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"Keine Abschlüsse unter der rollierenden Inflation"

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Das Aushandeln der Kollektivverträge gestaltet sich heuer besonders schwierig.


Die Herbstlohnrunde naht mit großen Schritten. In alter Tradition starten die Metaller, gefolgt vom Handel. Es werden diesmal wohl die schwierigsten Kollektivvertragsverhandlungen aller Zeiten werden. Eine Grundlage der KV-Verhandlungen bildet die rollierende Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate. Im Vorjahr waren das 1,89 Prozent, heuer sind es mehr als 6 Prozent.

Die Zielrichtung, die die Gewerkschaften vorgeben, ist klar: "Es wird keine Abschlüsse unter der rollierenden Inflation geben", sagte Wolfgang Katzian, Chef des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB), am Mittwoch nach einer Konferenz, an der rund 300 Verhandlerinnen und Verhandler aller Branchen und Gewerkschaften teilnahmen.

In Österreich sind 98 Prozent aller Arbeitnehmer von einem Kollektivvertrag erfasst. Mit dem Ziel, die Kaufkraft abzusichern und weiterzuentwickeln, schließen die Gewerkschaften jährlich rund 450 Kollektivverträge ab, so Katzian. Alle fünf Jahre findet der ÖGB-Bundeskongress statt, zuletzt war das im Juni 2018. Damals war beschlossen worden, einen Mindestlohn in Höhe von 1.700 Euro brutto durchsetzen zu wollen. Aufgrund der hohen Inflation sei diese Forderung "irgendwie entwertet" worden, so Katzian. Bei den KV-Runden, die jetzt starten, soll es daher in Richtung eines Mindestlohns von 2.000 Euro gehen.

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Die Metaller gehören zu den Branchen, die bereits darüber liegen. Am 19. September übergeben die Arbeitnehmervertreter, angeführt von Chefverhandler Rainer Wimmer (Pro-Ge) und seinem Kollegen Karl Dürtscher von der Gewerkschaft GPA, ihre Forderungen an Christian Knill, dem Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).

Rekordzuwachs für die metalltechnische Industrie

Laut Gewerkschaft steht nicht nur die Inflation im Fokus, sondern auch der Produktivitätszuwachs in der Metalltechnischen Industrie, die mit mehr als 134.000 Beschäftigten der größte der insgesamt sechs Metaller-Fachverbände ist. Der Produktionswert der metalltechnischen Industrie stieg im Vorjahr preisbereinigt um 18 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro. In den ersten vier Monaten 2022 wurde ein Plus von 8,8 Prozent erzielt. Laut Fachverbands-Obmann Knill zeigen allerdings alle Daten in Richtung Abschwung. Eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) der Unternehmen halte in den nächsten Monaten einen substanziellen Einbruch für wahrscheinlich. "Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Unternehmen im Schnitt ein Plus von rund 5 Prozent, jedes vierte Unternehmen rechnet allerdings mit einem Rückgang der Produktion", so Knill.