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Tschechischer Milliardär schnappt sich auch S-Immo

Von Karl Leban

Wirtschaft
Der S-Immo gehören 375 Immobilien im Gesamtwert von gut 2,8 Milliarden Euro, darunter auch die "Leuchtenfabrik", eine Büroimmobilie in Berlin.
© S-Immo / Erich Sinzinger

Dass Radovan Vitek das Unternehmen mit der Immofinanz fusionieren wird, gilt als wahrscheinlich.


Nach der Immofinanz hat Radovan Vitek nun seinen nächsten Übernahme-Coup an der Wiener Börse gelandet. Bei der S-Immo ist der tschechische Milliardär mittlerweile ebenfalls im Besitz einer Mehrheit. Im Zuge seines Offerts von 23,50 Euro je Aktie, dessen Annahmefrist vom 15. Juli bis 12. August lief, sicherte sich Vitek über sein Immobilienunternehmen CPI Property eine kontrollierende Beteiligung von 79,20 Prozent. Eine Fusion von Immofinanz und S-Immo, die wohl einige Synergien brächte, ist damit wahrscheinlicher geworden.

Ob die Reise für die beiden im österreichischen Aktienleitindex ATX gelisteten Wiener Immobilienkonzerne tatsächlich in diese Richtung geht, bleibt indes abzuwarten. Denn vorerst halten sich Vitek und seine CPI zu ihren Plänen bedeckt. Näheres könnten sie jedoch nach dem 18. November bekanntgeben, wenn bei der S-Immo die dreimonatige Nachfrist für die Annahme des Übernahmeangebots endet und das Mehrheitsverhältnis dort dann noch eindeutiger ist.

Christoph Schultes, Analyst der Erste Group Bank, hält eine Fusion jedenfalls für möglich. "Die Mehrheit an der S-Immo eröffnet der CPI mittelfristig alle Optionen - inklusive eines Zusammenschlusses der beiden Gesellschaften", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Schultes geht davon aus, dass Vitek "eher eine als zwei österreichische Gesellschaften" haben will. Allein an der Wiener Börse gleich zwei Unternehmen - statt nur eines - gelistet zu haben, sei schließlich mit höheren Kosten verbunden.

Fokus auf Büros und Handel

Eine Fusion war vor dem Einstieg Viteks ursprünglich schon von der Immofinanz selbst zur Diskussion gestellt worden. Sollte es wirklich dazu kommen, entstünde ein Konzern, der zu aktuellen Aktienpreisen einen Börsenwert von 3,8 Milliarden Euro hätte. Das gemeinsame Portfolio - mit Fokus auf Büro, Einzelhandel, Wohnen und Hotel sowie geografisch auf Österreich, Deutschland und Osteuropa - würde nach letzten Zahlen 600 Immobilien im Gesamtwert von gut 8 Milliarden Euro und mit 3,4 Millionen Quadratmetern Gesamtnutzfläche umfassen.

Möglich wäre freilich auch, dass Vitek beide Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt von der Börse nimmt und überhaupt verschwinden lässt, indem er deren Vermögen auf die CPI überträgt. Die CPI gilt als Spezialistin für Gewerbeimmobilien in Osteuropa, ist selber börsennotiert (in Frankfurt) und hat einen Marktwert von mehr als 8 Milliarden Euro. Mit seinen beiden Zukäufen in Österreich hat sich Vitek im Übrigen eines der größten Immobilienimperien in Europa geschaffen.

Deal mit S-Immo-Management

Letztlich freigemacht hat den Weg für den Erwerb der Mehrheit bei der S-Immo der Fall des Höchststimmrechts, den die Immofinanz als S-Immo-Kernaktionärin noch ein Jahr zuvor bei den übrigen Aktionären nicht durchsetzen konnte. Aufgehoben wurde das Höchststimmrecht nach einem entsprechenden Beschluss der Hauptversammlung im Juni. Viele Jahre hatte diese Regelung bestimmt, dass ein Aktionär über maximal 15 Prozent der Stimmrechte verfügen darf, auch wenn er eine höhere Beteiligung hält, und einer kontrollierenden Mehrheit de facto einen Riegel vorgeschoben.

Vor der Aufhebung kam es zu einem Deal. Dabei einigte sich die CPI mit dem S-Immo-Management auf ein um 1,50 Euro aufgebessertes Übernahmeangebot von 23,50 Euro je S-Immo-Aktie, im Gegenzug sicherte das Management Unterstützung bei der Abschaffung des Höchststimmrechts zu.