Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist im Februar laut Arbeitsmarktservice (AMS) "noch" weiter gesunken. Es gab einen Rückgang von rund 7.000 Personen oder 1,9 Prozent auf 369.769 Menschen ohne Arbeit oder in AMS-Schulungen. Die Arbeitslosenquote ging damit nach nationaler Berechnung auf 7 Prozent zurück und lag damit auf dem tiefsten Wert seit 2008, teilte das AMS am Mittwoch mit. Merklich zurückgegangen ist die Zahl der offenen Stellen. Es gibt auch mehr junge Arbeitslose.

AMS-Chef Johannes Kopf verwies auch auf einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf dem Bau. "Die stärkere Bauarbeitslosigkeit dürfte jedoch teilweise auch auf die winterlichen Verhältnisse zurückzuführen sein, so sehen wir eine schlechtere Entwicklung in Südösterreich, wo ja auch mehr Schnee gefallen ist", so Kopf.

"Ich vermute, dass Ende März der Rückgang der Gesamtarbeitslosigkeit sein vorläufiges Ende findet. Die Prognosen verkünden einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit für heuer und bereits 2024 wieder einen Rückgang. Das wäre ja fein, der Fachkräftemangel wird uns damit aber erhalten bleiben", so der AMS-Chef.

Kocher: "Keine negativen Effekte am Arbeitsmarkt"

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) zeigte sich im Pressefoyer nach der Ministerratssitzung am Mittwoch erfreut über die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Derzeit seien rund 369.000 Menschen beim AMS arbeitslos gemeldet oder in einer Schulung, sagte der Ressortchef. Die Arbeitslosenquote von sieben Prozent sei "die niedrigste seit 2008" (6,8 Prozent).

Man sehe weiterhin - trotz der Herausforderungen für die Unternehmen, insbesondere durch die hohen Energiepreise - "keine negativen Effekte am Arbeitsmarkt", sagte Kocher. Auch gäbe es derzeit weniger Arbeitslose als im Februar 2022.

Die Zahl der offenen Stellen habe sich erhöht, diese würden sich auf "Rekordniveau" befinden. Dies liege aber nicht daran, dass es etwa weniger Beschäftigte gäbe, im Gegenteil: Gegenüber Februar 2022 ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten laut Kocher um rund 63.000 Personen gestiegen. Erfreut zeigte sich der Ressortchef auch über das Plus bei den älteren Beschäftigten (über 50 Jahre) (+2 Prozent).

Die Aussichten für die heurige Entwicklung seien zwar nicht so gut wie im letzten Jahr, es bestehe aber "guter Grund für Optimismus, wenn es uns gelingt, uns weiter unabhängig zu machen von fossilen Energieträgern, vor allem von Russland", so Kocher. Es hänge aber viel von der geopolitischen Entwicklung ab, betonte er.

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) und die Arbeiterkammer (AK) nahmen die aktuellen Zahlen zum Anlass, weitere Verbesserungen für Frauen am Arbeitsmarkt zu fordern. Zwar habe sich deren Lage im Vergleich zur Pandemie zuletzt verbessert, aber noch immer seien es Frauen, "auf deren Schultern die Verantwortung für Kinderbetreuung, Pflege oder unbezahlte Hausarbeit lastet", sagte AK-Präsidentin Renate Anderl in einer Aussendung. Auch die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl hielt in einer Mitteilung fest, dass Frauen am Arbeitsmarkt weiterhin stark benachteiligt seien.

IV fordert mehr Leistungsanreize

Die Industriellenvereinigung (IV) plädiert vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels für eine Stärkung von Leistungsanreizen. Außerdem müsse die Vollzeitarbeit attraktiviert werden. "Eine Verkürzung der Arbeitszeit, wie seitens der Gewerkschaft vorgeschlagen, kann nicht der richtige Weg sein. Vielmehr muss es darum gehen das Arbeitsvolumen insgesamt und die Produktivität zu erhöhen, um unseren Wohlstand und unser Sozialsystem auch weiterhin in gewohnter Form aufrechtzuerhalten", wurde IV-Generalsekretär Christoph Neumayer in einer Aussendung zitiert. (apa)