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Hohe Inflation würgt Konjunktur ab

Von Karl Leban

Wirtschaft

Für heuer rechnen Wifo und IHS nur mit einem winzigen BIP-Plus. 2024 sollte sich das Wachstum dann beschleunigen.


Nach dem ökonomischen Crash durch Corona sorgten die beiden vergangenen Jahre für eine kräftige Erholung der heimischen Wirtschaft. Doch dieser Höhenflug ist inzwischen vorbei. Seit Monaten stagniert die Konjunktur - vor allem aufgrund der rasant steigenden Verbraucherpreise und einer schwachen internationalen Nachfrage. In der zweiten Jahreshälfte sollte es aber wieder aufwärtsgehen. Aus der Sicht der Wirtschaftsforscher bedeutet das für das Gesamtjahr 2023 unterm Strich, dass Wachstum nur mit der Lupe wahrnehmbar sein wird. Rechnet das Wifo für Österreichs Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einem Plus von 0,3 Prozent, sind es beim Institut für Höhere Studien (IHS) 0,5 Prozent.

Im kommenden Jahr sollte sich das Wachstum dann beschleunigen - auf 1,4 Prozent (IHS) respektive 1,8 Prozent (Wifo), wie beide Institute am Donnerstag im Rahmen ihrer Frühjahrsprognose weiter mitteilten. "Wir sind dabei, auf einen neuen Wachstumspfad einzuschwenken", erklärte IHS-Interimschef Klaus Neusser mit Hinweis auf die erwartete Konjunkturbelebung im zweiten Halbjahr.

Teuerung bremst Konsum

Was die weitere Entwicklung der Inflation betrifft, so zeichnet sich eine gewisse Entspannung ab. Trotz Rückgangs bleibt sie aber weiter hoch. Lag die Teuerung im Vorjahr im Schnitt bei 8,6 Prozent, erwarten Wifo und IHS für heuer zunächst nur eine moderate Abschwächung auf 7,1 beziehungsweise 7,5 Prozent und erst für das Jahr 2024 eine stärkere auf 3,8 respektive 3,5 Prozent.

Der Rückgang der hohen Inflationsraten, die eine nicht unerhebliche Geldentwertung zur Folge haben und damit die Kaufkraft einschränken sowie den Konsum bremsen, geht demnach nur langsam vonstatten. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr betonte deshalb auch: "Die größte Herausforderung ist die Inflation, die Preisdynamik ist viel zu hoch."

Was der Ökonom dabei zu bedenken gab: Im Vergleich zu Deutschland (wo die Teuerung im März von 8,7 auf 7,4 Prozent zurückging) und dem Durchschnittswert in der Eurozone wird die für Österreich erwartete Inflationsrate dieses Jahr um ein bis zwei Prozentpunkte höher sein. Sollte dieser Abstand über einen längeren Zeitraum bestehen, dann hätte dies negative Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum des Landes.

Die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank allein würden dieses Problem nicht lösen. Auch "die Regierung muss handeln", sagte Felbermayr. Von ihr wünscht er sich eine Strategie zur Teuerungsbekämpfung. Ein wichtiger Punkt dabei: "Die Transferzahlungen müssen aufhören. Jetzt ist auch nicht die Zeit für Steuersenkungen." Erneut kritisierte der Leiter des Wifo, dass keine Mietpreisbremse beschlossen wurde.

IHS-Direktor Neusser sprach sich zwar nicht explizit gegen die inflationstreibenden, nach dem Gießkannenprinzip erfolgenden Cash-Zahlungen der Regierung aus. Er plädierte jedoch für "mehr Treffsicherheit" bei den Maßnahmen. Insgesamt sollte die Fiskalpolitik hier restriktiver und zurückhaltender sein.

Felbermayr rief auch zu einer "Mäßigung in der Lohnpolitik" auf. Noch sei die sogenannte Lohn-Preis-Spirale, bei der höhere Kollektivvertragsabschlüsse die Verbraucherpreise immer höher treiben, "nicht auszumachen". Ihre Preispolitik überdenken sollten aber auch die Gebietskörperschaften, die "großen Einfluss auf die Preise" hätten, so der Wifo-Chef.

"Keine Gefahr am Horizont"

Zu den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor meinte Neusser: "Wir können relativ entspannt sein." Es gebe keine Anzeichen für eine Bankenkrise und "keine Ansteckungseffekte". Die Credit Suisse sei "schlecht gemanagt" worden, und die Silicon Valley Bank sei "ein sehr spezialisiertes Institut, das falsch investiert hat", so Neusser. "Ich sehe keine Gefahr am Horizont."

Felbermayr sagte indes: "Wir haben ein paar Zutaten, die Bank Runs nicht ausschließen." Viele Banken hätten so wie die Silicon Valley Bank in Staatsanleihen investiert, die null Zinsen abwerfen und nach den Zinserhöhungen der Notenbanken im Kurs stark gefallen sind. Müssen diese aus Liquiditätsgründen verkauft werden, ist das nur mit Verlusten möglich und zehrt am Eigenkapital.

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