Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) spricht sich für eine Aufspaltung der Schweizer Großbank UBS nach der Übernahme der Credit Suisse aus. "Die Credit-Suisse-Übernahme führt vor Augen, wie fragil die derzeitige Situation der Banken ist", sagte IW-Direktor Michael Hüther am Freitag. "Deshalb muss jetzt zügig gegengesteuert werden, um den Anlegern wieder Vertrauen in das System zu geben."
In der Schweiz müsse die UBS in kleinere Einheiten aufgespalten werden, um ein Klumpenrisiko abzuwenden. "Andernfalls droht dem Land als Bankenplatz das Ende und damit die Aufnahme in die Europäische Währungsunion", sagte Hüther. "Und das wäre ein Treppenwitz der europäischen Geschichte."
Die derzeitige Bankenkrise hält das IW für bedrohlich, aber aus anderen Gründen als bei der Finanzkrise von 2008. Damals sei eine Immobilienblase mit weitgehend wertlosen Finanzprodukten geplatzt, während die aktuellen Turbulenzen eher auf branchentypischen Problemen im Tech-Bereich oder wie im Falle der Credit Suisse auf Managementversagen fußten. Dank Reformen seien die Banken inzwischen mit mehr Eigenkapital ausgestattet als noch vor 15 Jahren. Auf der anderen Seite sei die hohe Inflation das Thema der Stunde, gegen die die Notenbanken ankämpften. "Die restriktive Geldpolitik steht im Widerspruch zur Rettung der Banken", so das IW zu seiner Studie. "Die Zinserhöhungen kamen spät und mit Wucht, viele Banken haben sich darauf verlassen, dass die Jahre der Niedrigzinsen ewig anhalten."
Aufseher müssten genauer hinaschauen
Besonders risikoreich wäre demnach ein Bank-Run - bei dem Anleger das Vertrauen in die Institute verlieren und es zum Herdenverhalten kommt, bei dem Anleger versuchen, so schnell wie möglich ihre Einlagen abzuheben. "Dabei spielt keine Rolle, ob die Informationen zum Bankenzustand korrekt sind oder nicht", betonte das Institut. "Krise ist, wenn die Sparer glauben, dass Krise ist."
Um eine Zuspitzung der Situation zu verhindern, müssten die Aufseher genauer hinschauen, um sicherzugehen, dass die Banken ausreichend Eigenkapital zur Seite legen. Der Staat dürfte nicht mehr mit Steuergeldern einspringen, um Banken zu retten. Krisele es bei großen Instituten, müssten Behörden rechtzeitig durchgreifen und aufspalten. In Deutschland sollten Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Bundesbank und Finanzministerium ihre Kompetenzen bündeln und sich mit den zuständigen Behörden auf europäischer Ebene austauschen, um notfalls auch innerhalb eines Wochenendes Banken stabilisieren zu können. (reuters)