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KV-Verhandlungen stocken

Wirtschaft

Zähe, ergebnislose Gespräche im Handel, Streikdrohungen bei den Eisenbahnern.


Die Kollektivvertragsverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind heuer besonders zäh. Und die Lohnforderungen und Angebote liegen in fast allen Branchen besonders weit auseinander. So gingen die Verhandlungen der Handelsbediensteten am Dienstag in die vierte Verhandlungsrunde - diese endete erneut ergebnislos. Inflationsbedingt fordern die Arbeitnehmervertreter der 430.000 Angestellten und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel ein Lohnplus von 10 Prozent.

Die Arbeitgeber bieten aber nur einen Gehaltsanstieg von vier Prozent und eine einmalige Zahlung. Sie verweisen, wie übrigens in anderen Branchen auch, auf die hohen Transferleistungen des Staates und wollen diese in den Verhandlungen berücksichtigt wissen. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer irgendwo in der Mitte treffen. Einen solchen Kompromiss gab es etwa bei den Metallern, die die Herbstlohnrunden eingeläutet haben. Dort einigte man sich auf 7,4 Prozent mehr Lohn, was in etwa der durchschnittlichen Jahresinflation entspricht.

Die Inflation betrug im Oktober elf Prozent und eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Ohne eine Lohnerhöhung bedeutet das einen Reallohnverlust für die Angestellten. Wegen der angespannten Lage treten deshalb andere Forderungen wie eine sechste Urlaubswoche oder ein Einkaufssonntag bei den Verhandlungen heuer in den Hintergrund. "Angesichts der Inflation geht es nur ums Geld", hatte die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, zur APA gesagt.

Branchen ringen um Abschlüsse

Auch andere Branchen ringen derzeit um Lohnabschlüsse. Das Sicherheitspersonal der Flughäfen Wien Schwechat, Graz und Innsbruck hat am Dienstagvormittag Betriebsversammlungen abgehalten. Auch sie fordern angesichts der hohen Inflation höhere Löhne. Die Gehaltsverhandlungen in der Branche beginnen allerdings erst im Mai kommenden Jahres.

Und auch die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wollen nach den abgebrochenen KV-Verhandlungen im Bahnsektor streiken. Sie haben für kommenden Montag eine Streikfreigabe beim ÖGB beantragt. Die Arbeitnehmer fordern 400 Euro monatlich auf KV- und Ist-Löhne. Die Arbeitgeber bieten ein durchschnittliches Lohnplus von acht Prozent, bei niedrigen Einkommen bis zu 12 Prozent, und eine Einmahlzahlung von 1000 Euro. Die Verhandlungen wurden abgebrochen.

Wohl um Streiks zu vermeiden, erhöht die Westbahn jedenfalls vorsorglich die Löhne und Gehälter ab 1. Dezember um 7,5 Prozent beziehungsweise um 200 Euro brutto pro Monat. Sie folgt damit der Empfehlung des Fachverbandes der Schienenbahn. Dieser empfahl den von ihm vertretenen Unternehmen, die Löhne und Gehälter anzuheben, obwohl es keine Annäherung mit den Arbeitnehmervertretern gäbe.(del)