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Ein Konto für alle

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
1,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher bekommen den Klimabonus als Gutschein.
© stock.adobe.com / M. Schuppich

Seit sechs Jahren gibt es das Basiskonto. Dennoch haben noch nicht alle Österreicher eine Bankverbindung.


Der Klimabonus, aufgedoppelt mit dem Anti-Teuerungsbonus, ist unterwegs. Jeder Erwachsene bekommt 500 Euro, jedes Kind 250 Euro. Dieser Tage startete die Auszahlung an alle, die ihren Hauptwohnsitz 2022 mindestens sechs Monate in Österreich haben, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Laut Umweltministerium erhalten rund 7,5 Millionen Menschen das Geld direkt auf ihr Bankkonto. Das sind Personen, die bei FinanzOnline eine aktuelle Bankverbindung angegeben haben sowie jene, die die Familienbeihilfe oder die Pension auf ihr Konto überwiesen bekommen. Die restlichen 1,2 Millionen erhalten mit der Post einen Gutschein. Das heißt aber nicht, dass sie alle kein Konto haben, sondern eben zum Beispiel FinanzOnline nicht nutzen.

Eine Kontopflicht gibt es hierzulande nicht. Staatliche Leistungen wie Arbeitslosenunterstützung oder Pension werden auf Wunsch auch bar (in Kooperation mit der Post) ausbezahlt. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich teilt dazu auf Anfrage der "Wiener Zeitung" mit, dass im heurigen Jahr auf Bundesebene bisher 2,74 Prozent aller getätigten Auszahlungen in bar erfolgten. Für Wien belaufe sich der Wert der Barauszahlungen auf 4,32 Prozent. Von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) heißt es: "Allgemein beträgt das Verhältnis von Bar- zu Giroanweisungen zirka 3 Prozent zu 97 Prozent des Pensionsbestandes der PVA." Im Jänner gab es rund 60.000 Baranweisungen.

"Wenn sich jemand bemüht, bekommt er ein Konto"

Die Zeiten, in denen Menschen wegen Überschuldung das Konto gesperrt wurde und sie damit zu kämpfen hatten, ein neues eröffnen zu können, sind vorbei. "Wenn sich jemand bemüht, bekommt er ein Konto", sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, und verweist auf das seit dem Jahr 2016 von den Banken verpflichtend anzubietende Basiskonto. Zuvor hatte schon die Zweite Sparkasse, die im Mai 2006 auf Initiative und mit Mitteln der Erste Stiftung gegründet worden war, für Entspannung bei Menschen in schwierigen finanziellen Situationen gesorgt. Ende Dezember 2021 gab es rund 8.350 Konten bei der Zweiten Sparkasse. 80 Prozent davon kamen über Zuweisung der Schuldenberatung zustande. Ziel ist, die Menschen dabei zu unterstützen, ihre Finanzen - und damit ihr Leben - wieder in Ordnung zu bringen.

Ein Anrecht auf das Basiskonto haben seit 18. September 2016 alle Verbraucher, die sich legal in der EU aufhalten, also auch Obdachlose und Asylwerber ohne dauerhaften Wohnsitz. Die Bank braucht jedoch eine Zustelladresse, etwa von einer Sozialhilfeeinrichtung. Über das "Konto für Jedermann" lassen sich die wichtigsten Transaktionen wie Ein- und Auszahlungen, Überweisungen, Bankomatbehebungen und Daueraufträge durchführen. Überziehen geht nicht.

In Österreich sind die Kosten mit 80 Euro pro Jahr gedeckelt. Besonders bedürftige Menschen zahlen maximal 40 Euro. "In Deutschland hat man die Preisgestaltung dem Markt überlassen. Die Gebühren für das Basiskonto sind dort teilweise höher als für ein normales Konto", sagt Mitterlehner. Ende 2017 waren in Österreich erst 9.300 Basiskonten eingerichtet. Diese Zahl stieg bis Ende Juni 2022 auf 25.623. Personen, die bereits ein Konto bei einer österreichischen Bank haben oder eine gerichtlich strafbare Handlung gegen die Bank oder gegen einen Bankmitarbeiter begangen haben, können Banken die Einrichtung eines Basiskontos verwehren. Beschwerden dagegen können bei der Finanzmarktaufsicht eingebracht werden. Pro Jahr gebe es etwa fünf Eingaben zum Thema Basiskonto, so die FMA auf Anfrage.

Harter Kernan Kontolosen

Trotz der Möglichkeit, ein Basiskonto abzuschließen, gibt es hierzulande noch einen harten Kern an kontolosen Menschen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erhebt regelmäßig Daten zum Zahlungsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher. Dabei werden rund 1.400 Personen ab 14 Jahren befragt. Bei der Erhebung im zweiten Halbjahr des Vorjahres gaben 1,3 Prozent der Befragten an, über kein Girokonto zu verfügen. Im zweiten Quartal 2018 waren es 2,3 Prozent gewesen.