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Wenn Lego zu Gold wird

Von Sonja Wind

Wirtschaft
2013 kostete die Minifigur "Mr. Gold" 2,49 Euro – heute ist sie mehr als 3.000 Euro wert. Sie ist eine von zahlreichen ungewöhnlichen Geldanlagen.
© stock.adobe.com / Cirkus

Als Geldanlage können die Sets der dänischen Kultfirma sehr lukrativ sein, es gibt aber noch andere skurrile Investments.


Lego, japanische Zierfische und Sneaker - diese ungewöhnlichen Wertanlagen erzielen teils höhere Renditen als Gold. Eine smarte Investition - oder sollte man davon die Finger lassen?

Mit Lego lässt sich vieles aufbauen - auch ein Vermögen. Der Wert der bunten Lego-Steine entwickelt sich teilweise sogar besser als bei Gold, zeigt eine Studie der HSE Universität in Moskau. Auch andere Sammlerobjekte wie Spielkarten oder Sneaker verlocken mit potenziell hohen Renditen. Reich werden mit dem verstaubten Lego-Set aus dem Keller oder einem Paar Turnschuhen - kann das funktionieren?

"Man muss schon einigermaßen ein Nerd in dem Thema sein, wenn man in Lego investiert. Wie bei jedem anderen Investment auch", sagt Moritz Gröbner, leidenschaftlicher Lego-Sammler. Insgesamt 87 Lego-Sets bunkert der hauptberufliche IT-Projektleiter und Unternehmer zu Hause. Erst seit einem Jahr investiert er auch aus wirtschaftlichen Interessen in das Spielzeug.

Sein größter Glücksfall ist die Lego-Berlin-Skyline, die er vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Um die 30 Euro soll das Set damals gekostet haben. "Zwei Jahre später war es 200 Euro wert", erzählt er. Verkauft hat er das Set nicht - der persönliche Wert überwiegt.

Nicht alle Lego-Sets sind wertvoll

Begonnen hat der Boom für den Handel mit den dänischen Bausteinen in den 2000ern, als sich ein großer Sekundärmarkt für das Spielzeug bildete. "Lego-Investitionen sind beliebt, weil diese alternative Anlageform nicht zum Luxussegment gehört und daher für jeden Kleinanleger erschwinglich ist", so die russische Forscherin Victoria Dobrynskaya in ihrer Studie über die Wertentwicklung von Lego.

"Es ist ein Trugschluss, wenn man glaubt, dass Lego automatisch Gold wert ist", sagt Moritz Gröbner. Ob ein Lego-Set später teurer weiterverkauft werden kann, ist von einigen Faktoren abhängig: Am wertvollsten sind Sets, die originalverpackt sind - "sonst sind 90 Prozent des Werts dahin". Auch die Größe spielt eine Rolle: Kleine und große Sets seien profitabler als mittelgroße Editionen. Außerdem sind Serien, die als Zielgruppe Erwachsene im Visier haben, in der Regel wertvoller. "Dazu zählen die Star-Wars-Serien, Architektur-Reihen oder Sets mit Piraten und Rittern", sagt Gröbner.

Oft sind es gerade kleine Details wie Hüte oder Fahnen, die einem Set großen Wert verleihen. Einen Höhenflug legte etwa die Minifigur "Mr. Gold" hin: Der Originalpreis lag 2013 bei 2,49 Euro, heute ist die Figur mehr als 3.000 Euro wert.

Pokémon-Karten und Koi-Karpfen als Wertanlagen

Bei Angeboten auf Online-Handelsplätzen wie "Willhaben" oder eBay sei Vorsicht geboten - dort werde mit absurden Preisen oft "eine einzige Abzocke" betrieben, warnt Gröbner. Der Hobby-Sammler rät deshalb, sich vorher auf speziellen Websites wie "Bricklink" über die Originalpreise und Einschätzungen zum Marktwert zu informieren.

Lego ist aber lange nicht die einzige ungewöhnliche Wertanlage. Es gibt eine ganze Reihe an Sammlerstücken, die exorbitante Preise erreichen können. Dazu zählen beispielsweise "Pokémon"-Karten oder "Magic"-Karten. Je seltener und besonderer die Karte desto höher der Preis. Die begehrtesten Exemplare kosten über 10.000 Euro - damit übertreffen die Papierkarten einen durchschnittlichen Kleinwagen. Die teuerste "Magic"-Karte ist eine vom Künstler signierte "Black Lotus"-Karte: Sie wurde 2021 auf eBay um rund 425.000 Euro verkauft.

Auch Fische können zum Investment-Objekt werden. Die japanischen Koi-Karpfen mit einer Lebenserwartung von 60 Jahren werden nicht umsonst "schwimmende Edelsteine" genannt: Sie können ihren Besitzern Beträge im fünfstelligen Bereich bescheren. Der Preis hängt von der Farbe, der Kopfform und anderen Merkmalen ab. Je älter und größer der Fisch ist, desto wertvoller ist er. Dann kann sich der Handel mit den Fischen auch im Millionenbereich abspielen.

Lego wird nach drei Jahren wertvoller

Sneaker sind indes eines der neuesten Sammler-Phänomene. Für den Wiederverkauf der Schuhe hat sich in den vergangenen Jahren ein reger Markt entwickelt. Der US-Onlinehandelsplatz StockX bietet Nutzern ähnlich wie beim Aktienhandel ein digitales Sneaker-Portfolio. Den Rekord für die teuersten gehandelten Schuhe halten bisher die Kayne West "Air Yeezy I"-Sneaker, die 2021 um geschätzt eine Million US-Dollar versteigert wurden.

Egal ob Lego, Sneaker oder Fisch - die Wertsteigerung ergibt sich durch die Verknappung. Je weniger von dem spezifischen Objekt verfügbar ist, desto wertvoller ist es auch. Bei Lego beginne der Wertanstieg nach etwa zwei bis drei Jahren nach der Veröffentlichung, heißt es in der Studie von Dobrynskaya. Denn sobald die Produktion einer Lego-Serie eingestellt wird und das Set aus den Regalen verschwindet, können Sammler das Objekt der Begierde nur noch über den Sekundärmarkt ergattern. Mit jedem geöffneten Set werden die originalverpackten Exemplare seltener - und der Wert geht nach oben.

Im Worst-Case droht Totalverlust

"Wertanlage und Sammlerobjekt ist eigentlich ein Widerspruch", sagt Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Während beim Sammlerobjekt die Leidenschaft im Vordergrund stehe, ist es bei der Wertanlage das rationale Denken. Ohne Leidenschaft für das Sammlerstück solle man von einer Investition lieber die Finger lassen.

Investiert man aus rein wirtschaftlichem Interesse in ein Objekt, so könne das "fatal" enden. Denn Anlagen in Sammlerobjekte sind rein spekulativ: "Es ist eine Wette auf einen gewissen Lifestyle - ob das Objekt in Zukunft noch begehrt ist oder nicht", sagt Lausecker. Ob sich in 25 Jahren noch jemand für eine bestimmte Sneaker-Marke interessiere, könne man schließlich nicht wissen.

Fehlt die Nachfrage, wäre der Marken-Sneaker nur noch ein Turnschuh. Der edle Tropfen Wein nur noch Alkohol. Das Lego nur noch Plastik. Halb so schlimm für Sammler wie Moritz Gröbner, die aus Leidenschaft dabei sind. Die Lego-Sets könnten dann immerhin guten Gewissens aus der Verpackung geholt werden.