Die Zinsen "müssen weiter steigen", hat der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, am Freitag erklärt. In der "ZiB2" sagte er über die erwarteten nächsten Zinsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Entwicklung so lange anhalten müsse, bis es "echte Erfolge" im Kampf gegen die galoppierende Inflation gebe. In Österreich belief sich diese im Jänner auf 11,1 Prozent laut Schnellschätzung der Statistik Austria. Die EZB hatte erst am Donnerstag den Leitzins und den Einlagezinssatz jeweils um einen halben Prozentpunkt auf 3,0 bzw. 2,5 Prozent hochgesetzt.
Man werde zwar nicht an die in den USA erwarteten 5,0 Prozent heran, aber doch in deren Nähe kommen, so der Gouverneur sinngemäß. "Wo genau wissen wir nicht", so die Aussage zum erwarteten Zins-Höchststand. Abschmelzen könnten die Zinsen dann bereits wieder um den Jahreswechsel.
Dass der variable Kreditzinssatz für Immokäufer steigt, werde einige Haushalte in Probleme bringen. Holzmann rechnet aber nur mit einer "geringen Zahl".
Die Inflation werde "im Laufe des Jahres" sinken. Die Märkte orteten sogar eine "sehr starke Reduktion". "Ende des Jahres werden wir schon eine wesentlich geringere Rate zu erwarten haben", sagte der Notenbanker.
"Die Nationalbank spekuliert nicht"
Die OeNB hat 2022 Verluste in Höhe von zwei Milliarden Euro nur durch eine signifikante Auflösung der Risikorückstellungen ausgleichen können. Die SPÖ kritisierte zuletzt Spekulationsverluste, was Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) zurückwies, während er eine Strategieänderung einräumte. "Die Nationalbank spekuliert nicht", erklärte nun Holzmann. Es gehe um Anleihe- und Aktienveranlagungen "und hier war 2022 leider ein Bärenjahr".
"Wir haben eine langfristig angelegte Anlagepolitik", sagte Holzmann. Langfristig zahle sich diese aus. In Aktien werde investiert, weil man auf die Ertragslage schauen müsse. "Über langen Zyklus handelt es sich um gute Investitionen, ein Jahr kann immer schlecht sein." Einen Ausblick gab es nicht. Holzmann betonte noch: "Die Anlagepolitik wird vom Generalrat sehr genau angeschaut und geprüft." Generalratspräsident ist Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer, dessen Stellvertreterin Hayek-Institutschefin Barbara Kolm.
Die Sozialdemokraten hatten sich vor wenigen Tagen im Nationalrat im Rahmen einer "Dringlichen Anfrage" zu den Abschreibungen von knapp zwei Milliarden Euro auf die Thematik eingeschossen. Sie orten Spekulationsverluste, was Brunner zurückwies. Zuvor hatte Holzmann in der "Presse", die zuerst über die Milliarden-Abschreibungen berichtete, erklärt, dass die Geldpolitik zuletzt dazu beigetragen habe, dass die größte Pandemie der letzten 100 Jahre abgefedert worden sei. "Dabei sind wir in Vorlage gegangen, indem Anleihen gekauft und Zinsen gesenkt wurden. Nun führt man das zurück, und das schlägt sich in den Bilanzen nieder." Brunner betonte in seiner Anfragebeantwortung, dass die Entwicklungen 2022 dazu geführt hätten, dass die meisten Notenbanken in der EU Verluste aufweisen würden.