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Herbstlohnrunde unter schwierigen Bedingungen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

In einem Monat beginnt wieder das Feilschen um Prozente. Die Metaller wollen mehr als Inflationsabgeltung.


In genau einem Monat, am 19. September, beginnt wieder das alljährliche Feilschen um Prozente. Die Kollektivvertragsverhandlungen stehen an, und heuer wird es angesichts der hohen Inflation ein richtig "heißer" Herbst. Die Arbeitgebervertreter werden sich trotzdem warm anziehen müssen. Die Metaller, die die Herbstlohnrunde in alter Tradition einleiten, steigen mit der wenig überraschenden Forderung nach einer Reallohnerhöhung in den Ring.

Teuerung so hoch wie zuletzt im Februar 1975

Im Juni betrug die Teuerung hierzulande 9,3 Prozent, das ist laut Statistik Austria der höchste Wert seit Februar 1975. Im September könnte die 10-Prozent-Marke erreicht werden.

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Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ging in seiner Frühjahrsprognose für das Gesamtjahr 2022 von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 7,8 Prozent aus. 2023 sollte sich die Preisdynamik abschwächen und die Inflationsrate auf 5,3 Prozent sinken.

Als Basis für die Lohnverhandlungen dient der Durchschnitt der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate. Metaller-Chefverhandler und Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Pro-Ge, Rainer Wimmer, betonte im Ö1-Morgenjournal, Verhandlungsbasis sei eine "rollierende Inflation" von sechs bis sieben Prozent. Mit einer reinen Inflationsabgeltung für die Beschäftigten in der metalltechnischen Industrie will er sich nicht zufrieden geben. Die Lohnverhandlungen werden daher heuer "sehr, sehr, sehr schwierig" werden, so Wimmer.

Für Benjamin Bittschi, Lohnexperte des Wifo, ist die Forderung nach Reallohnerhöhungen nachvollziehbar, zumal die Beschäftigten in Österreich heuer quasi "in Vorleistung" gegangen seien. Wegen der hohen Inflation dürfte es - auf Basis der Juni-Prognose - heuer zu einem Reallohnverlust von 3,9 Prozent kommen. Aber 2022 sei noch nicht abgeschlossen. Im September werde es dazu eine Aktualisierung geben.

Die Metallergewerkschaft ging im vergangenen Herbst mit der Forderung einer Lohnerhöhung um 4,5 Prozent ins Rennen. Die Arbeitgeberseite bot bis zu 2,2 Prozent. Nach zähem Ringen und fünf Verhandlungsrunden kam eine Einigung auf ein Lohnplus von 3,55 Prozent zustande.

Bezüglich einer konkreten Prozentzahl für die kommenden Verhandlungen lässt sich Wimmer noch nicht in die Karten schauen. In einer Stellungnahme des Fachverbands Metalltechnische Industrie gegenüber Ö1 hieß es, die Rahmenbedingungen seien heuer "extrem herausfordernd."

Wöchentlicher Einkauf um 19,1 Prozent teurer

Eine herausfordernde Zeit durchleben derzeit auch die Konsumenten: Der Mini-Warenkorb, der den wöchentlichen Einkauf abbildet, hat sich im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 19,1 Prozent verteuert, die Preise der Waren im Mikrowarenkorb legten um 10,4 Prozent zu.