Zum Hauptinhalt springen

Tourismus trotzt Unsicherheit

Von Victoria Frühwirth

Wirtschaft

Hohe Preise auch im Wirtshaus und im Hotel angekommen. Unsichere Lage wegen Inflation.


Nicht nur Haushalte, sondern auch die Gastronomie und die Hotellerie würden von der hohen Inflation getroffen werden, sagt Mario Pulker vom Fachverband für Gastronomie am Dienstagvormittag. Gefordert wird die Unterstützung des Staats.

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage mit 587 Gastro- und Hotellerieunternehmen wird die Stimmungslage der Betriebe eingefangen. "Zwei Drittel der Gastwirte gehen davon aus, dass der Sommer ein guter wird", so Pulker. Etwa ein Drittel der Wirtschaften verzeichnet jedoch ein schlechteres Geschäft als im Vorjahr. Gaststätten beobachten eine Spartendenz bei jedem siebten Gastrobesucher. Auch die Stammgäste schauen aufs Geld, denn selbst wenn der wöchentliche Gang ins Wirtshaus bleibt, wird weniger konsumiert.

Ein Interessenskonflikt: Während jeder zweite Gast regionale Produkte verzehren will, ist nur jeder fünfte Gast bereit, für die Regionalität auch mehr zu bezahlen. Um sich den Preissteigerungen moderat anzupassen, adaptieren 35 Prozent der Gastrobetriebe laut Umfrage ihr Angebot. Damit sollen teure Speisen aus der Karte gestrichen und Mahlzeiten mit niedrigerem Wareneinsatz dem Kunden auf dem Teller kredenzt werden.

Etwas optimistischer sieht es in der Hotelbranche aus. "Die Buchungslage ist insgesamt sehr gut gewesen, vor allem der Juli war sehr gut", so Johannes Spreitzhofer vom Fachverband Hotellerie. Die Zahl der Inlandsurlauber stieg um 6,2 Prozent, die Zahl der Auslandsurlauber fiel indes um 10,1 Prozent - auch in der Hotelbranche zeigt sich das wechselnde Gästeverhalten. Die Gäste buchen öfter Hotels, dafür ist die Verweildauer kürzer. Der Hotellerie-Obmann sagt, Kunden würden stärker auf die Stornobedingungen achten und wären preissensibler geworden. Zu beklagen ist die unsichere Buchungslage von Herbst und Winter, denn weder Urlauber noch Hotels wissen, wie teuer die Unterkunft in einigen Monaten wird.

Sorge wegen Energiepreise

Die Kostenentwicklung im Energiesektor betrachten 80 Prozent der befragten Betriebe mit großer Sorge. Mehr als acht von zehn Unternehmen im Gastronomie- und Hotelleriesektor sind direkt von den steigenden Energiekosten betroffen und sieben von zehn Firmen kämpfen mit höheren Kosten für Lebensmitteln.

Viele Unternehmen investieren bereits in Energiesparmaßnahmen, andere informieren sich über neue Methoden zum Geld- und Energiehaushalten. Weil Strom, Gas, Öl und Holz zum Gaststube Einheizen wesentlich teurer wurden, fordern Betriebe Entlastungsmaßnahmen und eine Strompreisdeckelung, wie sie für Haushalte angedacht ist. Spreitzhofer verlangt für energieintensive Betriebe wie Thermenhotels die Möglichkeit, einen Energiezuschuss zu beantragen.

Personalbedarf hoch

Eine positive Bilanz gibt es beim Beschäftigungsniveau, das jenes von 2019 überschritten hat. Dennoch sind im Moment ein Drittel der Gastronomie- und Hotellerie-Betriebe auf der Suche nach neuen Arbeitskräften. Pulker beziffert den Fachkräftebedarf beider Branchen mit 30.000 Mitarbeitern. Es herrsche ein Arbeitskräftebedarf, kein Arbeitskräftemangel, sagt Spreitzhofer.

Dass die Branche bei den Beschäftigten unbeliebt sei, wäre falsch zu behaupten. Der Bedarf schließt sich eher daraus, dass Gastro- und Hotelleriepersonal vermehrt Wert auf eine Work-Life-Balance legen. Sie verlangen ausreichend Freizeit und flexible Arbeitszeiten, viele arbeiten nur mehr in Teilzeit. Ein Problem stellt das mangelnde Personal ganz klar in der Gastronomie dar, in der 44 Prozent der Betriebe auf Mitarbeitersuche sind. Noch spannender: Drei Viertel der offenen Gastro-Stellen entfallen laut Mario Pulker auf den Küchenbereich. Man könne schnell jemanden zum Kellner ausbilden, die Qualifikation zur Küchenkraft zu erwerben wäre jedoch aufwendiger.

Von der Politik wünscht sich Pulker für Gastroarbeiter den Ausbau eines öffentlichen Angebots an Kinderbetreuung und eine überregionale Vermittlung. Auch die Dauerforderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten wurde wieder geäußert.

Die Mobilität der Menschen müsse erhöht werden, damit eine Stelle, die vom Wohnort weiter entfernt liegt, nicht abgelehnt wird. Dem Gastronomie-Obmann bei der WKÖ ist ein degressives Arbeitslosengeld wichtig, um mehr Menschen in die Vollzeit zu lotsen. Letztlich fordern laut der Umfrage viele Betriebe steuerliche Erleichterungen für Betriebsübergaben.