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Nicht das Gelbe vom Ei

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Die Österreicher sparen bei hochwertigen Lebensmitteln, dies trifft auch Eier aus heimischer Produktion.


In Österreich gibt es fast genauso viele Legehennen wie Einwohner. Das Land ist damit zu 100 Prozent versorgt mit Eiern aus heimischer Produktion. Das hört sich erst einmal gut an, dennoch kämpfen die heimischen Eierproduzenten derzeit mit Kosten, die ihnen nicht ausreichend abgegolten werden.

Durch Pandemie und Ukraine-Krieg müssen die österreichischen Eier-Bauern heuer enorme Kostensteigerungen stemmen, führt Franz Kirchweger, Obmann der EZG Frischei, am Dienstag vor Journalisten aus. Etwa 25 Cent kostet ein Ei aus Bodenhaltung derzeit im Supermarkt, der Bauer bekommt davon 11 Cent. Auf vier bis fünf Cent der Kosten pro Ei bleiben die bäuerlichen Familienbetriebe aktuell jedoch sitzen.

Preise nicht kostendeckend

Während sich die Supermarktpreise für Eier bis zum dritten Quartal 2022 um etwa 32 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 erhöht haben, wurden die Bauern mit nur 20 Prozent abgefertigt. Davon müssen sie jedoch um 60 Prozent gestiegene Futterkosten und um 25 Prozent gestiegene Kosten für Junghennen, Energie, Tierarztrechnungen, aber auch Kontrollen bezahlen, wie Kirchweger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ausführt.

Ob Bio- oder Freiland-Eier oder solche aus Bodenhaltung, die Kostensteigerungen sind in allen Kategorien prozentuell ähnlich. Bezahlten die Konsumenten für ein Bio-Ei 2020 noch 37 Cent, bekamen die Bauern davon 17 Cent. Derzeit kostet ein Bio-Ei im Supermarkt etwa 43 Cent, davon bekommen die Bauern jedoch nur 18 Cent, wie Kirchweger ausführt. "Das ist für die produzierenden Betriebe existenzgefährdend und gefährdet damit die Versorgungssicherheit des Landes. Diese Schere muss geschlossen werden", fordert er.

Derzeit bemüht sich die Branche gerade, für 2022 nachzuverhandeln, was nicht einfach ist, da die Preise mit den Abnehmern, etwa dem Einzelhandel, üblicherweise für ein ganzes Jahr im Vorhinein festgelegt werden. Aber es sei eben kein Jahr wie jedes andere gewesen, im Februar habe man halt noch nicht gewusst, welche Kostenexplosionen 2022 noch bringen würde, so der rührige Obmann der EZG Frischei.

Gespart wird bei der Qualität

Was erschwerend für die bäuerlichen Produktionsbetriebe hinzukommt, sind die hohen heimischen Produktionsstandards: Die Käfighaltung für Legehennen ist seit 2009 verboten. Bei Tierwohl und Nachhaltigkeit weist die heimische Eierproduktion EU-weit die höchsten Standards auf. Das macht das Produkt hochwertig, aber auch teurer als Importware.

Wie bei vielen anderen Lebensmitteln sieht man allerdings auch bei den Eiern, dass derzeit Billigware besonders gefragt ist. Die größten Einbrüche beim Absatz gibt es bei hochwertiger Qualität, also Bio-Eiern. Somit sparen die Österreicher genau dort, wo jene Qualitätsstandards zum Einsatz kommen, die man sich so lange gewünscht hatte.

Konkurrenz durch Importe

Zudem werden nach wie vor rund eine Million Eier importiert. Bei diesen gibt es weder Herkunftsbezeichnungen noch Auskunft über die Bedingungen, unter denen sie produziert wurden. Die importierten Eier werden zwar hauptsächlich verarbeitet, etwa für Backwaren oder Fertiggerichte. Aber auch Hotellerie und Gastronomie verwenden teils ausländische Eier - obwohl auch dort mittlerweile 70 bis 80 Prozent der Eier aus Österreich stammen.

Gerade diese Absatzschiene ist besonders wichtig, werden doch für Hotels und Gaststätten etwa genauso viele Eier eingekauft wie für alle heimischen Haushalte zusammen. Daher ist bei den Verbrauchszahlen pro Kopf für die letzten beiden Pandemie-Jahre auch ein leichter Rückgang zu bemerken. Dieser ist auf den durch Lockdowns und Reisebeschränkungen ausgebremsten Tourismus zurückzuführen, wie die Branchenvertreter erklären.

Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), fordert auch für Importeier, ob diese nun in der Lebensmittelindustrie oder in Kantinen verwendet werden, eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung, wie sie für heimische Eier gilt. Diese solle die EU auch für Importe aus Drittländern einführen. "Es kann nicht sein, dass unsere bäuerlichen Familienbetriebe für höchstes Tierwohl sorgen und in den Verarbeitungsprodukten und auf den Kantinentellern befindet sich dann das, was wir in der österreichischen Landwirtschaft nicht haben wollen", so der LKÖ-Präsident. "Wir hören von Tierfabriken, welche die Legehennenanzahl von ganz Österreich umfassen und auf Käfighaltung setzen. Mit solchen Anlagen können und wollen wir kostenmäßig nicht konkurrieren."

Zwar steigen die Supermarktpreise, dies wird aber kaum an die Bauern weitergegeben, die auf ihren Kosten sitzen bleiben.