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Muskelkraft statt Stauverdacht

Von Julian Kern

Wirtschaft

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Dienstfahrrad an.


Der Fahrradboom hält weiter an. Im vergangenen Jahr wurde in Österreich erstmals ein Umsatz von über einer Milliarde Euro mit Fahrrädern erwirtschaftet. Der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster (VSSÖ) gab an, dass Sportgeschäfte rund 490.000 Fahrräder im Großhandel eingekauft haben. Elektrofahrräder liegen weiterhin im Trend und immer mehr Unternehmen setzen auf Dienstfahrräder, statt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Dienstwagen zur Verfügung zu stellen.

"Klimaschutz ist seit Jahrzehnten ein Thema und wir wollten nicht nur kritisieren, sondern als Agentur auch aktiv etwas dagegen tun. Gerade für Außer-Haus-Termine eignen sich Dienstfahrräder sehr gut", sagt Axel Zuschmann, Geschäftsführer der PR-Agentur "Eckel &Partner". Der Großteil der 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutze seit Juli 2020 regelmäßig das Dienstrad, für berufliche, aber auch private Zwecke.

Wachsender Markt

Laut Harald Bauer, Geschäftsführer des Leasinganbieters "Willdienstrad GmbH", gibt es derzeit zwischen zwölf und fünfzehn Dienstradleasinganbieter in Österreich - Tendenz steigend. Deutsche und holländische Anbieter hätten die Steuerthematik und die Förderungen, die es auf dem österreichischen Markt gibt, für sich entdeckt.

Sowohl der Sportfachhandel als auch das Klimaschutzministerium fördern die Anschaffung eines Dienstfahrrads: Unternehmen bekommen demnach beim Kauf eines E-Bikes bis zu 400 Euro ersetzt. Bei (Elektro-) Transportfahrrädern kann die Förderung bis zu 1.000 Euro ausmachen. "Die Mitarbeiter finanzieren sich das Dienstrad mit ihrem Lohn zum Großteil selbst, aber reduziert, da der Arbeitgeber die Vorsteuer abziehen kann, die Förderung bekommt und sich Lohnsteuervorteile ergeben", sagt Bauer. In Summe sei es dadurch möglich, beim Dienstradleasing zwischen 35 und 40 Prozent im Vergleich zum Privatkauf zu sparen.

Leasing wie beim Dienstwagen

Über die Firma ein Dienstrad zu nutzen, ist dem Leasing eines Dienstwagens sehr ähnlich: "Vor zwei Jahren wurde das Dienstrad vom Gesetzgeber mit einem elektrisch betriebenen Dienstauto gleichgestellt, der Sachbezugswert ist weggefallen", erklärt Bauer. Um ein Dienstrad in Anspruch zu nehmen, muss zuerst abgeklärt werden, ob der Arbeitgeber die Möglichkeit des Dienstrads anbietet. Ist dies der Fall, so wird ein Leasingrahmenvertrag zwischen Arbeitgeber und Dienstradleasinganbieter abgeschlossen. Anschließend können sich Angestellte - im Rahmen des festgelegten Budgets - das Wunsch-Fahrrad aussuchen. Nach dem Ende des 36 oder 48 Monate andauernden Leasingvertrags können Angestellte das Fahrrad zu einem geringen Wert aus dem Leasingvertrag herauskaufen, oder sich im Rahmen eines neuen Leasingvertrages ein neues Fahrrad auswählen.

Im Jahr 2021 wurden in Österreich laut Klimaschutzministerium 6.247 Förderungen für Fahrräder, E-Bikes und (E-)Transporträder beantragt. Der Großteil, rund 4.500 Anträge, kam von Unternehmen. "Man leistet eine Vorbildwirkung, trägt - wenn auch nur gering - zur CO2- -Ersparnis bei, aber jeder kann einen Beitrag leisten", sagt Zuschmann. Steigende Energie- und Treibstoffpreise könnten - wie in Skandinavien zu Zeiten der Ölpreiskrise - die Nachfrage nach Diensträder weiter erhöhen.