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Teure Energie macht Österreich um 13 Milliarden Euro ärmer

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nationalbank sieht heimische Wirtschaft zum Jahreswechsel in milder Rezession, danach sollte es aufwärtsgehen.


Österreichs Energieimporte haben sich 2021 und 2022 exorbitant verteuert. Alles in allem sind die Preise nach Berechnungen der Nationalbank (OeNB) um 275 Prozent nach oben geschossen, sie haben sich demnach beinahe vervierfacht. Da die Exportpreise diesen Anstieg nicht wettmachen können, fließt Einkommen ins Ausland ab, was somit für Wohlstandsverluste sorgt. Kumuliert beträgt xder Verlust für das vergangene und das heurige Jahr 13,2 Milliarden Euro oder 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie die OeNB-Ökonomen ermittelt haben. In einer Pressekonferenz zur neuesten Konjunkturprognose für Österreich sprachen sie am Freitag allein für 2022 von einem Verlust von mehr als 10 Milliarden Euro.

Trotz der hohen Energiepreise rechnen die Volkswirte der Nationalbank in Summe mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum von 4,9 Prozent im laufenden Jahr. Mit Blick auf die Konjunktur war dieses jedoch zweigeteilt: War das erste Halbjahr noch stark von Corona-Aufholeffekten geprägt, fiel die zweite Jahreshälfte aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der massiven Inflation deutlich schwächer aus, so OeNB-Chefökonomin Birgit Niessner.

"Rezession kurz und mild"

Mit ihrer Wachstumsprognose für das bald zu Ende gehende Jahr ist die Nationalbank etwas optimistischer als Wifo und IHS, die ein BIP-Plus von 4,7 respektive 4,8 Prozent prognostizieren. So wie die beiden Wiener Konjunkturforschungsinstitute sagt aber auch die OeNB eine weitere konjunkturelle Verschlechterung gegen Jahresende voraus, wobei dieser Trend zu Beginn des neuen Jahres anhalten dürfte. Sie erwartet nun eine technische Rezession, eine schrumpfende Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Zur Begründung verwies Gerhard Fenz, Leiter des Konjunktur-Referats der OeNB, auf die zuletzt immer schwächer werdende Performance der Industrie, auf sinkende Export- und Produktionserwartungen, auf das schwächere internationale Wirtschaftsumfeld und auf die hohen Energiepreise.

Fenz beschwichtigte aber: "Die Rezession wird kurz und mild sein." Nach dem ersten Quartal sollte es mit der heimischen Wirtschaft jedenfalls wieder aufwärtsgehen, sodass 2023 unter dem Strich noch ein Wachstum von 0,6 Prozent möglich sein sollte. Auch hier ist die OeNB im Vergleich zu Wifo und IHS, die mit einem Plus von 0,3 und 0,4 Prozent rechnen, etwas zuversichtlicher.

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Der Arbeitsmarkt sollte sich trotz schwächelnder Konjunktur weiterhin robust entwickeln. Nach Einschätzung der Nationalbank wird die Arbeitslosenrate 2023 nur moderat ansteigen - von 6,3 auf 6,6 Prozent. Zwar werde sich das Beschäftigungswachstum abschwächen, die Beschäftigung werde aber nicht zurückgehen, so Fenz. Als Grund nannte er die kurze Rezession. Dies spiegle sich auch in den Erwartungen der Unternehmen wider, die an ihrem Personal festhalten würden, um für den für 2024 und 2025 zu erwartenden Aufschwung gerüstet zu sein.

EZB vor weiteren Zinsschritten

Die Jahresinflation wird von der OeNB heuer mit 8,6 Prozent - getrieben von den Energiepreisen - auf ihrem Höhepunkt gesehen. Aufgrund rückläufiger Rohstoff- und Energiepreise sollte sich der Preisauftrieb 2023 auf 6,5 Prozent verlangsamen und in den Jahren 2024 und 2025 auf 3,6 und 2,9 Prozent weiter zurückgehen. Schon im November schwächte sich die Inflation laut Statistik Austria von 11 Prozent (Oktober) auf 10,6 Prozent etwas ab.

Auch im gesamten Euroraum sank die Teuerung - von ihrem Rekordhoch von 10,6 Prozent im Oktober auf 10,1 Prozent im November, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Angesichts dieses hohen Werts sagte OeNB-Chef Robert Holzmann, der als solcher auch Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) ist: "Die Herausforderung ist noch nicht bewältigt." Wie berichtet hat die EZB den Leitzins am Donnerstag um 0,50 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent erhöht. Holzmann war zwar für 0,75 Prozentpunkte, mit der Entscheidung, dass es auch künftig weitere Zinsschritte um 0,50 Prozenptunkte geben soll, zeigte er sich aber zufrieden. Wo genau der Leitzins seinen Höhepunkt erreichen soll, wollte Holzmann am Freitag nicht sagen.