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Richtig Energiesparen, weniger zahlen

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Harald Proidl von der E-Control erklärt, welche Maßnahmen in Haushalten und kleinen Unternehmen tatsächlich Kosten reduzieren.


Strom und Gas werden teurer. Im September erhöhen die Energieversorger ihre Preise massiv, wie gerade angekündigt wurde. Zwischen 40 und 100 Euro mehr pro Monat müssen Haushalte - zunächst nur in Wien - für Strom und Gas dann bezahlen, wird geschätzt.

Nicht zuletzt deswegen ist das Thema Energiesparen in aller Munde. Tipps gibt es dazu zwar viele, einige stammen allerdings noch aus den 1970er Jahren, als die letzte Energiekrise die Welt erschütterte. Diese Ratschläge machen heute meist nicht mehr viel Sinn.

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt Harald Proidl, Leiter der Abteilung Ökoenergie und Energieeffizienz bei der E-Control, welche Maßnahmen für Haushalte und kleine Unternehmen mit reinem Bürobetrieb wirklich etwas bringen.

Licht aus, oder?

Spricht man übers Energiesparen, kommt fast reflexartig der Ruf danach, das Licht abzuschalten.

"Das war in der Vergangenheit immer so ein Paradebeispiel", lacht Harald Proidl, "ein echter Leuchtturm!"

Tatsächlich bringen Maßnahmen bei der Beleuchtung in Haushalten und Kleinunternehmen "keine 10 Prozent des Gesamtenergie-Aufwandes", erklärt er. Seit dem Ende der Glühbirnen und inmitten des LED-Zeitalters ist Licht nicht mehr so energieintensiv wie noch im 20. Jahrhundert. Hierbei lässt sich also gar nicht so viel einsparen.

Weniger heizen

Viel mehr lässt sich hingegen mit der Heizung bewirken. Ein Grad weniger bei der Raumtemperatur sorgt schon für Einsparungen von fünf bis sechs Prozent, abhängig vom Gebäudestandard. Das geht sogar ohne Zusatzausgaben, so der Energie-Experte.

Er empfiehlt, die Raumtemperatur im Winter auf 23 Grad zu senken. - Wobei, natürlich wären 21 Grad besser, aber viele Menschen seien dann in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt, räumt er ein.

Wasser sparen

Großes Einsparpotenzial ortet Proidl auch beim Wasser. Mit kleinen Aufsätzen - Perlator, Durchflussbegrenzer oder Durchflussregler genannt - die im Baumarkt recht erschwinglich sind, lassen sich Armaturen schnell nachrüsten.

Immerhin 20 bis 30 Prozent weniger Wasserverbrauch sind so möglich, besonders beim Warmwasser ist das eine echte Kostenersparnis.

Stromfresser Haushaltsgeräte

Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler und Kühlschrank können wahre Stromfresser sein. Aber auch sie haben Sparpotenzial.

So muss der Kühlschrank nicht auf eiskalt eingestellt werden, ein wenig die Temperatur erhöhen, schadet nicht, bringt aber viel Ersparnis. Besonders sinnvoll ist es jedoch laut Proidl, die Kühl-Gefrierkombi regelmäßig abzutauen. Dann arbeitet diese wesentlich effizienter. Bei Geschirrspüler und Waschmaschine sollte man darauf achten, sie nur vollständig befüllt laufen zu lassen.

"Wenn man statt viermal nur zweimal die Woche Waschmaschine oder Geschirrspüler laufen lässt, bringt das zwei Kilowattstunden weniger Stromverbrauch", rechnet der E-Control-Experte vor.

Vorsicht bei Stand-by

Obwohl häufig empfohlen, sieht Proidl bei angesteckten Ladegeräten "kein großes Drama". Es käme auf die Leistungsentnahme an, die bei modernen Geräten in den letzten Jahren aber stark abgesenkt wurde und bei nur wenigen Watt liege.

Mehr Augenmerk würde der Experte auf das "Home Entertainment" im Stand-by-Modus legen: Fernseher, Spielkonsolen, DVD-Player, Lautsprecheranlage wären durch eine Steckdosenleiste mit Schalter allerdings einfach im Verbrauch einzuschränken. Wenn man sie nicht braucht, einfach ausschalten, empfiehlt er.

