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Aufgeheizte Stimmung

Wirtschaft

Bei den Metallern liegen Streiks in der Luft, es wären nicht die ersten.


In Österreich liegen wieder Streiks in der Luft. Wenn in den Metaller-KV-Verhandlungen die Arbeitgeber kein "g’scheites" Angebot auf den Tisch legen, werden gewerkschaftliche Maßnahmen beschlossen, heißt es bei Pro-Ge und GPA. Die Metaller stehen damit in einer über 3.000 Jahre alten Tradition. Laut Überlieferung legten 1156 v. Chr. in Ägypten Arbeiter im Tal der Könige wegen mangelhafter Nahrungsmittelversorgung die Arbeit nieder - der erste Streik in der Weltgeschichte.

Die Arbeitnehmer wollen 10,6 Prozent Lohn- und Gehaltsplus. Die Arbeitgeber bieten die Abgeltung der rollierenden Kerninflation, bei der Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, von 4,1 Prozent sowie die Möglichkeit von erfolgsabhängigen Zahlungen. Die Kerninflation schließe Energiekosten aus der Inflationsberechnung aus, "da die enormen Preisschwankungen in diesem Bereich nicht innerhalb unserer Volkswirtschaft entstehen, sondern importiert werden", stellte der Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI) in einer Aussendung klar. Beschäftigte wie Unternehmen seien gleichermaßen davon betroffen. Da die Anti-Teuerungspakete der Regierung speziell diesen Anteil der nicht im Inland entstehenden Inflation abgelten, will der Fachverband sie in den Verhandlungen berücksichtigt wissen. Laut Wirtschaftskammer-Schätzung sind durch die heuer wirkenden Antiteuerungsmaßnahmen bei mittleren Einkommen über 50 Prozent der zusätzlichen Ausgaben aufgrund der überdurchschnittlichen Inflation abgegolten, bei niedrigen Einkommen sind es 75 Prozent und bei sehr niedrigen Einkommen 100 Prozent und mehr.

"Die Unternehmen haben sehr gut verdient"

Die Gewerkschaften lehnen das ab. "Die Unternehmen haben sehr gut verdient. Jetzt sind die Beschäftigten mit kräftigen Lohnerhöhungen an der Reihe", sagte Rainer Wimmer, Chefverhandler der Pro-GE, bei einer Betriebsrätekonferenz. Die Stimmung sei aufgeheizt, die Leute seien sauer, so der Tenor bei den derzeit laufenden Betriebsversammlungen. Traditionellerweise wird als Ausgangsbasis für die Verhandlungen die durchschnittliche Jahresinflation (gemessen am Verbraucherpreisindex) der vergangenen zwölf Monate herangezogen, das wären 6,3 Prozent.

Die Metaller hielten zuletzt an drei Tagen im November 2021 Warnstreiks ab, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. In der fünften Verhandlungsrunde kam schließlich eine Einigung zustande: 3,55 Prozent mehr auf die Ist-Löhne, 3 Prozent mehr auf die die KV-Löhne und -Gehälter. In der Herbstlohnrunde 2013 wurde ein unbefristeter Streik angekündigt, zuvor kam es aber zu einer Einigung. Auch 2011 riefen die Gewerkschaften zu einem Warnstreik auf, der allerdings ebenfalls nicht in einen richtigen Streik ausuferte.

Der größte Metaller-Steik der Zweiten Republik fand vom 9. bis 12. Mai 1962 mit 5,2 Millionen Streikstunden statt. 200.000 Beschäftigte der Metallindustrie und des Metallgewerbes legten ihre Arbeit nieder und erreichten neben Lohnerhöhungen die Abschaffung der damaligen eigenen - schlecht dotierten - Frauenlohngruppen sowie arbeitsrechtliche Verbesserungen bei Krankenstand. So sollte unter anderem von §28 der damals geltenden Fassung der Gewerbeordnung, der eine 28-tägige Krankheit als Entlassungsgrund festlegte, kein Gebrauch mehr gemacht werden.

GPA und Vida fordern für Sozialwirtschaft plus 15 Prozent

Unterdessen wurde die zweite Runde der KV-Verhandlungen für die 130.000 Beschäftigten des privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereichs am Mittwochabend ergebnislos abgebrochen. Die Arbeitgeber besserten ihr Angebot von 7,18 auf 7,5 Prozent, mindestens 150 Euro, auf, die Arbeitnehmer fordern 15 Prozent, mindestens 350 Euro. Die Forderungen sind damit deutlich höher als bei Handel (plus 10 Prozent) und Metallern.(ede)