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Warm einpacken für das Klima

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
© stock.adobe.com / sima

Dämmen senkt die Heizkosten und erhöht den Wohnkomfort, es rechnet sich aber erst nach Jahren. Naturdämmstoffe sind auf dem Vormarsch, aber noch nicht massentauglich.


Eine Hitzewelle nach der anderen rollt heran, der Winter ist noch in weiter Ferne. Der Gedanke an die kommende Heizperiode wird noch tunlichst weggeschoben, denn es wird teuer. In älteren, schlecht gedämmten Gebäuden wird sich das aufgrund der Wärmeverluste noch deutlicher niederschlagen. Wenn sich die Wände unangenehm kalt anfühlen und der Wind bei den Fensterritzen hereinzieht, ist es Zeit, etwas zu tun. Dämmen sorgt für geringere Heizkosten, und Energie, die nicht verbraucht wird, verursacht auch keine Treibhausgasemissionen.

Styropor ist Dämmstoff erster Wahl

Schon immer haben die Menschen danach getrachtet, es in ihren Behausungen warm und trocken zu haben. Bereits in der Bronzezeit gab es Hütten, die aus zweischaligen Flechtwerkwänden bestanden. In die Zwischenräume wurde Heu gestopft - fertig war die "Energiesparwand". Heutzutage sind Schaumstoffe die Mittel erster Wahl, wenn es um Dämmung geht. Am häufigsten eingesetzt werden Hartschaumplatten, etwa aus Styropor, das eigentlich ein seit 1951 geschützter Markenname des deutschen Chemiekonzerns BASF ist.

Styropor besteht zu 98 Prozent aus Luft und zu 2 Prozent aus dem Kunststoff Polystyrol. Das Material ist leicht, günstig und hierzulande in großen Mengen verfügbar. Es hat aber trotzdem einen schlechten Ruf, weil es auf Basis von Erdöl produziert wird. Clemens Demacsek, Geschäftsführer der GPH - Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum, setzt dem entgegen: Je Funktionseinheit (ein Quadratmeter Fläche gleicher Dämmwirkung) schneide Styropor ökologisch besser ab als zum Beispiel Holzfaserdämmplatten, die noch einen zusätzlichen Nachteil haben: "In Österreich werden keine hergestellt", sagt Demacsek im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zudem könne Styropor zu 100 Prozent recycelt werden.

Klassiker unter den Dämmstoffen sind weiters Mineralwollprodukte wie Stein- und Glaswolle. Aber auch alternative Dämmstoffe wie Zellulose, Schafwolle oder Hanf sind als Wärmeschutz geeignet und auf dem Vormarsch. Im vergangenen Jahr verzeichneten Schaumstoffe ein Plus von über 11 Prozent, die alternativen Dämmstoffe legten mit plus 9 Prozent ebenfalls kräftig zu. Von Massentauglichkeit könne aber keine Rede sein, da die benötigten Rohstoffe nicht in der erforderlichen Menge zur Verfügung stehen, so der Experte.

Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität von wärmedämmenden Maßnahmen hängt von verschiedenen Kenngrößen ab, etwa vom energetischen Ursprungszustand der Bauteile. Und natürlich von den tatsächlichen Kosten sowie von der beabsichtigten Nutzungsdauer des Gebäudes und der Entwicklung der Energiekosten. Demacsek verweist auf Beispielrechnungen des Forschungsinstituts Wärmeschutz (FIW) München. Demnach bewegt sich etwa die Amortisationszeit bei der Dämmung von Außenwänden, die vor 1977 errichtet wurden, zwischen vier und 10 Jahren. Am wahrscheinlichsten sind sechs Jahre. "Unter Berücksichtigung der aktuellen Energiepreissteigerungen dürfte sie bereits deutlich niedriger sein", sagt Demacsek.

Um die Kosten für die Verbraucher abzufedern, unterstützt die Bundesregierung die thermische Sanierung und Teilsanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Reihenhäusern, die älter als 20 Jahre alt sind, mit bis zu 7.500 Euro. Die Antragstellung ist seit Februar 2021 möglich, die Einreichfrist endet am 31. Dezember 2022. Gefördert wird, solange Budgetmittel zur Verfügung stehen. Und es ist noch Geld da: Von den 750 Millionen Euro, die für die thermische Sanierung, aber auch für die Initiative "Raus aus Öl und Gas" bereitgestellt werden, sind mit Stand 11. Juli 2022 noch 286,3 Millionen Euro vorhanden. Das Gros der Fördergelder fließt in den Austausch der Heizsysteme, weiß Demacsek. "Das ist schade, denn eigentlich sollte zuerst die Gebäudehülle saniert werden, um den Heizwärmebedarf zu reduzieren", sagt er.

In schlecht gedämmten Häusern kann es im Winter bei minus 10 Grad ungemütlich werden. Hausecken könnten dann nur 8 bis 10 Grad "warm" sein, sagt Ewald Gärber von der Organisation "Die Umweltberatung". Zudem kondensiere dort die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit, Schimmel könne entstehen. Mit berührungslosen Infrarot-Thermometern ließen sich sogenannte Wärmebrücken einfach aufspüren.

Investitionin die Zukunft

Wieviel die Wärmedämmung eines in die Jahre gekommenen Eigenheims kostet, könne nicht pauschal gesagt werden, meint auch Gärber. Es sei jedenfalls eine Investition für die Zukunft. Eine gute Dämmung halte auch im Sommer die Hitze draußen - angesichts der immer heißeren Sommermonate ein nicht unwesentlicher Aspekt.

Laut Klima- und Energiefonds wurden rund drei Viertel der Gebäude in Österreich vor 1990 errichtet. Etwa 60 Prozent gelten aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen ist bis zum Ende der Legislaturperiode eine Erhöhung der Sanierungsrate auf drei Prozent vorgesehen. Das ist viel zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen, monieren Umweltschutzorganisationen. Zuletzt lag die Sanierungsrate bei 1,5 Prozent.

Sanierungsmaßnahmen würden nicht nur die Energiekosten senken, sondern auch den Wohnkomfort erhöhen, so Gärber. Auch er gibt zu bedenken: Wenn vor dem Umstieg von Öl- oder Gasheizungen auf Fernwärme, Wärmepumpe oder Holzzentralheizung (dafür gibt es ebenfalls bis zu 7.500 Euro Förderung), schlecht gedämmte Bereiche nicht gedämmt werden, gehe weiterhin Wärmeenergie verloren.

Allein durch die Dämmung einer nicht oder schlecht gedämmten obersten Geschoßdecke auf eine Gesamtdämmstärke von 30 Zentimetern kann laut "Die Umweltberatung" durchschnittlich etwa ein Viertel der Heizkosten eingespart werden. Was die Dicke des Dämmstoffs betrifft, kann es ruhig ein bisschen mehr sein. "Eine Außenwanddämmung mit einer Dämmstärke von 16 Zentimetern kostet auch nicht doppelt so viel wie eine mit 8 Zentimetern", weiß Gärber.