Smarte Kühlung

Aufsehenerregend war zuletzt die Meldung, dass in Österreich im Sommer mittlerweile für Kühlung fast so viel Energie verbraucht wird wie für Heizung im Winter. Etwa 40 bis 50 Prozent aller heimischen Haushalte verfügen aktuell schon über eine Klimaanlage, von fix verbauten bis zu mobilen Geräten, schätzt der Energie-Fachmann.

Hier ist das Potenzial besonders hoch, weil der Energieverbrauch erheblich ist. Aber bei Klimaanlagen lässt sich auch viel Energie sparen, etwa mit einem Timer: Ist man nicht zu Hause, ob in der Freizeit oder Arbeitszeit, kann man die Geräte so programmieren, dass sie nicht laufen. Hilfreich ist es auch, eine konstante Temperatur einzustellen, damit die Klimaanlage nicht unnötig herunterkühlt und Energie verbraucht.

Nicht vergessen dürfe man beim Thema Kühlung auf die Fenster, warnt Proidl noch. Beschattungen wie Rollläden und Jalousien helfen, Klimaanalagen möglichst wenig einzusetzen. Und natürlich mache es Sinn, die Fenster zu schließen, wenn die Kühlanlage läuft, meint er fast schon ironisch.

Proidl selbst ist zwar ein Fan von smarten Lösungen, steuert via Alexa sein eigenes Zuhause, gibt aber zu, dass das wohl nicht jedermanns Sache sei. Einfache technische Hilfen vom Thermostat bis Timer helfen den Menschen jedoch bei Anpassungen, die sie sonst im Alltag oft nicht durchhalten, gibt er zu bedenken. "Hier kann Technik schon sehr sinnvoll sein!" Und dafür brauche es auch gar keine teuren und komplizierten Smart-Home-Lösungen.

Langsamer fahren

Ein Reizthema ohne Gleichen ist in Österreich immer schon die Geschwindigkeitsreduktion im Individualverkehr. Hierzu will sich auch Experte Proidl nicht allzu sehr exponieren. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die meisten Autos, ob mit Benzin oder Diesel, mit 100 bis 110 km/h wesentlich weniger Sprit verbrauchen als mit 130 km/h.

In modernen Autos wird der Spritverbrauch laufend angezeigt, da könne sich jeder selbst ein Bild machen. Bei älteren Automodellen empfiehlt sich ein Blick auf den Drehzahlmesser: Am spritsparendsten fährt es sich mit etwa 2.000 Touren.

Weitere Ansatzpunkte, um den Verbrauch beim Autofahren einzubremsen, ortet Harald Proidl beim Reifendruck und dem unnötigen Transport von Lasten, etwa auch mit Dachaufbauten, die nach Gebrauch nicht abgebaut werden. Hier seien Ersparnisse von fünf bis zehn Prozent des Gesamtverbrauchs möglich, unterstreicht er.

KMU-Fokus auf PC und Server

Im Wesentlichen decken sich Energiesparmaßnahmen für Haushalte mit jenen für Klein- und Mittelbetrieben ohne Produktion und mit reinem Bürobetrieb. Unterschiede gibt es beim Einsatz von Computern und Servern. Letztere gehören zu den größten Stromfressern in Unternehmen, da sie viel Strom verbrauchen und in Räumen mit konstanter Temperatur untergebracht werden müssen. Proidl empfiehlt: "Die Positionierung der Server überdenken und möglichst energieeffiziente Geräte anschaffen!" Ansonsten mache es Sinn, nach Dienstschluss, sämtliche Büro-PCs per Generalschaltung zu deaktivieren und bei Heizung, Kühlung und Beschattung jene Vorkehrungen zu ergreifen, die auch für Haushalte empfohlen werden.

Fazit des Experten: "Einzelne Maßnahmen mögen, jede für sich, vielleicht nicht so viel einsparen, aber es ist die Summe von allem, die es schließlich ausmacht."