Scheinbar überraschend hat die Inflation in Österreich im Jänner einen neuen Höchstwert erklommen: 11,1 Prozent beträgt sie laut Schnellschätzung der Statistik Austria. Zuletzt hatte sich der Preisauftrieb leicht gedämpft und lag im Dezember bei 10,2 Prozent. Österreich erlebt gerade die höchste Inflation seit 70 Jahren.

Laut Inflationsprognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) für 2023-2025 ist der Höhepunkt der Teuerung mit 2022 zwar überschritten - "Allerdings bleibt der Preisdruck in fast allen Sektoren 2023 hoch", wie OeNB-Gouverneur Robert Holzmann hinzufügte. Die Energiepreise sind hierbei das Zünglein an der Teuerungswaage. Sie haben zwar bereits ihr Maximum überschritten, gerade die Haushaltsenergiekosten wurden jedoch erst im Jänner weitergegeben.

Energie weiter Preistreiber

"Hauptverantwortlich sind kräftige Preiszuwächse bei Haushaltsenergie", erklärte daher auch der Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas. "Hintergrund ist, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Netzkosten, die nun stark gestiegen sind, voraussichtlich erst ab März greifen. Auch fällt trotz Strompreisbremse die volle Mehrwertsteuer an", erläuterte Thomas.

Während also im Jänner noch die Haushaltsenergiepreise die Inflationskurve antrieben, sind sie es, die im Gesamtjahr 2023 die Kurve wieder drücken sollten. Denn, wie die OeNB prognostizierte, werden sie "ihren beispiellosen Anstieg im Jahr 2022 dieses Jahr nicht fortsetzen".

Anders sieht es aus, betrachtet man die Kerninflation, die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnet wird. Sie wird, erwartet Holzmann, "aufgrund kräftiger Lohnkostensteigerungen sowie indirekter Effekte der Energiepreise im Jahr 2023 auf 5,6 Prozent" ansteigen. Hier sei mit einem Rückgang erst 2024 zu rechnen. Die OeNB erwartet einen Rückgang der am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessenen Inflationsrate für Österreich 2023 auf 6,5 Prozent, nach 8,6 Prozent 2022.

Mehr Entlastungen gefordert

"Das Problem der Teuerung muss man auf nationaler und auf europäischer Ebene lösen", kommentierte am Mittwoch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian den neuen Teuerungsanstieg. "Einmalige Hilfen sind gut, aber das reicht nicht. Die Menschen brauchen Entlastung beim Wohnen, bei den Energiekosten, bei Gütern des täglichen Bedarfs."

AK-Präsidentin Renate Anderl verlangte eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent, eine deutliche Erhöhung der Familienzuschläge und eine Valorisierung bei Notstandshilfe und Arbeitslosengeld.

Entspannung in Eurozone

In der Eurozone hat sich die Inflation zu Jahresbeginn übrigens bereits weiter abgeschwächt. Im Jänner kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in einer ersten Schätzung mit. Im Dezember war die Inflation noch bei 9,2 Prozent gelegen, im November bei 10,1 Prozent.

Die Kerninflation, verharrte im Jänner auf 5,2 Prozent. Sie liegt damit auf dem höchsten Wert seit der Euro-Einführung und zeigt, dass der Preisauftrieb nicht nur Energie und Rohstoffe betrifft.

Auch in anderen EU-Ländern hat die Inflation angezogen. Etwa in Spanien, wo der Höhepunkt mit Raten über 10 Prozent im Sommer 2022 überschritten schien. Berechnet nach europäischer Methode - mit Verbraucherpreisen (HVPI) -, stieg die Teuerung dort von 5,5 Prozent im Dezember erneut auf 5,8 Prozent im Jänner.

In Italien legten die nach europäischen Standards ermittelten Verbraucherpreise im Jänner im Jahresvergleich um 10,9 Prozent zu, nach 12,3 Prozent im Dezember. Sie fielen damit aber den zweiten Monat in Folge.(red.)