaft in Schweden untersucht. Die Forscher kommen zum Schluss, dass eine Impfprämie von 25 US-Dollar, die Impfquote um 4 Prozentpunkte erhöhen konnte - von 71 auf 75 Prozent der impfbaren Bevölkerung.

"Alles, was hilft, die Impfquote zu erhöhen, ist willkommen und kostet sicherlich viel weniger als andere Maßnahmen wie Lockdowns", sagt Ökonom Harald Oberhofer. Deshalb sollte man auch über steuerliche Anreize diskutieren. "Wenn schon die öffentliche Hand keine Anreize setzen will, dann wäre es für einige Unternehmen sicherlich hilfreich, wenn sie Impfprämien steuerlich absetzen können", so Oberhofer. Das Momentum-Institut hat kürzlich errechnet, dass eine Impfprämie von 500 Euro für jede impfbare Person nach erfolgtem Zweit- oder Drittstich rund 4 Milliarden Euro kosten würde.

In Österreich steht ab Februar jedenfalls die Impfpflicht an. Wie diese arbeitsrechtlich umgesetzt wird und ob ein Nicht-Impfen berufliche Konsequenzen hat, ist noch offen. Am Donnerstag soll das Thema im Rahmen einer Enquete im Parlament behandelt werden.