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"Energiepolitik darf keine Fußnote der Klimapolitik werden"

Wirtschaft

Österreichs Betriebe wünschen sich eine Senkung der energiebezogenen Abgaben, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.


Die Energiepolitik darf keine Fußnote der Klimapolitik werden", hieß es anlässlich der Präsentation einer Studie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) vor Journalisten am Donnerstag in Wien. Knapp 1.000 Betriebe quer durch die Branchen wurden befragt.

Österreichs Unternehmer, insbesondere jene aus den energieintensiven Industriesektoren wie Papier, Stahl und Chemie, sehen düstere Zeiten auf sich zukommen. Mehr als die Hälfte der energieintensiven Industriebetriebe gibt für 2022 Strom-Mehrkosten von über 75 Prozent an, ein Viertel sogar über 200 Prozent.

Die Energiepreise steigen derzeit besonders kräftig, die Ukraine-Krise erschwert die Gas-Importe und die Rohstoffe verteuern sich stetig. Hinzu komme, dass die Klimapolitik das alles noch verschärfe, meinen die Unternehmen.

Bangen um Versorgungssicherheit

Laut Umfrage machen sich immer mehr von ihnen Gedanken um die Versorgungssicherheit bei Strom und Energie. Jürgen Streitner, Leiter der WKO-Abteilung für Energie- und Umweltpolitik: "Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz ist beschlossen, nun fehlen noch die notwendigen Verordnungen, um es rasch auf den Boden zu bringen. Dabei ist Netzstabilität besonders wichtig. Das Abschalten von Grundlastkraftwerken ohne sicher verfügbare Alternativen verursacht hohe Risiken für die Versorgungssicherheit."

"Wichtigster Treiber der Strompreis-Rally ist die Preisexplosion bei Erdgas und der rasante Anstieg der CO2-Kosten", meint Robert Schmid, Geschäftsführer der Schmid Industrieholding und Umweltsprecher der Bundessparte Industrie. Auch Spekulation treibe die Strompreise an, gleichzeitig würde aber mehr Strom benötigt, auch für die Elektromobilität.

Schmid warnt, dass es bei weiter massiven Preiserhöhungen zu einer Kettenreaktion kommen könnte. Würden etwa Stahl und Zement teurer, würde auch der Bau von Windrädern für die alternative Energieerzeugung kostenintensiver. "Energie ist ein Grundbedürfnis!", so der Unternehmer. Mittels kurzfristiger Förderungen könne man zwar vorerst das Leben erleichtern, langfristig müsse aber darauf geachtet werden, dass "Bedarf, Nachfrage und Angebot" in Österreich zusammenpassen.

Immerhin drei Viertel der befragten Unternehmen wollen nun verstärkt in Energieeffizienz investieren, die Hälfte ihre Eigenversorgung mit Energie ausbauen. Diese Investitionen gehen allerdings zu Lasten jener in Forschung und Entwicklung, so die Umfrageergebnisse.

Als Reaktion auf die Kostensteigerungen prüft jeder fünfte Betrieb Produktionseinschränkungen oder hat diese schon umgesetzt. 58 Prozent versuchen, die hohen Energiepreise an Kunden weiterzugeben. Dies gelingt aber etwa wegen des Wettbewerbsdrucks oder vertraglicher Verpflichtungen oft nicht.

Um die Belastungen zu entschärfen, wünschen sich 81 der befragten Unternehmen eine vorübergehende Senkung energiebezogener Steuern und Abgaben. Mit dem Aussetzen des Erneuerbaren-Förderbeitrages und der geplanten Aussetzung der Erneuerbaren-Förderpauschale für das laufende Jahr hat die Bundesregierung hierauf bereits reagiert.

Als Gegenmaßnahmen zum Energiepreis-Hype fordert die WKO zudem einen kosteneffizienten Ausbau erneuerbarer Energie, bessere Möglichkeiten zur Vermarktung von grünem Strom und den forcierten Ausbau der Netzinfrastruktur. Die seit 2018 wirksame Strompreiszonen-Trennung zwischen Deutschland und Österreich sieht man in diesem Zusammenhang besonders kritisch.(mojo)