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Hohe Preise, weniger Wasser

Wirtschaft

Verbund steigert Ergebnis im 3. Quartal um 81 Prozent. Gewinnprognose wird aber gesenkt.


Für den teilstaatlichen Energieversorger, die Verbund AG, liefen die ersten drei Monate dieses Geschäftsjahres besonders gut. Das berichtete Konzernergebnis des börsennotierten Unternehmens lag bei 1,06 Milliarden Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr werden zwischen 1,53 und 1,88 Milliarden Euro an Gewinn erwartet.

Im Sommer war man sogar von einem Ebitda - also einem Gewinn vor Steuern und Abschreibungen - von 2,8 bis 3,3 Milliarden ausgegangen. Vor allem die sehr hohen Stromgroßhandelspreise haben den Umsatz kräftig beflügelt. Wegen der Trockenheit und der von der EU angekündigten Abschöpfung von Zufallsgewinnen bei Erzeugern von erneuerbarer Energie wurden die Erwartungen aber nach unten revidiert.

Abschöpfung trübt Prognose

Zur Erinnerung: Die zuständigen EU-Energieminister haben sich im November auf das Abschöpfen von sogenannten Zufallsgewinnen (Windfall-Profits) bei Energieunternehmen geeinigt. Das betrifft jene Energiekonzerne, die von den enorm gestiegenen Großhandelspreisen auf Basis der Merit Order am Strommarkt profitiert haben. Demnach sollen rückwirkend ab September Einnahmen der Konzerne ab 180 Euro pro Megawattstunde von den EU-Staaten abgeschöpft werden. Damit sollen Entlastungsmaßnahmen für die Bürgerinnen und Unternehmen finanziert werden.

Und auch die lang anhaltende Trockenheit und der besonders heiße Sommer machten dem Verbund, der einen Großteil seines Stroms mittels Wasserkraft produziert, einen Strich durch die Rechnung. Wegen Niedrigwasser musste der Energieversorger teilweise Strom anderweitig zukaufen, was wiederum das Konzernergebnis drückte.

Der Verbund plant eine ordentliche Dividende auf Basis einer Ausschüttungsquote zwischen 45 Prozent und 55 Prozent, bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis zwischen rund 1,45 und 1,8 Milliarden Euro, wie der Energiekonzern weiter mitteilte. Zudem hat der Vorstand wie berichtet eine Sonderdividende von 400 Millionen Euro beschlossen. Mit 51 Prozent ist der Bund mehrheitlich am Verbund beteiligt, 25 Prozent halten EVN und die Wiener Stadtwerke über ein Syndikat, 5 Prozent der Aktien hält die Tiwag und die restlichen 20 Prozent sind in Streubesitz.

Zuletzt hatte sich Verbund-Chef Michael Strugl, der auch Präsident der Interessensvertretung Österreichs Energiewirtschaft ist, gegen die Gewinnabschöpfung ausgesprochen. Stattdessen schlägt er eine Art Preisobergrenze direkt an den Strombörsen vor. Strom sollte demnach nicht über beispielsweise 180 Euro pro Megawattstunde gehandelt werden.

In welchem Ausmaß das Unternehmen von der geplanten Gewinnabschöpfung betroffen wäre und wie hoch sie heuer ausfallen könnte, kann derzeit nicht beziffert werden, hieß es auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Dafür ist der Großhandelshandelspreis derzeit zu volatil und es fehlt noch nach klaren Vorgaben, wie die Gewinne genau abgeschöpft werden sollen.

Mellach liegt auf Eis

An klaren Vorgaben fehlt es übrigens auch beim eingemotteten Kohlekraftwerk Mellach, das der Verbund für den Fall eines totalen Gaslieferstopps wieder reaktivieren sollte. Ein entsprechender Beschluss scheiterte an der Zwei-Drittel-Hürde im Parlament. Deshalb liegt das Projekt vorerst auf Eis. "Der Verbund wartet noch auf die politische Festlegung rund um die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Mellach aus der Energielenkungsverordnung heraus", sagt Verbund-Sprecherin Ingun Metelko auf Nachfrage.(del)