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Wohnraumpreise im Anstieg

Von Victoria Frühwirth

Wirtschaft

Für Menschen mit Durchschnittseinkommen ist Wohnraum kaum noch leistbar.


Wohnraum kann man sich heutzutage kaum mehr leisten. Eine im Frühjahr dieses Jahres durchgeführte Gallup-Umfrage für Raiffeisen Immobilien zeigt, wie schwierig die Kauf- oder Mietsituation sich in einigen Bundesländern für Menschen mit Durchschnittseinkommen gestaltet. Die Bevölkerung sieht sich in die Ecke getrieben, was leistbares Wohnen betrifft. Schließlich ist Wohnen ein Grundrecht, sagen viele.

Geht es ums Geldbörsel, vernachlässigen Kunden bei der Wohnraumsuche sogar den doch so wichtigen Klimaschutz. Der Staat greife zu wenig ein, sagte Peter Mayr, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien Salzburg, am Mittwoch vor Journalisten. Junge Menschen seien belastet, denn ohne großes Erbe könne sich kaum jemand mehr selbständig Wohnraum schaffen. Schnell sei die Leistbarkeitsgrenze erreicht, denn mit einem Nettoeinkommen von unter 1.500 Euro gehe sich eine Mietwohnung oder die Abbezahlung für eine Eigentumswohnung schwer aus.

Unterschiede bei Leistbarkeit

Seit 17 Jahren würden die Immobilienpreise immer weiter steigen, und selbst die Pandemie habe zu keiner Bremsung geführt, sondern einen Preisschub erzeugt, führte Matthias Reith, Senior-Ökonom bei Raiffeisen Research, am Mittwoch in einem Pressegespräch aus. Um ein gewöhnliches Einfamilienhaus abbezahlen zu können, mussten 2005 noch fünf Jahres-Netto-Haushaltseinkommen dafür herhalten, rechnete er vor. Im vergangenen Jahr seien es schon acht jährliche Haushaltseinkommen gewesen.

Mit durchschnittlich 17,7 Prozent lagen 2020 die Wohnkosten in Österreich in Relation zum verfügbaren Haushaltseinkommen laut Eurostat im oberen Mittelfeld Europas. Wegen der gestiegenen Energiepreise werden die Haushalte schon heuer einen größeren Teil ihres Einkommens für das Wohnen aufwenden müssen, so die Raiffeisen-Experten. Das wird besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen treffen. Schon jetzt benötigen sie rund 40 Prozent ihres Einkommens, um die Wohnkosten zu decken.

Mit 55 Prozent ist die Eigentumsquote hierzulande etwas höher als die Mietquote. Von den Eigentümern muss mehr als die Hälfte keinen Hypothekarkredit mehr zahlen.

Caspar Engelen, Real Estate Research Analyst bei Raiffeisen Research, betonte, dass nicht jeder vom Rückgang der Leistbarkeit betroffen sei. Während sich nur wenige Normalverdiener Eigentum in Wien, Vorarlberg oder Salzburg leisten könnten, sei es im Burgenland vergleichsweise billig, sich eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen. Neben dem Ost-West-Gefälle herrsche bis auf Tourismus-Hotspots wie in Tirol auch ein Stadt-Land-Gefälle.

Raiffeisen-Immobilien-Sprecher Peter Weinberger fordert von der Regierung Maßnahmen, damit jeder in Österreich lebende Mensch für sich leistbaren Wohnraum zur Verfügung hat. So müsse der Staat "die Leistbarkeit reparieren und nachschauen, ob alle verfügbaren Wohnungen richtig verwendet werden." Stichwort Leerstände, hier könnte Wohnraum geschaffen werden.

Weinberger fordert eine Vereinfachung des Mietrechts für Besitzer gebrauchter Immobilien, diese machen 99 Prozent des landesweiten Wohnraums aus. Ortskerne sollen revitalisiert werden, fordert er. Und nicht zuletzt wünscht er sich mehr und leichter zugängliche Förderungen für Sanierungen. "Wir sehen viel Potenzial als Raiffeisen Immobilien und Raiffeisen Group, gezielt Wohnraum zu schaffen, der leistbarer ist", sagt Weinberger.

Index zeigt Preiserhöhung

Der Quadratmeterpreis für Neubauwohnungen hat sich 2021 in Österreich um 11 Prozent auf durchschnittlich 4.782 Euro erhöht. Im ersten Quartal heuer gab es einen weiteren Anstieg um 13 Prozent, so das Beratungsunternehmen Deloitte. Seinem "Property Index 2022" zufolge lag Wien mit einem Quadratmeterpreis von 5.788 Euro um 21 Prozent über dem Österreichschnitt. Im europäischen Städte-Ranking lag Wien allerdings weit hinter Städten wie Paris mit 13.462 Euro oder München mit 10.500 Euro. "Wenn es für manche auch paradox klingen mag: Unsere Hauptstadt ist damit relativ erschwinglich", sagt Gabriele Etzl, Partnerin und Head of Real Estate bei Deloitte Legal.

Günstig ist in Wien und Österreich im internationalen Vergleich auch das Mieten von Wohnraum. In der Bundeshauptstadt war die Miete mit durchschnittlich 8,66 Euro pro Quadratmeter sogar günstiger als in Graz (10,40 Euro) oder Linz (10,22). Damit liegt man in Europa im unteren Drittel.

Deloitte fasst zusammen: Das Wohnen hierzulande wird immer teurer. Mieten sind in Wien für die breite Bevölkerung noch leistbar, Eigentum hingegen ist mittlerweile ein Luxusgut.