Das Arbeitskräfteangebot in Österreich wächst im Zeitraum 2018 bis 2040 um insgesamt 176.000 Personen, geht aus einer Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) hervor. Bei diesem Szenario seien die bereits beschlossenen Maßnahmen wie die Angleichung des Pensionsantrittsalters berücksichtigt.
Damit würde auch der theoretische demografisch bedingte Rückgang der Erwerbstätigen überkompensiert werden. Rund 30 Prozent dieses Zuwachses entfallen auf bereits beschlossene Veränderungen der Pensionszugangsregelungen. Aber auch die Veränderung bei der Bildung trage mit rund einem Viertel zur Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes bei.
Laut der Studie wird es im Jahr 2027 mit rund 4,797 Personen die meisten Erwerbstätigen geben. Danach soll deren Zahl bis 2035 leicht auf 4,751 Millionen Menschen sinken, umd dann wieder auf 4,775 Millionen Erwerbstätige zu steigen.
Im Zeitraum bis 2040 werde sich aber die Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung deutlich verändern, ergibt die Studie. So werde es um 250.000 weniger Erwerbstätige mit Lehrabschlüssen geben. Am österreichischen Arbeitsmarkt werde es auch um 130.000 Personen weniger geben, die eine berufsbildende mittlere Schule abgeschlossen haben.
Dafür werde es um 223.000 mehr Erwerbstätige mit AHS- oder BHS-Matura und 375.000 mehr Erwerbstätige mit akademischem Abschluss geben.
Anteil Älterer steigt am Arbeitsmarkt
Aber auch vom Alter her wird sich der Arbeitsmarkt verschieben: Der Anteil Älterer - also 55 Jahre und älter - steige bis 2040 um rund 4 Prozentpunkte, während im Haupterwerbsalter (25 bis 54 Jahre) ein Rückgang von rund drei Prozentpunkten zu erwarten sei. Absolut betrachtet bedeute dies einen Rückgang der Erwerbspersonenzahl um knapp 33.000 in der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen bei gleichzeitiger Zunahme der Gruppe der Über-55-Jährigen um rund 221.000.
Parallel dazu werde auch die Zahl der Erwerbspersonen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen von rund 584.000 im Ausgangsjahr 2018 bis 2027 auf 644.000 ansteigen. Danach werde sie bis 2040 leicht auf rund 620.000 absinken - knapp 36.000 mehr als im Jahr 2018.
Bei den Förderungen für Ältere über 50 Jahre ergäbe sich bis 2027 ein Anstieg um knapp 20.000 Fälle und damit ein Anstieg um 31 Prozent. Zwar sinke die Zahl der Förderungen bis 2035 leicht, steige aber 2040 auf über 22.000 zusätzliche Förderfälle.
Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen
Das Basisszenario setze eine verbesserte Nutzung vorhandener Arbeitskräftepotenziale - insbesondere von Frauen und Älteren - voraus. Damit diese Arbeitskräftepotenziale entsprechend zur Verfügung stehen, müssten auch die Rahmenbedingungen gegeben sein. Dazu zähle laut der Studie etwa die Vereinbarkeit von Betreuungspflichten und Berufstätigkeit sowie die Förderung der Erwerbspotenziale von Älteren und Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Die Wifo-Studie beschäftigt sich aber auch mit Alternativszenarien: Abweichend vom Basisszenario zeigen sich die markanten Auswirkungen der internationalen Wanderungsbewegungen für die österreichische Bevölkerungsentwicklung. So würde bei der Variante mit der geringsten Anzahl an Migranten die Zahl der Erwerbspersonen bis 2040 um mehr als 320.000 unter jener des Basisszenarios zu liegen kommen, während sie unter den Annahmen der oberen Wanderungsvariante das Basisszenario um mehr als 340.000 übersteigen würden.
Auch eine - im Vergleich zum Basisszenario - veränderte Zuwanderungsstruktur hin zu mehr Drittstaatsangehörigen (von ausserhalb der EU-Staaten) würde die Zahl der Erwerbspersonen im Vergleich zum Basisszenario um rund 30.000 Personen sinken lassen.
In den vom Wifo erstellten Szenarien zeigt sich, dass durch eine verstärkte bzw. raschere (Re-)Integration von Müttern in den Arbeitsmarkt eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes bis 2040 um rund 20.000 erzielbare wäre. Und eine Forcierung des zweiten Bildungsweges könnte zudem dem Rückgang der Erwerbspersonen mit Lehrabschluss deutlich entgegenwirken und den im Basisszenario errechneten Rückgang von rund 240.000 Erwerbspersonen mit Lehrabschluss mehr als halbieren. Die dadurch höhere Erwerbsneigung würde bis 2040 rund 12.000 mehr Erwerbstätige bringen, als im Basisszenario zu erwarten seien. Zusätzlich würde auch die Arbeitslosenzahl reduziert werden. (apa)