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Linz-Abschreibung schmälert Gewinn bei Bawag deutlich

Wirtschaft

Ihre Forderung aus dem Swap musste die Bank 2022 auf null setzen, operativ legte sie aber weiter zu.


Eine hohe Abschreibung hat der Bawag Group die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 verhagelt. Konkret geht es dabei um eine Forderung gegenüber der Stadt Linz im Rahmen eines mit ihr vor 15 Jahren abgeschlossenen Deals rund um einen hochspekulativen Schweiz-Franken-Swap, der sich für die oberösterreichische Landeshauptstadt als äußerst verlustreich erwiesen hatte. Da der Oberste Gerichtshof im vergangenen August entschied, dass der Vertrag ungültig zustande gekommen sei, musste die Bank ihre brutto auf 254 Millionen Euro lautende Forderung, die nach Steuern einem Effekt von 190 Millionen Euro entspricht, komplett abschreiben. Unter dem Strich hatte dies nach vorläufigen Zahlen einen Nettogewinn zur Folge, der 2022 mit etwas mehr als 318 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 480 Millionen lag.

Bawag-Chef Anas Abuzaakouk sprach am Montag in einer Aussendung dennoch von einem "weiteren Rekordjahr, in dem wir alle unsere Ziele übertroffen haben". Ohne die Abschreibung weist das Nettoergebnis einen Betrag von 509 Millionen Euro aus. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund will die börsennotierte Wiener Großbank die Dividende um knapp ein Viertel von 3,00 auf 3,70 Euro pro Aktie anheben. In Summe sollen damit 305 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Hochprofitabel unterwegs

Mit den operativen Ergebnissen der Bank zeigte sich Abuzaakouk zufrieden – vor allem auch wegen des zunehmenden Gegenwindes, im Jahresverlauf und der volatilen Kapitalmärkte. Beim Nettozinsertrag, der in der Branche als besonders wichtige Kennzahl gilt, legte die Bawag 2022 dank höherer Kreditnachfrage und gestiegener Zinsen um fast neun Prozent auf 1,02 Milliarden Euro zu. Der Provisionsüberschuss – ebenfalls eine relevante Kennzahl für die operative Performance von Bankhäusern – fiel mit 309 Millionen Euro um knapp ein Zehntel höher aus als im Jahr davor. Zur Begründung verwies die Bawag hier unter anderem auf die im vierten Quartal 2021 vollzogene Übernahme des Online-Brokers Hellobank (vormals direktanlage.at), der inzwischen auf die Marke Easybank umbenannt wurde.

Weiter verbessern konnte die Bawag auch die Cost-Income-Ratio, das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen, und zwar um 3,6 Prozentpunkte auf 35,9 Prozent. Unter den heimischen Großbanken ist dies der mit Abstand beste Wert (je niedriger desto besser). Um einen Ertrag von einem Euro zu lukrieren, musste die Bawag im Vorjahr lediglich knapp 36 Cent aufwenden.

Guter Ausblick für 2023

Für das laufende Jahr hat sich die einst dem ÖGB gehörende Traditionsbank einiges vorgenommen. So will sie ihren Vorsteuergewinn, der 2022 unbereinigt 427 Millionen Euro und ohne die Abschreibung der Swap-Forderung 681 Millionen betrug, deutlich – auf mehr als 825 Millionen Euro – ausbauen. Wobei der Nettozinsertrag auf über 1,2 Milliarden Euro gesteigert und die Cost-Income-Ratio auf unter 34 Prozent verbessert werden sollen.

Trotz der positiven Geschäftsaussichten musste die Bawag-Aktie zu Wochenbeginn kräftig Federn lassen. In der Spitze ging es mit dem Kurs um bis zu 7,2 Prozent auf 54,40 Euro bergab. Im Markt hieß es, die Bankt habe mit den Zahlen zum Gewinn und Zinsertrag 2022 enttäuscht. (kle)