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Der tägliche Kampf mit der Inflation

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
© studio v-zwoelf - stock.adobe.com

Die gestiegenen Lebensmittelpreise belasten Geringverdiener in Österreich besonders stark.


Mittlerweile merken es auch jene, die bis jetzt nicht so genau auf den Kassabon geschaut haben: Brot, Milch, Eier, Obst, Gemüse, Fleisch und zahlreiche andere Produkte werden immer teurer. Ganz besonders treffen die gestiegenen Lebensmittelpreise die weniger begüterten Bevölkerungsgruppen. Haushalte im untersten Einkommenszehntel geben nämlich 16,9 Prozent ihres Einkommens für Ernährung und alkoholfreie Getränke aus, Haushalte im obersten Einkommensdezil 9,7 Prozent.

Um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen, greifen Konsumentinnen und Konsumenten nun vermehrt zu den billigeren Produkten. "Wir merken im Einkaufsverhalten, dass verstärkt Preiseinstiegslagen (Anm.: günstige Eigenmarken) gekauft werden beziehungsweise die Aktionsangebote gut genutzt werden. Das zieht sich quer durch alle Produktgruppen", sagt Christian Prauchner, Obmann der Bundessparte Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich, zur "Wiener Zeitung".

Eigenmarken stark nachgefragt

In der Tat ist zu beobachten, dass die Regale mit den Eigenmarken deutlich leerer sind als die anderen. Spar-Pressesprecherin Nicole Berkmann spricht von einer um 10 Prozent höheren Nachfrage nach Produkten der günstigen Eigenmarke S-Budget in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum 1. Quartal 2021 und von einem leichten Nachlassen des Bio-Booms.

Der Rewe-Konzern (Billa, Adeg, Penny) sieht bei Clever-Produkten "ein dynamisches Wachstum, speziell bei Grundnahrungsmitteln", wie es auf Anfrage heißt. Allerdings habe man das 650 Produkte umfassende Clever-Sortiment in den vergangenen Wochen auch intensiv beworben. Bio werde weiterhin gerne gekauft.

Diskonter Hofer teilt mit: "Wir gehen davon aus, dass die stark steigenden Preise in den nächsten Monaten dazu führen werden, dass die Bevölkerung verstärkt unser gutes Dauertiefpreis-Angebot in Anspruch nehmen wird."

Aber auch bei den ganz billigen Produkten hat die Inflation zugeschlagen, etwa bei Teigwaren. So kostete ein Kilo Penne im Juni 2021 laut Teuerungscheck der Arbeiterkammer noch 0,78 Cent. Nun seien es 1,40 Euro, was einer Verteuerung um 79 Prozent entspricht.

Täglicher Einkauf kostet immer mehr

Den täglichen Einkauf spiegelt hierzulande der Mikrowarenkorb der Statistik Austria wider. Er enthält überwiegend Nahrungsmittel wie etwa Brot und Gebäck, das im April um 8,2 Prozent mehr kostete als vor einem Jahr. Butter war mit einer Verteuerung um 25,7 Prozent ein besonders deutlicher Ausreißer nach oben. Insgesamt verteuerte sich der Mikrowarenkorb im April um 7,7 Prozent. Die Inflation beschleunigte sich insgesamt von 6,8 auf 7,2 Prozent, im Mai dürften die Verbraucherpreise laut Schnellschätzung der Statistik Austria um 8 Prozent gestiegen sein.

Wenn Lebensmittel im Supermarkt schon so teuer sind, könnte man ja billig essen gehen. Fehlanzeige: Denn auch Fast-Food-Ketten und Döner-Buden mussten ihre Preise anheben, um die steigenden Kosten abzudecken. Ein besonders plakatives Beispiel: "Der Cheeseburger beim McDonald’s hat immer einen Euro gekostet, jetzt kostet er 1 Euro 60!", echauffierte sich Willi Mernyi, Leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB), am vergangenen Mittwoch bei der "Preise runter!"-Konferenz des ÖGB vor 3.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Wiener Marx Halle. Bei der Veranstaltung wurde einmal mehr auf eine vorübergehende Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gepocht, um die Folgen der Inflation für die Verbraucher abzufedern. Spar-Österreich-Chef Fritz Poppmeier hatte sich zuletzt dagegen ausgesprochen. Es bestehe mehrfach die Gefahr eines zusätzlichen Inflationsschubs, bei der Streichung und bei der Wiedereinführung der Mehrwertsteuer. Dass die Händler eine Senkung nicht den Kunden weiterreichen würden, sei wegen der großen Konkurrenz aber nicht zu erwarten. Spar würde eine solche Entlastung weitergeben, versicherte er.

Der Lebensmitteleinzelhandel zählte zu den Gewinnern der Coronapandemie, da er von den behördlich verordneten Lockdowns nicht betroffen war und von der geschlossenen Gastronomie profitierte. Nun zehrt die Inflation das Wachstum der Branche auf: Im ersten Quartal dieses Jahres sank der Umsatz laut Statistik Austria nominell um 1,7 Prozent, was unter Berücksichtigung der Preisentwicklung real einem Verlust von 5,8 Prozent entspricht.

Handel legte im 1. Quartal real um 3,6 Prozent zu

Insgesamt zeigten sich die Österreicherinnen und Österreicher in den ersten drei Monaten spendierfreudig. Die Handelsumsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal nominell um 15,2 Prozent. Real blieb ein Plus von 3,6 Prozent übrig. Der Einzelhandel verzeichnete ein Umsatzplus von 8,3 Prozent (real plus 2,3 Prozent). Es sei aber zu berücksichtigen, dass ein großer Teil der Unternehmen im ersten Quartal 2021 von Schließungen und anderen Einschränkungen aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie betroffen war, erinnern die Statistiker.